Leverkusen-Sieg in Hannover:Groteskes Gerutsche mit fünf Toren

Hannover 96 v Bayer 04 Leverkusen - Bundesliga

Kevin Volland traf doppelt in Hannover.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Welch ein Chaos in Hannover: Das Bundesligaspiel gegen Leverkusen wird wegen Schneefalls zur Rutschpartie.
  • Beim 2:3 erlebt Hannover 96 einen frustrierenden Abend - dabei holt 96 zwischendurch sogar ein 0:2 auf.

Von Carsten Scheele, Hannover

In der 25. Minute kamen die Männer mit den Besen. Es schneite heftig am Sonntagabend in Hannover, dicke Flocken legten binnen Minuten einen weißen Teppich auf das vormals grüne Spielfeld - und um wenigstens die Aus- und Strafraumlinien freizulegen, rückten drei (!) Stadionbedienstete mit drei (!) Besen an. Das dauerte so lange, dass sogar frierende Spieler gesichtet wurden, die mit ihren Fußballschuhen halfen, den Schnee von den Linien zu schieben.

Ein Szenario, dass doch sehr zu einer unwirtlichen Woche bei Hannover passte, in der der Klub mal wieder alles gegeben hatte, um den Selbstzerstörungsmodus am Laufen zu halten. Da keilte jeder gegen jeden, mit Präsident Martin Kind als Höhepunkt, der seiner angeschlagenen Mannschaft in einem seltsamen Akt der Motivation jegliche Erstligatauglichkeit absprach ("kaputt, gescheitert").

Ein überraschendes Erfolgserlebnis hätte in diese Gemengelage überhaupt nicht gepasst, und so ging dem stark abstiegsbedrohten Klub auch das Schnee- und-Matsch-Spiel am Sonntagabend gegen Bayer Leverkusen mit 2:3 (0:2) verloren. Kevin Volland bewies auf schwierigstem Untergrund gehobene Standfestigkeit, mit zwei Toren brachte er den Europacup-Aspiranten schnell in Führung. Hannover glich in der zweiten Halbzeit aus, durch einen Treffer von Jonathas und ein Eigentor von Mitchell Weiser, ehe Kai Havertz kurz vor Schluss den Leverkusener Sieg perfekt machte. Bayer klettert in der Tabelle auf Rang fünf, Hannover bleibt Vorletzter.

Die Werkselffußballer spielten zunächst ihren mentalen Vorteil aus: Sie hatten in dieser Saison schon eine Partie unter ähnlich unangenehmen Umständen gemeistert, beim 1. FC Nürnberg, als monsunhafter Regen das Fußballspielen stark erschwerte. Diesmal also Schnee, was prinzipiell schon eine Seltenheit darstellt Mitte März im niedersächsischen Flachland. So entwickelte sich ein groteskes Gerutsche, das immer wieder Angestellte beider Teams auf den Hosenboden purzeln ließ.

Gesichtet wurden auch Spieler, die nach eher harmlosen Schubsern meterweit über den Rasen schlitterten, als hätte jemand den Rasen mit eimerweise Schmierseife getränkt. Volland nutzte diese irregulären Bedingungen trotzdem zu zwei Treffern: Erst staubte er nach einem Abpraller von 96-Torwart Michael Esser am Fünfmeterraum ab (13.), dann überlupfte er den Torsteher im Konter formschön (28.).

Am Ende sah es nach einem Remis aus, aber dann schlug Bayer zu

Eine der kuriosesten Szenen der Saison ereignete sich in der 34. Minute, die sinnbildlich für die vertrackte Lage bei Hannover stand: Nach einer missglückten Rückgabe hatte Genki Haraguchi Leverkusens Torwart Lukas Hradecky ausgespielt, sein Ball aber, der die Torlinie normal überquert hätte, blieb Zentimeter zuvor im Schneematsch kleben. Jonathan Tah konnte das Spielgerät locker aufnehmen und entfernen.

Kurz darauf schickte Schiedsrichter Sören Storks beide Teams zum Aufwärmen in die Katakomben, vier Minuten vor dem erwarteten Halbzeitpfiff, damit die Linien abermals freigeschippt werden konnten (nun mit zehn Besen). In der Pause half sogar der Feldreporter des übertragenden Fernsehsenders beim Schneeschippen, jetzt wurden beide Strafräume freigelegt, der Schneefall ließ etwas nach.

Trotzdem begrüßte Hannovers Stadionsprecher die Mannschaften zu den "zweiten 45 Minuten Schneeballschlacht". Hannover kämpfte, auch weil der Abstiegskandidat begriff, dass dem Gegner seine feinen Füße auf diesem Untergrund nichts brachten. So schaufelte Hannover reihenweise hohe Bälle in die Leverkusener Hälfte, kam durch einen Kopfball von Jonathas (51.) zum Anschluss, 20 Minuten vor Schluss prallte der Ball von Weisers Oberschenkel ins Tor. Hannover witterte sogar den Sieg, doch Havertz machte mit seinem Treffer in der 88. Minute alle Hoffnungen zunichte. "Die Jungs haben sich nicht für den Fight belohnen können. Aber wir haben gezeigt, dass die Mannschaft lebt und dass sie Charakter hat", sagte 96-Trainer Doll bei Sky, räumte aber auch ein: "Es gab schon schönere Momente in meiner Fußballer-Karriere."

Zur SZ-Startseite
1899 Hoffenheim - 1. FC Nürnberg

Bundesliga
:Der Club vermasselt es sich selbst

Gegen Hoffenheim bringen sich die Nürnberger mit Undiszipliniertheiten um den Lohn. Beim 1:2 nutzt das vor allem ein Angreifer der TSG.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: