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Hannover überwintert in der Europa League:Mit besten Grüßen nach Poltawa

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Hannover 96 gewinnt nicht und ist trotzdem weiter: Beim belgischen Klub Standard Lüttich spielt der Bundesligist über weite Strecken enttäuschend und verliert 0:2. Dennoch dürfen sich die Niedersachsen freuen - durch ein Remis zwischen den beiden anderen Gruppengegnern schafft Mirko Slomkas Team den Einzug in die nächste Runde.

Im Fußballsport verliert bekanntlich keiner gerne, doch es gibt Niederlagen, die nicht ganz so schmerzhaft sind wie andere - erleben durfte das an diesem Abend Hannover 96. Trotz einer 0:2 (0:1)-Pleite bei Standard Lüttich hat sich der Bundesligist am Mittwoch vorzeitig für die K.o.-Runde in der Europa League qualifiziert. Auf internationaler Ebene ist das der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte der Hannoveraner.

Entscheidenden Anteil hat daran das ukrainische Team von Worskla Poltawa, das dem FC Kopenhagen im anderen Spiel der Gruppe B ein 1:1 abtrotzte und damit Mirko Slomkas Team zum Weiterkommen verhalf. "Uns hatte heute das Durchsetzungsvermögen gefehlt, deshalb ist uns nach vorne nicht viel gelungen. Aber das Erreichen der nächsten Runde ist für uns natürlich eine Riesensache," sagte Slomka. "Jetzt hoffen wir auf ein Fest im letzten Spiel gegen Poltawa."

Vor 19 000 Zuschauern im Maurice-Defrasne-Stadion kassierte Hannover nach seiner bisher schwächsten Europacup-Vorstellung verdient die erste Niederlage im Wettbewerb. Mohammed Tchite (25. Minute) und Gohi Bi Cyriac (58.) nutzten zwei Fehler der 96er und schossen Lüttich vorzeitig zum Gruppensieg.

In einem intensiv geführten "Endspiel" um den Gruppensieg suchten die 96er zwar von Beginn an den Weg nach vorne, dennoch dauerte es bis zur 35. Minute, ehe die rund 1500 mitgereisten Fans das erste offensive Achtungszeichen ihrer Mannschaft zu sehen bekamen.

Entgegen der Ankündigung aus Belgien waren die Busse mit den Anhängern aus Hannover nicht an der Grenze aufgehalten worden und konnten somit ihr Team lautstark anfeuern.

Nach einem Abspielfehler von Yoni Buyens lief dann plötzlich Jan Schlaudraff allein auf das Tor der Gastgeber zu, scheiterte mit seinem Außenristschuss aber am glänzend reagierenden Schlussmann Sinan Bolat.

Schon am Samstag gegen den HSV hatte Schlaudraff vor seinem Kunstschuss zum 1:1 hochkarätige Chancen vergeben. Bis dahin war der Ex-Nationalspieler in Lüttich nur mit einer Schwalbe aufgefallen, für die er die Gelbe Karte sah (6.).

Standard setzte auf blitzschnelle Vorstöße und deckte damit manche Lücke in der Deckung der Gäste auf. In der 22. Minute startete Mujangi Bia ein Solo auf dem rechten Flügel, schoss aber aus spitzem Winkel am Gehäuse des nicht immer sicher wirkenden Torhüters Ron-Robert Zieler vorbei.

Wenig später fühlte sich in der 96-Defensive niemand für Tchite zuständig, der von seinem Gegenspieler Emanuel Pogatetz unbewacht zum 1:0 abschloss und damit seine Torserie fortsetzte. Schon in den letzten fünf Ligapartien hatte der 27-Jährige jeweils für Lüttich ins Schwarze getroffen.

"Es fehlt noch die letzte Genauigkeit, aber wir sind gut im Spiel", bilanzierte Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke das Geschehen zur Pause. Doch nach dem Seitenwechsel verlor das Team von Mirko Slomka erst einmal die Kontrolle über die Partie. Lüttich, das im Hinspiel ein 0:0 erkämpft hatte, machte jetzt viel Druck und nutze einen leichtsinnigen Ballverlust von Sergio Pinto aus.

Cyriac schloss den präzisen Konter der Belgier mit dem zweiten Treffer ab (59.). Dagegen wirkte das Spiel der Gäste im zweiten Durchgang zunehmend einfallslos und wenig durchschlagskräftig. Auch die Einwechslung von Torjäger Didier Ya Konan gab dem Team nicht die erhofften Impulse - vielmehr blieben die Hannoveraner oft ängstlich in der eigenen Hälfte zurück. Elf Minuten vor Schluss vergab dann Stürmer Mohammed Abdellaoue die Chance zum Anschlusstor, als er einen Kopfball knapp verzog.

Es war die letzte aufregende Szene in einem insgesamt mäßigen Spiel. Hannover verlor am Ende verdient und musste kurz bangen: Dann verkündete Schmadtke den Spielern noch auf dem Feld die Botschaft aus Poltawa - die Ukrainer hatten 96 mit ihrem Remis gegen Kopenhagen in die nächste Runde gebracht.

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