Hazard bei Real Madrid:Das Sternchen funkelt nur schwach

Hazard bei Real Madrid: Eden Hazard (li.) hat sich in Madrid noch nicht bewährt.

Eden Hazard (li.) hat sich in Madrid noch nicht bewährt.

(Foto: AP)

Eden Hazard sollte den Umbruch bei Real Madrid verkörpern - nun kämpft er nach zahlreichen Verletzungen gegen den Ruf als horrend teures Transferfiasko an.

Von Javier Cáceres

Am Montag bestieg Real Madrid den Flieger gen Mönchengladbach, mit einem Luxuspassagier an Bord, den bis zum Sonntag keiner auf der Rechnung hatte: Eden Hazard, 29. Am Sonntag hatte der Offensivspieler aus Belgien das Mannschaftstraining bei Real Madrid absolviert und damit überraschenderweise seine jüngste Konvaleszenzzeit für beendet erklärt. Ursprünglich war seine Rückkehr in den Übungskreis Reals für Ende dieser Woche vorgesehen. Nun stehen sogar ein paar Minuten Einsatzzeit an diesem Dienstag in der Champions League gegen Borussia zur Debatte. Und damit der Beginn eines neuerlichen Versuchs des 13-maligen Champions-League-Siegers aus Madrid, rund um den Belgier eine Zukunft aufzubauen.

Hazard ist seit 2019 im Klub; er kam, wie man nun weiß, als der teuerste Transfer, den Spaniens Rekordmeister je getätigt hat. Beizeiten streute der Klub, dass die Ablöse an den FC Chelsea knapp 100 Millionen Euro betragen habe. Das belgische Blatt Het Laatste Nieuws enthüllte jedoch Anfang September, dass Hazard erstens teurer war. Und der Preis zweitens durch diverse Bonuszahlungen auf bis zu 160 Millionen Euro anwachsen könnte.

Schon jetzt seien rund 15 Millionen zusätzlich geflossen, weil durch Real Madrids Titelgewinn in La Liga eine Prämie fällig wurde. Knapp 120 Millionen Euro - das ist eine Menge Geld für einen Spieler, der für Madrid bislang nur 1 544 Minuten in 29 Partien gespielt, gerade mal ein Tor aufzuweisen - und 36 Partien verpasst hat.

Irritationen gab es in der noch immer kurzen Liaison einige

Der Grund: Eine Verletzung reihte sich an die andere, die schlimmste war ein nicht sofort diagnostizierter Haarriss am Knöchel, nach einer Attacke von Hazards Landsmann Thomas Meunier im Champions-League-Spiel gegen Paris Saint-Germain Ende vergangenen Jahres. Die Reha gestaltete sich schwierig, weil Reals Physiotherapeut im Frühjahr als Corona-verdächtig galt und Hazard nur telematisch trainieren konnte. Trotz dieser unglücklichen Umstände nannte ihn Reals Hausblatt Marca dieser Tage ein "Fiasko mit Sternchen" - wobei "Sternchen" für die Hoffnung steht, dass sich alles noch zum Guten wendet.

Irritationen gab es in der noch immer kurzen Liaison zwischen Hazard und Real Madrid einige. Jahrelang hatte Trainer Zinédine Zidane seinen Präsidenten Florentino Pérez bekniet, Sadio Mané (FC Liverpool), Paul Pogba (Manchester United) und/oder eben Hazard vom FC Chelsea zu holen. Erst nachdem Pérez eingewilligt hatte, Hazard zu verpflichten - obwohl er meinte, dass man in Marco Asensio, Isco und seinerzeit auch James ähnliche Spielertypen im Kader habe -, war Zidane bereit, nach seinem Rücktritt von 2018 auf die Trainerbank zurückzukehren.

Als Hazard 2019 dann ins Trainingslager nach Nordamerika nachreiste, musste ihn keiner auf die Waage stellen, um zu verifizieren, dass er sich in den Ferien gleich mehrere Kilos angefuttert hatte. Das wärmte die alten, legendären Geschichten auf, die ihn zum Fast-Food-Freund stilisiert haben. Unter anderem, weil er von Fans schon mal in einschlägigen US-amerikanischen Bratling-Ketten abfotografiert worden war - und er dazu selbst öffentlich Scherze machte. Der Verlust der Ideallinie soll auch der wahre Grund dafür gewesen sein, dass ihm fürs erste Spiel mit Real ein Trikot mit einer absurd anmutenden Rückennummer übergezogen wurde: der "50". Offiziell hieß es seitens des Klubs, dass so der 50. Jahrestag der Mondlandung gewürdigt werden sollte; das Spiel fand ja in Houston/Texas statt, also in der Heimat der US-Raumfahrtbehörde NASA.

Es geht auch um seine Leibesfülle

Hinter vorgehaltener Hand aber wird in Madrid erzählt, dass jemand aus dem Stab Reals meinte, eine "50" würde Hazards Leibesfülle besser kaschieren als die "7", die er jetzt trägt. Das war nicht nur die Rückennummer, die er bei Chelsea trug, sondern auch diejenige, die Eigentum von Cristiano Ronaldo war, ehe der mehrmalige Weltfußballer 2018 nach Turin abwanderte und bei Real eine Wunde riss, die noch immer nicht verheilt ist. Denn trotz des Gewinns der Meisterschaft in der vergangenen Saison galt die Qualität von Reals Spiel oft genug als mangelhaft.

Zudem waren Real-Siege insbesondere nach der corona-bedingten Pause oft von Klagen über die Urteile des Videoschiedsrichters überlagert - so wie der jüngste 3:1-Sieg vom Samstag im "Clásico" beim FC Barcelona. Zur Erinnerung: Real hatte in Barcelona einen weichenstellenden Strafstoß wegen eines Trikotzupfers an Sergio Ramos zugesprochen bekommen - von einem Referee, der in seiner Heimat Benidorm als "bekennender madridista" gilt, wie die katalanische Zeitung Sport am Montag berichtete.

Er soll bei früheren Spielen sogar ein Real-Trikot unter der Schiedsrichterkluft getragen haben. Der Sender Cadena SER ergänzte, der Linienrichter habe vor dem Zupfer ein "Foul von Ramos" erkannt und dies so dem Schiedsrichter per Funk zugerufen. Ramos selbst wiederum leistete sich nach dem Spiel einen lustigen Satz: "Der Videoschiedsrichter ist dazu da, uns zu helfen."

Das könnte man meinen. Gegen gut strukturierte Mannschaften, zu denen Borussia Mönchengladbach zu zählen ist, hat Real Madrid häufig Probleme. Wie zuletzt gegen Schachtjor Donezk in der Champions League: Gegen die Ukrainer kassierte Real vergangene Woche eine 2:3-Niederlage, am Niederrhein ist das Team unter Siegzwang. Mit Hazard als Joker?

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