Handball-Bundesliga:Spielt er? Oder darf er nicht?

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Hängepartie: Die Vorbereitung hat Marko Bezjak (li.), hier im European-League-Spiel für seinen alten Verein Nasice gegen den dänischen Vertreter Skjern, bereits mit dem HC Erlangen absolviert. Ob er für seinen neuen Klub spielen darf, entscheidet die EHF. (Foto: Borna Jaksic/Pixsell/Imago)

Trotz einer Sperre in Kroatien war die Spielberechtigung von Marko Bezjak für den HC Erlangen erteilt – bis der kroatische Verband intervenierte. Nun liegt die Entscheidung bei einem EHF-Schiedsgericht.

Von Ralf Tögel

Es sind recht unterschiedliche Eindrücke, die Johannes Sellin in den vergangenen Wochen gewonnen hat. Der 33-jährige ehemalige Handball-Europameister wird an diesem Freitagabend in seine erste Saison als verantwortlicher Trainer eines Erstligisten starten. Erfahrungen hatte er freilich schon am Ende der vergangenen Spielzeit gesammelt, als er den HC Erlangen im Saisonendspurt in großer Not übernahm, für seinen Vorgänger Hartmut Mayerhoffer vom Assistenten zum Chef befördert wurde und dem Klub den Klassenverbleib auf der Zielgeraden sicherte. Jetzt hat der 33-Jährige die Erlanger auf ihre nächste Saison in der anerkannt stärksten Liga des Erdballs vorbereitet. Dies ist allerdings wegen des langen Fehlens der beiden Olympiateilnehmer – Christoph Steinert, der mit Deutschland Silber gewann, und Torwart Klemen Ferlin (Slowenien) – sowie einiger Verletzter nicht reibungslos verlaufen.

Entsprechend gestalteten sich die Ergebnisse diverser Testpartien, es gab ein paar Niederlagen, auch schmerzhafte wie jene gegen den fränkischen Rivalen und Zweitligisten Coburg, sowie Siege wie den gegen den polnischen Meister und Champions-League-Klub Wisla Plock. Mit dem Anwurf an diesem Freitagabend um 20 Uhr in der Campushalle zu Flensburg ist all das nicht mehr wichtig, Testspiele dienten Erkenntnissen, nicht Ergebnissen, ließ Sellin wissen. Seine Mannschaft fühle sich gewappnet für die neue Saison. Konkrete Ziele will der Trainer bisher nicht formulieren; auch angesichts der holprigen Vorsaison soll sich sein Team möglichst schnell und weit vom Kampf um den Klassenverbleib entfernen.

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Der HC Erlangen ist ein Klub, der sich in den vergangenen Jahren mit solider und steter Arbeit in der Bundesliga etabliert hat. Und der spätestens seit dem Erreichen des Pokal-Final-Four vor zwei Jahren, mit Konkurrenten wie Magdeburg und Kiel, im Umfeld immer wieder die Sehnsucht nach mehr weckt. Für die kommende Spielzeit hat der HCE den Kader weitgehend zusammengehalten und verstärkt, etwa mit dem algerischen Nationaltorhüter Khalifa Ghedbane, dem polnischen Nationalspieler Maciej Gebala und dem norwegischen Nationalspieler Sander Overjordet. Dass Sellin sich dennoch in Zurückhaltung übt, hat Gründe: Kreisläufer Gebala fällt wegen einer Bauchmuskelverletzung länger aus, dem Vernehmen nach wird der HCE nochmals auf dem Transfermarkt tätig. Und auch Niko Büdel wird noch länger fehlen, der Spielmacher musste sich kürzlich einer Knie-OP unterziehen.

Einen starken, torgefährlichen und routinierten Spielmacher hatte sich der Trainer nach der Büdel-Verletzung gewünscht – und er wurde erhört. Genau so ein Spieler hat kurz darauf einen Vertrag bis zum Saisonende in Erlangen unterschrieben: der Slowene Marko Bezjak. Alles gut? Nicht ganz. Denn es steht noch in den Sternen, ob der 38-jährige Champions-League-Sieger seinen Vertrag auch erfüllen darf. 

Plötzlich intervenierte der kroatische Verband bei der EHF gegen das eigene Urteil

Der Wechsel des Rückraumspielers, der als Kapitän des SC Magdeburg auch deutscher Meister und Pokalsieger war und danach zuletzt ein Jahr beim kroatischen Topklub RK Nexe Nasice spielte, war Teil eines Pakets, dass die Erlanger in enger Zusammenarbeit mit dem SC Magdeburg geschnürt hatten. Erlangen ließ seinen widerspenstigen Bundesliga-Torschützenkönig Manuel Zehnder, der nach seiner Leihe an Eisenach partout nicht heimkehren wollte und sogar gegen die Gültigkeit seines Vertrages klagte (und verlor), zum deutschen Double-Sieger ziehen. Magdeburg zahlte nicht nur die geforderte Ablöse im mittleren sechsstelligen Bereich, sondern vermittelte in Person von Trainer Bennet Wiegert auch den Wechsel von Bezjak.

Für den verletzten Maciej Gebala (hier für Polen bei der EM gegen Norwegen) verpflichten die Erlanger nach SZ-Informationen Ersatz. (Foto: Maximilian Koch/Imago)

Allerdings war Bezjak wegen einer Tätlichkeit gegen einen Offiziellen in Kroatien für ein Jahr gesperrt worden: In einem traditionell hitzigen Meisterschaftsduell im April gegen Zagreb hatte Bezjak einen Offiziellen angerempelt, der daraufhin theatralisch zu Boden ging. Das Spiel wurde abgebrochen und Bezjak vom kroatischen Verband für zwölf Monate gesperrt. In dem Verbandsurteil war aber klar formuliert, dass die Sperre außerhalb Kroatiens keine Gültigkeit hat. Vielmehr hatte der kroatische Verband das notwendige Transferzertifikat erstellt und der Spielgenehmigung des Deutschen Handballbundes stand nichts mehr im Weg.

Doch dann intervenierte der kroatische Verbandspräsident, dem eine Nähe zum HC Zagreb nachgesagt wird, überraschend beim europäischen Verband EHF. Der lässt nun von einem eigens einberufenen unabhängigen Schiedsgericht, dem ein Grieche, eine Schweizerin und ein Niederländer angehören, prüfen, ob die Sperre auch über die kroatischen Verbandsgrenzen hinweg greift.

Wie sehr Bezjak, der für Nexe auch im European Cup Topleistungen abrief, den Erlangern helfen kann, hat er bereits in der Vorbereitung bewiesen. Zum Saisonstart in Flensburg wird er sicher fehlen, der Klub hofft auf eine möglichst baldige Freigabe. Am besten schon für die beiden Heimspiele gegen Eisenach und Stuttgart, denn da werden Erkenntnisse nicht reichen. Da müssen Ergebnisse her.

 

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