Dritte Runde der Europa League:Mit Mühe und Huntelaar

Schalkes Angreifer setzt seine Serie fort und verhilft seinem Klub mit drei Treffern zum Einzug ins Achtelfinale der Europa League. Beim 3:1 gegen Viktoria Pilsen müssen die Gelsenkirchener aber bis zum Ende der Verlängerung zittern. Weitaus überzeugender präsentiert sich Hannover 96 in Brügge - Manchester United verliert und ist trotzdem weiter.

Es war gewiss keine rauschende Europapokalnacht des FC Schalke, aber eine lange. 87 Minuten sah es so aus, als würden die Gelsenkirchener in der Europa League gegen Viktoria Pilsen mit einer minimalistischen Mindestleistung das Achtelfinale erreichen, doch dann retteten sich die Tschechen in die Verlängerung.

Europa League - FC Schalke 04 - Viktoria Pilsen

Der "Hunter" trifft zum 2:1: Klaas-Jan Huntelaars Treffer in der Verlängerung erlöste den FC Schalke. 

(Foto: dpa)

1:1 war auch das Hinspiel ausgegangen, weshalb die Schalker nach Klaas-Jan Huntelaars frühem Führungstreffer (8. Minute) und František Rajtorals spätem Ausgleich (87.) in die Verlängerung mussten - dort ermöglichte dann erneut Huntelaar (106., 120.) dem Bundesligisten doch noch das Weiterkommen. Schöner Fußball gelang der Elf von Trainer Huub Stevens beim letztlich verdienten 3:1 (1:0) gegen Pilsen nicht sehr häufig, aber das dürfte S04 am Ende egal sein.

Es waren die Treffer 32 und 33 im 34. Saisonspiel für den holländischen Angreifer der Schalker, der in diesen Tagen wohl auch im Halbschlaf Tore erzielen würde. Dank seines Instinktes nahm das Nervenspiel für den Ruhrpottklub, der vor dem Bundesliga-Duell am Sonntag bei Bayern München viel Kraft ließ, doch noch ein gutes Ende. Im Achtelfinale wartet auf den Champions-League-Halbfinalisten des Vorjahres am 8. und 15. März ein Derby gegen die Niederländer von Twente Enschede: Beide Städte trennen gerade mal 80 Kilometer Luftlinie.

"Das war heute ein hartes Stück Arbeit. Leider haben wir kurz vor Ende noch ein dummes Tor bekommen. Aber in der Verlängerung waren wir dann besser," sagte der für Lars Unnerstall ins Team gekommene Torhüter Timo Hildebrand. Er hatte gegen den tschechischen Meister nicht allzu viel zu tun bekommen - und dennoch ein Gegentor zu beklagen.

Begonnen hatte die Partie für den Bundesligisten äußerst verheißungsvoll: Bereits mit ihrer ersten Chance kamen die Schalker zum Führungstreffer. Pilsens Torhüter Marek Cech klatschte einen 20-m-Schuss von Youngster Julian Draxler vor die Füße von Huntelaar ab, der aus kurzer Distanz verwandelte. Vom tschechischen Meister, der sich als Gruppendritter hinter dem FC Barcelona und dem AC Mailand aus der Champions League verabschiedet hatte, war in der Anfangsphase zunächst wenig zu sehen. Timo Hildebrand blieb weitgehend beschäftigungslos, kassierte später aber doch noch sein erstes Gegentor im Schalker Trikot.

Mitte der ersten Halbzeit wurde Pilsen stärker und kam zu immer besseren Chancen, während sich Schalke zurückzog. Zunächst bugsierte Marian Cisovsky einen Schuss des künftigen Wolfsburgers Vaclav Pilar ins Gelsenkirchener Tor, stand dabei aber klar im Abseits (24.). Nur drei Minuten später hatte Schalke Glück, als Daniel Kolar an den Pfosten köpfte (27.). Unsicherheit zeigte Hildebrand, als er nach einer Ecke mit der Faust klären musste. Nach der Pause zeigte sich Schalke wieder offensiver und verschaffte sich damit mehr Entlastung.

Weil sich auch Pilsen keineswegs versteckte, entwickelte sich ein offenes Spiel, allerdings mit einem negativen Höhepunkt: Nach einem Ellbogencheck gegen Geburtstagskind Kyriakos Papadopoulos (der Grieche wurde am Spieltag 20 Jahre alt) sah Bakos Rot. In Überzahl präsentierten sich die Schalker fortan allerdings zu zögerlich, spielten ihre Angriffe nicht aus und verschleppten immer wieder das Tempo. Einzig Superstar Raul (70.) und Huntelaar (85.) kamen noch zu nennenswerten Torchancen.

Die mangelnde Chancenverwertung bestrafte Rajtoral mit seinem Volleyschuss zum nicht unverdienten Ausgleich. In der Verlängerung dominierte Schalke dann das Spiel, weil die Gäste die Kräfte verließen. Huntelaar (94.) und der eingewechselte Alexander Baumjohann (97.) verfehlten große Chancen, bevor der "Hunter" traf. Beste Spieler bei Schalker waren der immer gefährliche Huntelaar und Marco Höger, bei Pilsen überzeugten Pilar und Petr Trzela. Am Ende blieb für Schalke neben dem zähen Spiel noch ein weiterer Grund zur Sorge: Im Achtelfinal-Hinspiel wird Jefferson Farfan wegen einer Gelbsperre fehlen.

Trotz Acker ins Achtelfinale

Der Ball hoppelte, die Zuschauer pfiffen und der FC Brügge wehrte sich lange mit aller Verbissenheit, doch die Spieler von Hannover 96 ließen sich an diesem historischen Abend nicht beirren. Mirko Slomkas Team schoss Christoph Daum und seinen neuen belgischen Klub aus der Europa-League - und das in absolut überzeugender Manier. Eine Woche nach dem engagiert herausgespielten 2:1-Sieg über die Belgier schafften die Niedersachsen mit einem 1:0 (1:0)-Auswärtssieg locker den Einzug ins Achtelfinale. Dort wartet nun mit Standard Lüttich der nächste belgische Verein.

Club Brugge KV v Hannover 96 - UEFA Europa League Round of 32

Hannovers neuer Angreifer Mame Diouf brachte seinen Klub in Brügge in Führung. 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Wir hatten es schwer auf diesem Acker und bei diesen Zuschauern, aber wir sind absolut verdient eine Runde weiter," freute sich 96-Offensivmann Jan Schlaudraff. "Wir haben sehr kompakt gestanden und den Kampf gut angenommen. Lüttich kennen wir ja. Da haben wir noch etwas gut zu machen", sagte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke.

Für den Bundesliga-Siebten ist es der größte Erfolg der Vereinsgeschichte auf der internationalen Bühne und ein weiterer schöner Nebeneffekt einer guten Saison. Mame Diouf (21.) erzielte für den zweimaligen deutschen Meister das Tor zum Sieg. Nationaltorhüter Ron Robert Zieler war mit einer Klasseleistung einmal mehr nicht zu bezwingen und ist nun genau wie sein Team in diesem Jahr noch ungeschlagen. Mit starken Paraden verhinderte der junge Schlussmann durchaus mögliche Treffer der Hausherren im Jan-Breydel-Stadion.

Auf dem Fußball-Acker in Flandern erzielte der in der Winterpause aus Manchester gekommene Diouf mit einem kraftvollen Einsatz im Strafraum die Führung für das Team von Trainer Mirko Slomka. Vor der Begegnung hatte Brügges Trainer Daum über das Rübenfeld im Stadion geschimpft: "Unser Platz ist so schlecht, dass ein Bauer seine Kühe nicht darauf lassen würde, aus Angst, dass sie sich die Beine brechen." Hannover war ohne Angst auf dem Acker. "Wir sind bereit, auf jedem Platz zu spielen", sagte Slomka gelassen.

Der Trainer hatte sein Team vier Tage nach der Gala gegen Stuttgart einmal mehr prima eingestellt. Die 96er standen in der Raute - Schlaudraff wirbelte hinter den beiden Spitzen Diouf und Abdellaoue. Der Norweger war es dann auch, der sich vor dem überraschenden Führungstor das Leder im Mittelfeld erkämpfte. Danach spielte er weiter auf Stindl und der hatte viel Platz für seine Flanke. Im Fünfmeterraum rutschte zunächst Hoefkens am Ball vorbei, doch Diouf stand genau am rechten Fleck und verwandelte im Fallen. Zu Beginn waren die Gäste im Glück gewesen, später hätten sie schnell auf 2:0 erhöhen können.

Nach einem Alleingang scheiterte Schlaudraff (33.), zwei Minuten Abdellaoue aus kurzer Distanz an Brügges Schlussmann Coosemans. Kurz vor und nach der Pause stand dann Hannovers Torhüter im Blickpunkt. Zunächst sah er die Gelbe Karte, weil er sich nach einem Foul heftig aufgeregt hatte. Danach sicherte Zieler die Führung, als er gegen Meuniers Kopfball einen tollen Reflex zeigte. Nach dem Wechsel drängten das Team von Trainer Daum auf den Ausgleich.

Immer wieder war es Hannovers Keeper, der hielt, was zu halten war. Nach der kurzen Sturm- und Drangphase der Gäste hatte dann der Bundesligst wieder die eine oder andere Chance. Hannover spielte richtig tollen Fußball, doch Tore gab es keine mehr. Klubboss Martin Kind zeigte sich nach Schlusspfiff sehr erfreut: "Wir können stolz auf diese Mannschaft sein. Sie ist sehr diszipliniert und hat den Willen zum Sieg. Jetzt bin ich optimistisch, dass wir auch die Runde gegen Lüttich überstehen werden."

United trotz Pleite weiter

Dritte Runde der Europa League: Verloren und trotzdem weiter: Sir Ale Ferguson erreichte mit Manchester United gegen Ajax das Achtelfinale.

Verloren und trotzdem weiter: Sir Ale Ferguson erreichte mit Manchester United gegen Ajax das Achtelfinale. 

(Foto: AFP)

Manchester United ist dem Stadtrivalen City ins Achtelfinale der Europa League gefolgt. Gegen Ajax Amsterdam verlor das Team von Alex Ferguson am Donnerstag im Old Trafford zwar 1:2 (1:1), das Hinspiel hatte United jedoch 2:0 gewonnen. Miroslav Kloses Klub Lazio Rom schied dagegen erwartungsgemäß gegen Atletico Madrid aus, auch das Rückspiel in Spanien verloren die Römer (0:1). Klose spielte verletzungsbedingt nicht.

Während Fabian Ernst mit Besiktas Istanbul nach einer engen Partie im Achtelfinale steht, scheiterte der frühere Nationalspieler Robert Huth mit Stoke City am FC Valencia. Die Spanier spielen nun gegen PSV Eindhoven, der Trabzonspor 4:1 besiegte. United schien ohne den erkrankten Wayne Rooney zunächst keine große Mühe zu haben.

Bereits nach fünf Minuten erhöhte Javier "Chicharito" Hernandez auf Pass von Dimitar Berbatow den Gesamtspielstand auf 3:0. Aras Özbiliz verkürzte jedoch für Amsterdam, Toby Alderweireld machte die Sache mit seinem 2:1 drei Minuten vor dem Ende noch einmal spannend.

Als nächstes geht es für United gegen die Basken von Athletic Bilbao, die sich in Unterzahl 1:0 gegen Lokomotive Moskau durchsetzten. Lazio konnte ohne den wegen Rückenproblemen nicht mitgereisten Klose das 1:3 aus dem Hinspiel in Madrid nicht aufholen. Kurz nach der Pause machte Diego Godin endgültig alles klar für die Spanier - das Spiel endete 1:0. Besiktas versuchte gegen Sporting Braga aus Portugal den 2:0-Erfolg aus der Vorwoche zu verwalten, in der 25. Minute aber traf Lima zum 0:1-Halbzeitstand. Der türkische Vertreter musste zittern, doch am Ende stand der Einzug in die nächste Runde.

Enschede profitierte vor dem Siegtreffer von einem Ausrutscher des Steaua-Keepers. Zwischen Lüttich und Krakau fielen in einem schwachen Spiel keine Tore, was den Belgiern dennoch reichte - sie treffen wie schon in der Vorrunde jetzt auf Hannover 96. Die Achtelfinalpartien der Europa League werden am 8. und 15. März ausgetragen.

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