Hannover und Stuttgart in der 2. Bundesliga:Aufstieg zu 96 Prozent

Hannover 96 v VfB Stuttgart - Second Bundesliga

Felix Klaus feiert das Tor des Tages - sein 1:0 erfreute alle bei Hannover 96.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Hannover 96 besiegt den VfB Stuttgart mit 1:0 und ist fast wieder in der Bundesliga.
  • Doch auch die Schwaben planen bereits für die erste Liga.

Von Jörg Marwedel, Hannover

Sieben Mal bebte die Arena am Sonntag in Hannover. Einmal, als Felix Klaus in der 40. Minute das 1:0 für Hannover 96 im Zweitliga-Spitzenspiel gegen den VfB Stuttgart erzielte. Sechs Mal, weil Arminia Bielefeld den ungeliebten Aufstiegsrivalen Eintracht Braunschweig 6:0 abfertigte. "Es war der perfekte Tag für uns", fasste Hannovers Trainer André Breitenreiter das Geschehen zusammen. Präsident Martin Kind meinte in Anspielung auf den Vereinsnamen: "Wir sind zu 96 Prozent aufgestiegen." Vermutlich haben aber sowohl Hannover als auch Stuttgart zu 99 Prozent den Aufstieg sicher bei je drei Punkten und zehn beziehungsweise sechs Toren Vorsprung vor dem letzten Spieltag auf die Eintracht. "Alle 49 000 Zuschauer jubeln", frohlockte VfB-Innenverteidiger Timo Baumgartl, "Dank an Bielefeld."

Es war das erwartete harte Duell um die Tabellenspitze, auch wenn der VfB diesmal weniger bissig war als der Gegner und der Stuttgarter Torjäger Simon Terodde von Salif Sané und Florian Hübner quasi aus dem Spiel genommen wurde. Hannovers Torschütze Klaus feierte anschließend sogar "eines der geilsten Spiele meiner Karriere". Seinen Treffer hat er nach einem rasanten Dribbling ans linke Strafraumeck und dem Schuss an den rechten Innenpfosten gar nicht in der Vollendung erlebt, wie er hinterher erzählte: "Ich bin nach dem perfekt getroffenen Ball umgefallen und konnte nichts sehen."

Euphorie in Stuttgart: Aus den Nörglern sind inzwischen begeisterte Anhänger geworden

Die Hannoveraner setzten sich erst einmal mit Betreuerstab und Coach Breitenreiter vor die ausgelassene Fankurve. Und später erzählten beide Trainer, wie schwierig es wegen des Bielefelder Zwischenergebnisses gewesen sei, die richtige Taktik zu finden. "Wie viel riskieren wir?", fragte sich der Stuttgarter Hannes Wolf, während Kollege Breitenreiter das Gleiche überlegte. So wurde es eine Partie, in der die Teams sich weitgehend neutralisierten.

Wobei es in der Schlussphase auf jeder Seite noch einmal brenzlig wurde. Erst traf Martin Harnik in der 86. Minute den Pfosten gegen seine alten Freunde; er war 2016 nach sechs Jahren beim VfB nach Hannover gewechselt. 60 Sekunden später bremste Hannovers Verteidiger Sané den Stuttgarter Angreifer Terodde in höchster Not und sah die rote Karte. "Er hat sich für die Mannschaft geopfert" sagte Breitenreiter über diese Szene. Den Freistoß setzte Alexandru Maxim neben das Tor.

Hannover will weiter investieren

Was bleibt nach dieser Zweitliga-Saison bei den fast perfekten Wiederaufsteigern? VfB-Präsident Wolfgang Dietrich zog folgendes Fazit: "Der Verein hat sich in der 2. Liga regeneriert." Nun wolle man die Kontinuität mit Manager Jan Schindelmeiser und Trainer Wolf beibehalten. Der bis 2018 laufende Vertrag mit dem Fußballlehrer Wolf soll alsbald verlängert werden.

Sein Hannoveraner Gegenüber Martin Kind setzt auf weitere Investitionen. Er möchte einen Erstliga-Etat von stattlichen 85 Millionen Euro anpeilen. Vor dem Spiel hatte er das eherne Gesetz bei Trainern, Funktionären und Spielern außer Kraft gesetzt, das da lautet, niemals über das schlimmste anzunehmende Szenario zu reden. Das wäre der Nicht-Aufstieg gewesen, der von ihm häufig als "alternativlos" bezeichnet wurde. Kind verkündete also, wenn es schief gehe, werde es Hannover 96 mit einem ähnlichen Zweitliga-Etat von etwa 40 Millionen erneut versuchen. Der Abstieg habe 96 "knapp zehn Millionen Euro" gekostet. Nun sollen Breitenreiter und der neue Manager Horst Heldt den Weg für eine bessere Zukunft ebnen.

In Stuttgart haben sich die Fans nach dem Abstieg quasi neu aufgestellt. Aus den Bruddlern (schwäbisch für Nörgler) sind Anhänger geworden, die das Team, wie Wolf stauend und dankbar feststellte, selbst nach einem 0:3-Rückstand gegen Dresden nicht auspfiffen. Und sie sind inzwischen derart begeistert, dass einige schon vor dem Spiel gegen Erzgebirge Aue vor einer Woche Shirts mit dem Titel "Aufstieg 2017 - Bundesliga, wir kommen" trugen.

Doch den letzten Schritt müssen beide noch gehen: Stuttgart daheim gegen Würzburg, Hannover in Sandhausen. Man werde eine Woche lang noch einmal seriös arbeiten, verkündeten beide. Dann können die Braunschweiger im Heimspiel gegen Karlsruhe machen, was sie wollen.

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