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Hannover 96 gewinnt, Schalke nur 0:0:Stindls Knaller im vierten Versuch

Furioses Finale in Kopenhagen: Hannover 96 gewinnt 2:1 beim dänischen Meister und feiert seinen jungen Mittelfeldspieler, der erst beste Chancen vergibt, dann jedoch ein Traumtor schießt. Schalke 04 blamiert sich mit einem 0:0 gegen AEK Larnaka und muss die Pfiffe seiner Fans ertragen - sogar gegen Julian Draxler.

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Den schwierigsten Versuch nutzte Lars Stindl, endlich: Durch ein imposantes Weitschuss-Tor des 23-Jährigen besiegte Hannover 96 die Dänen des FC Kopenhagen 2:1 (0:0) - und hat damit beste Chancen, in die K.o.-Runde der Europa League einzuziehen.

Jan Schlaudraff (71. Minute) und Stindl (74.) belohnten die Steigerung der Gäste, nachdem Dame N'Doye Kopenhagen vor 27.853 Zuschauern noch in Führung gebracht hatte. "Das Gegentor hat nicht dazu geführt, das jemand nervös wurde. Wir haben noch eine Schippe draufgelegt", kommentierte Sportdirektor Jörg Schmadtke den Erfolg nach zwei Niederlagen in Pokal und Bundesliga.

Punktgleich mit Standard Lüttich (je acht) steht 96 in der Gruppe B auf Rang zwei schon vier Zähler vor den Dänen. In den letzten Gruppenspielen muss Hannover in Lüttich (30. November) und gegen Schlusslicht Poltawa (15. Dezember) ran.

Nach dem Last-Minute-Ausgleich von Kopenhagen im Hinspiel (2:2) zeigten die Hannoveraner im Parken-Stadion viel Engagement. Zunächst aber wirkte der dänische Meister präsenter: N'Doye zielte knapp vorbei (29.). Bei einer Abwehr von Emanuel Pogatetz und einem Fehler von Schlussmann Ron-Robert Zieler, der eine Flanke von Johnny Thomsen abprallen ließ, hatte Hannover Glück.

Im sechsten Match auf der europäischen Bühne nach 19 Jahren Pause besaßen dann die "Roten" vor allem durch Stindl die Riesenchancen zur Führung. Mohammed Abdellaoue war zur Grundlinie durchgebrochen, seine Eingabe aber köpfte Stindl aus zehn Metern neben das Tor (40.). Auf der Gegenseite machte Christian Bolanos aus Costa Rica den Hannoveranern viel Mühe. Sein Versuch verfehlte aber auch das Ziel (35.).

Nach der Pause war weiter Stindl Hannovers Hauptdarsteller. Nach seiner Eingabe kam Abdellaoue einen Schritt zu spät. Ein Freistoß des 23-Jährigen (54.) streifte das Außennetz. Und auch sein 20-Meter-Schuss (61.) ging vorbei.

Doch die stärker werdenden Gäste schlugen nach dem Gegentor von N'Doye zurück: Erst traf Schlaudraff nach einer Ecke, dann machte Stindl doch noch seinen Treffer. "Er hatte in letzter Zeit ein bisschen Pech", sagte Schmadtke: "Wenn er sich dann den schwersten Versuch aussucht, um das Tor zu machen, ist es besonders schön."

Zwischenzeitlich pfiffen die Schalker Fans sogar nach einer Aktion von Publikumsliebling Julian Draxler - das hatte es in Gelsenkirchen wirklich noch nicht gegeben. Am Donnerstagabend hat sich Schalke in der Europa League jedenfalls ordentlich blamiert: Der Bundesligist kam am vierten Gruppenspieltag vor 52.077 Fans in der eigenen Arena gegen den Außenseiter AEK Larnaka nicht über ein 0:0 hinaus. Im Hinspiel hatten die Gelsenkirchener die Zyprer noch mit 5:0 überrannt.

Am Ende bewahrte der junge Torhüter Lars Unnerstall sein Team mit einer Serie von Paraden sogar noch vor einer möglichen Niederlage. Zwei Minuten vor dem Ende rettete er nochmals in höchster Not. "Das ist natürlich ein enttäuschendes Ergebnis. Wenn der Torwart der beste Mann auf dem Platz war, dann sagt das alles über unser Spiel aus", erklärte Schalkes Trainer Stevens. Dank eines 4:2-Sieges von Steaua Bukarest gegen Maccabi Haifa bleiben die Schalker mit acht Punkten in der Gruppe J weiter Tabellenführer.

