Hannovers Trainer Mirko Slomka:Tendenz zur Trennung

SC Freiburg v Hannover 96 - Bundesliga

Es wird eng: Mirko Slomka nach dem Spiel gegen Freiburg

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Null Auswärtspunkte, die nächste "peinliche" Vorstellung: Mirko Slomka droht bei Hannover 96 das Aus. Rückendeckung von den Klubchefs bekommt der Trainer keine - sie haben sich wohl bereits gegen den langjährigen Coach entschieden.

Von Jörg Marwedel

Hannovers Präsident Martin Kind war am Sonntag auf einer Familienfeier, Sportdirektor Dirk Dufner stellte sich den Fragen des Senders Sport 1, und er sagte einen verräterischen Satz: "Wir wollen eigentlich mit Slomka weitermachen. Man muss aber auch den Mut haben, einen Schnitt zu machen."

Einen Zeitplan für die Entscheidung über die Zukunft des neuerdings sehr erfolglosen Trainers Mirko Slomka bei Hannover 96 nannte Dufner nicht. Wie es aussieht, werden die letzten Gespräche erst nach Weihnachten geführt. Doch so ergebnisoffen wie Dufner beteuerte, liegt der Fall offenbar nicht mehr.

Im Prinzip haben sich Kind und Dufner wohl schon gegen den langjährigen Coach entschieden, der Hannover zweimal in die Europa League führte, nach dem 1:2 beim SC Freiburg aber sogar das in der Krise neu ausgerufene Minimalziel von 20 Hinrunden-Punkten verfehlt hat. Und Fußball ist, wie Kind soeben anmerkte, ein "Ergebnissport".

Am späten Sonntagabend bestätigte auch Kind im NDR Sportclub, er habe Dufner gebeten, sich mit der Causa zu befassen. "Wir haben noch keine Gespräche geführt", erklärte Kind, "aber wir beschäftigen uns natürlich jetzt auch mit dem Markt."

Nach dem Schlusspfiff schlenderte Slomka mit hängendem Kopf über den Rasen. Dann spendete er den Spielern Trost, obwohl er diesen Trost womöglich eher selbst gebraucht hätte. Denn Rückendeckung von den Kluboberen hört sich anders an, auch wenn der Coach offiziell noch immer glaubt, dass sich an der offiziellen Meinung Kinds, er wolle mit ihm weitermachen, nichts geändert habe.

Es sah in Freiburg schon ein bisschen wie Abschied aus, auch wenn Slomka nach der achten Niederlage im achten Auswärtsspiel versuchte, etwas Aufbauendes zu sagen: "Man kann ein Spiel lesen, und ich habe viel Positives erkennen können." Das war so ziemlich das Gegenteil von dem, was Nationaltorhüter Ron-Robert Zieler sagte: "Das ist nicht erstligareif, was wir auswärts abliefern. Das ist peinlich."

Kritik an Präsident Martin Kind

Dabei hatte die auf vier Positionen veränderte 96-Elf zu Beginn einen ordentlichen Eindruck gemacht - bis Lars Stindl mit einem Ballverlust im Mittelfeld das 1:0 für die Breisgauer durch Admir Mehmedi (25.) einleitete. Nur elf Minuten später ließ Mehmedi, wenn auch aus abseitsverdächtiger Position, das 2:0 folgen, als er einen Schuss von Jonathan Schmid glücklich und unhaltbar abfälschte. Da nützte es Hannover auch nichts mehr, dass Slomka in der Halbzeit den indisponierten Andreasen gegen Schmiedebach und den im Angriff überforderten Teenie Valmir Soulejmani gegen Artur Sobiech auswechselte.

Manche Beobachter meinten, die 96er seien früh k.o. gewesen, obwohl Bittencourt in der Nachspielzeit noch das 1:2 gelang. Die ebenfalls angeschlagenen Freiburger spielten zwar kaum besser, hatten aber trotzdem weitere große Torchancen, obwohl Hannover auch nach dem 0:2-Rückstand nicht alles nach vorn warf. Und dass Slomka ausgerechnet vom kurz vor Schluss eingewechselten Jan Schlaudraff die Wende erwartete, zeigte seine Verzweiflung. Am vorigen Wochenende gegen Nürnberg hatte er den früheren Nationalspieler, der nicht gerade als sein Vertrauter gilt, noch auf die Tribüne gesetzt - angeblich, weil Schlaudraff nicht in Form sei.

Es herrscht also eine Menge Unruhe in Hannover, nachdem die 96er als erste Mannschaft nach 25 Jahren (damals Frankfurt) eine Hinrunde ohne Auswärtspunkt beendet haben. Für manche Fans trägt aber nicht Slomka die Schuld, sondern der Präsident. "Kind muss weg, Kind muss weg", riefen einige Mitgereiste, während sie die Profis aufforderten, endlich zu kämpfen. Der Gang zu den aufgebrachten Fans sei "sehr unangenehm" gewesen, sagte Leon Andreasen. Zu allem Überfluss erlitt Salif Sané eine Fraktur der Mittelhand.

Freiburgs Trainer Christian Streich war dagegen gerührt vom Umgang der Anhänger mit ihm und seiner Mannschaft, die gerade erst den dritten Liga-Sieg eingefahren hatte. "Ich bin während der gesamten Zeit kein einziges Mal von jemandem blöd oder unqualifiziert angesprochen worden. Kein einziges Mal. Das ist wirklich außergewöhnlich. Dafür danke" sagte Streich.

Kollege Slomkas Sätze klangen dagegen eher wie Durchhalteparolen: "Wir werden die Mannschaft jetzt in den Urlaub verabschieden, hoffentlich mit einem guten Gefühl zurückerwarten und dann angreifen", sagte er. Womöglich ist er dann aber gar nicht mehr dabei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: