Harsche Kritik vor Olympia:Fechterin Duplitzer wettert gegen DOSB-Spitze

"Die Funktionäre wissen gar nicht mehr, was in der Sporthalle los ist": Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in London übt Degen-Fechterin Imke Duplitzer heftige Kritik am Deutschen Olympischen Sportbund. Um den deutschen Sport stehe es schlecht.

Wenige Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele in London hat die Degen-Fechterin Imke Duplitzer zum großen Rundumschlag ausgeholt. In der Bild-Zeitung übte sie harsche Kritik am Zustand des deutschen Sports und am Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). "Die Leistungen brechen immer weiter ein. Es liegt auch daran, weil das System völlig daneben ist."

Fecht-EM in Leipzig in Leipzig -  Viertelfinale Degen Damen

Die Degen-Fechterin Imke Duplitzer auf einem Archivbild aus dem Jahr 2010. Die Sportlerin aus Bonn geht mit dem DOSB hart ins Gericht.

(Foto: dpa)

Duplitzer prophezeite ein großes Nachwuchsproblem nach den Spielen in London. Ein massives Trainerproblem gebe es jetzt schon. "Uns laufen die Trainer weg, weil sie in anderen Ländern viel, viel, viel mehr verdienen und bessere Rahmenbedingungen vorfinden", sagte Duplitzer, die am kommenden Samstag 37 Jahre alt wird.

Viele Sportler würden sich bei ihr über die Rahmenbedingungen beschweren. Sie sei nicht sicher, ob die führenden deutschen Funktionäre wie DOSB-Präsident Thomas Bach und Generaldirektor Michael Vesper das Problem erkannt hätten. "Das, was die erzählen, zählt für 0,5 Prozent der 392 deutschen Olympia-Sportler. Die Funktionäre wissen gar nicht mehr, was in der Sporthalle los ist. Liegt auch daran, dass sie in ihrem Pixiewolkenkuckucksheim leben", sagte Duplitzer.

Dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gehe es schon lange nicht mehr um den Sportler. "Olympische Spiele sind eine Verkaufsshow mit angeschlossener Rummelbude. Das IOC macht sich die Welt, wie es ihm gefällt", urteilte die Fechterin mit Blick auf das TV-Werbung-Verbot des IOC.

Die Fechterin vermisst zudem den Olympischen Gedanken: "Olympia ist wie Sissi auf Sport gefönt: Wer schaut sich nicht gerne an, wie die Flamme entzündet wird, wie ein kleines Kind eine Taube durchs Stadion trägt, alles noch mit dramatischer Musik unterlegt und auf die Tränendrüse gedrückt? Der Sport läuft nebenher."

In einer ersten Reaktion auf die massiven Vorwürfe erklärte Christian Klaue, Pressesprecher des DOSB: "Es gibt von uns keinerlei Kommentar. Dieses Interview spricht für sich." Hinsichtlich möglicher Konsequenzen für Duplitzer, die in London vor ihren fünften Olympischen Spielen steht, sagt Klaue: "Ich denke eher nicht, dass sie deswegen aus der Mannschaft ausgeschlossen wird."

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