Stevens hatte seine Startelf entgegen der Ankündigung auf einigen Positionen umgestellt. Stammkräfe wie Jefferson Farfan oder Lewis Holtby saßen zunächst nur auf der Bank. Stürmer Raúl war erst gar nicht im Kader, der Spanier wurde für das Bundesliga-Duell am Samstag gegen Hannover geschont.

Das Zeichen kam beim restlichen Personal von Trainer Huub Stevens offenbar völlig falsch an: Schalke trat ohne Esprit, ohne Biss, ohne Ideen auf. Eine einzige gefährliche Szene mit einem Kopfball von Ciprian Marica (30.) - die Gastgeber fielen in einen Tagschlaf. Und den hätte der Außenseiter fast genutzt: Erst versuchte es Njongo Priso (30.), dann Gonzalo Garcia (32.), schließlich tauchte Sunny Kingsley (33.) allein vor dem Schalke-Tor auf.

Zum Glück für die Schalker war ihre neue Nummer 1 hellwach. Während Ex-Nationalkeeper Timo Hildebrandt 14 Tage nach seiner Vertragsunterschrift noch immer nicht in den Kader kam und nur auf der Tribüne saß, bewies der junge Unnerstall sein Können. Dem 21-Jährigen galten als einzigem Schalker die Pfiffe nicht, die immer lauter wurden. Auch der allein durchgebrochene Miljan Mrdakovic konnte ihn nicht überwinden (66.). "Der Trainer hat gesagt, dass wir den Gegner nicht unterschätzen dürfen. Ich denke, das haben wir nicht getan. Wir haben aber zu viele Chancen zugelassen", sagte Unnerstall.

Kurz vor dem Schluss musste Klaas-Jan Huntelaar nach einem Zusammenstoß mit Joel Matip auch noch mit einer Gesichtsverletzung vom Platz: Wie später bekannt wurde, brach sich Huntelaar die Nase und fällt womöglich in der Bundesliga gegen Hannover 96 aus. Gegen Larnaka bestritt Schalke die letzten zehn Minuten in Unterzahl.

Athletic Bilbao, PSV Eindhoven, Legia Warschau, Twente Enschede und RSC Anderlecht sind als erste fünf Teams in die K.o.-Runde der Europa League eingezogen. Miroslav Klose darf mit Lazio Rom nach dem ersten Sieg ebenso noch aufs Weiterkommen hoffen wie Roberto Hilbert und Fabian Ernst mit Besiktas Istanbul. Robert Huth hat mit Stoke City sogar beste Chancen auf das Erreichen der Zwischenrunde.

Lazio setzte sich zu Hause gegen den FC Zürich durch ein Tor von Cristian Brocchi (62.) 1:0 durch und liegt in der Gruppe D mit jetzt fünf Zählern punktgleich mit dem FC Vaslui aus Rumänien, der überraschend 1:0 gegen den bisher verlustpunktfreien Spitzenreiter Sporting Lissabon gewann. Klose wurde in der Halbzeitpause ausgewechselt.

Stoke feierte bei Maccabi Tel Aviv einen 2:1-Erfolg durch Tore von Dean Whitehead (51.) und Peter Crouch (64.) bei einem Gegentor des Ex-Gladbachers Roberto Colautti (90.+1) und ist mit zehn Punkten Tabellenführer der Gruppe E. Besiktas schob sich mit einem 1:0-Erfolg durch einen Treffer von Egemen Korkmaz (67.) gegen Dynamo Kiew mit sechs Punkten an den Ukrainern (fünf) vorbei auf Rang zwei.

In der Gruppe F machte Bilbao durch einen 1:0-Erfolg bei RB Salzburg das Weiterkommen perfekt. Die Österreicher können sich aber noch Platz zwei zurückholen, den Paris St. Germain nach dem 1:0 gegen Slovan Bratislava eingenommen hat.

Beide Tickets in die K.o.-Runde sind bereits in der Gruppe C vergeben. Eindhoven sicherte das Weiterkommen durch ein mühsames 3:3 gegen das zuvor punktlose Schlusslicht Hapoel Tel Aviv, das Kevin Strootman erst drei Minuten vor Ende perfekt machte. Warschau löste das Ticket souveräner beim 3:1-Sieg gegen Rapid Bukarest.

Enschede setzte sich in Gruppe K nach hartem Kampf 3:2 gegen Odense BK mit Torhüter Stefan Wessels durch und ist mit zehn Punkten von den Dänen und Schlusslicht Wisla Krakau nicht mehr einzuholen.

Einziges Team mit einer komplett weißen Weste ist Anderlecht nach dem 3:0 gegen Sturm Graz mit Trainer Franco Foda. Mit dem vierten Sieg im vierten Spiel zogen die Belgier in der Gruppe L problemlos in die nächste Runde ein.

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