Hasan Salihamidzic:Comeback in langen Hosen

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Fesch schaut er aus, der Herr Vereinsvertreter: Hasan Salihamidzic rückt beim FC Bayern in die Funktionärsetage auf. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Der FC Bayern München präsentiert den Bosnier als neuen Sportdirektor. Er ist Teil einer unerwarteten Lösung, an der lang gebastelt wurde.

Hasan Salihamidzic war jüngst bereits mit Erklärungen wie dieser unterwegs: "Ich denke, wir haben uns mit den Neuen sehr gut auf die kommende Spielzeit vorbereitet. Aber die Mannschaft muss taktisch und physisch etwas zulegen, doch ich glaube an eine erfolgreiche Saison." Das hörte sich wie eine kleine Regierungserklärung an, jedoch tätigte der 40-Jährige Stellungnahmen wie diese mit der repräsentativen Autorität eines offiziellen Botschafters des FC Bayern. Er übte diese Funktion seit Januar als Teil eines Botschafter-Trios aus, das durch den Brasilianer Giovane Elber und den Franzosen Bixente Lizarazu komplettiert wurde. Was das Trio einte? Sie alle waren am 23. Mai 2001 in Mailand in kurzen Hosen dabei, als im Elfmeterschießen gegen Valencia die Champions League gewonnen wurde. Und mit einem solchen Titel im Kreuz kann man beim Helden-fixierten FC Bayern was werden, zumal dann, wenn man sich wie der einst so flinke Flügelflitzer "Brazzo" nicht nur der Gunst der Münchner Fan-Gemeinde sicher sein kann, sondern auch der von Uli Hoeneß.

"Er kennt den FC Bayern von der Pike auf", erklärte Hoeneß bei der Salihamidzic-Präsentation am Montag: "Wir sind überzeugt, dass wir den Mann gefunden haben, den wir lange gesucht haben." Der Mann, der dem Verein schon lange sehr nah war, erhält einen Vertrag bis 30. Juni 2020. Hoeneß ist nicht nur auf den Präsidentenstuhl, sondern auch massiv an die Hebel der Macht zurückgekehrt, und der Klub-Patron war offenbar die treibende Kraft hinter dieser Personalie. Viele Namen waren ja gehandelt worden, nicht erst seit Hoeneß jüngst auf der Asien-Tournee mit einer Nachricht von einer 0:4-Pleite gegen den AC Mailand abzulenken versuchte: Binnen sechs Wochen werde ein neuer Sportchef vorgestellt, garantiert. Der Name Salihamidzic musste dann nur noch vom Aufsichtsrat abgenickt werden. Salihamidzic besetzt grob gesehen jene Planstelle, die durch den Rückzug von Sportvorstand Matthias Sammer 2016 frei geworden war, die scharfen Konturen des eigentlichen Jobprofils werden sich wohl erst in der näheren Zukunft herausschälen. Wichtig zunächst: Beim Bundesliga-Start gegen Leverkusen am 18. August sitzt neben Chefcoach Carlo Ancelotti und dessen neuem Assistenten Willy Sagnol noch ein weiterer Neuer in Zivilkleidung. Sagnol, Salihamidzic - die 2001er kehren also aus dem Vor-Ruhestand zurück. Salihamidzic war 1998 vom Hamburger SV gekommen, er bestritt bis 2007 insgesamt 234 Bundesliga-Spiele für die Münchner, der 46-malige Nationalspieler für Bosnien-Herzegowina ist damit der Ausländer mit den meisten Liga-Einsätzen im Bayern-Trikot. Nun ist er Teil einer unerwarteten Lösung, über die der Rekordmeister ein Jahr lang gegrübelt hat. Während der Suche hatten prominente Kandidaten wie Philipp Lahm oder Max Eberl unter lautem Medien-Echo ihren Verzicht erklärt.

© SZ vom 01.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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