Handball-Torhüter Portner und Wolff:Aufruhr zwischen den Pfosten

Lesezeit: 3 Min.

Überraschend freigesprochen: Magdeburgs Torhüter Nikola Portner. (Foto: Marius Becker/dpa)

Mächtig was los im deutschen Torhüterwesen: Der Magdeburger Nikola Portner wird überraschend von seinem Dopingverdacht freigesprochen – und Andreas Wolff steht vor einer Rückkehr zum THW Kiel.

Von Carsten Scheele

Dieser Mittwoch war ein aufwühlender Tag im Berufsstand der Handball-Torhüter. Im Mittelpunkt standen zwei prominente Namen, beide bestens bekannt aus der Bundesliga – der eine kehrt nach mehrjähriger Absenz vielleicht in die Liga zurück, der andere wird von einem Dopingverdacht überraschend freigesprochen. Und das alles binnen weniger Stunden.

Da ist zunächst der Fall von Nikola Portner, 30, dem Torwart des SC Magdeburg, der allerdings seit Monaten kein Spiel mehr absolviert hat. Am 10. März war bei einer Dopingprobe des Schweizers die Substanz D-Methamphetamin nachgewiesen worden, auch bekannt als Partydroge Crystal Meth. Portner wurde im April suspendiert, sowohl vom Verein als auch von der Handball-Bundesliga (HBL). Ihm drohte eine mehrjährige Sperre – und Magdeburg stand im Saisonfinale plötzlich ohne seinen Stammtorsteher da.

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Doch nun die Wende, am Mittwoch hat die HBL den Torhüter überraschend freigesprochen. Das „Ergebnismanagementverfahren“ habe ergeben, dass die bei Portner festgestellte Menge der Substanz „eine so geringe Dosierung hatte, dass eine aktive Einnahme und eine leistungssteigernde Wirkung ausgeschlossen werden kann“, teilte das Präsidium der Liga mit. Es sei „weit überwiegend wahrscheinlich“, dass im Fall Portner „weder Absicht noch Verschulden des Athleten vorliegen“. Alle Sanktionen werden aufgehoben, der Schweizer Torhüter ist ab sofort wieder spielberechtigt. Das bedeutet auch, dass die Torwartsorgen beim Double-Gewinner aus Magdeburg auf einen Schlag gelindert sind.

Wolff spielte bereits von 2016 bis 2019 in Kiel

Und damit zum zweiten Fall, zu dem des deutschen Nationaltorhüters Andreas Wolff, 33. Der steht aktuell noch beim polnischen Spitzenklub KS Kielce unter Vertrag, hat aber immer wieder betont, wie gut er sich eine Rückkehr in die Bundesliga vorstellen kann. Zuletzt gab er dem Sportsender Dyn ein langes Interview; das Gespräch führte er mit dem Moderator Kevin Gerwin, der praktischerweise nicht nur Hallensprecher bei Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft ist, sondern auch persönlicher Medienmanager von Wolff. Da saß Wolff also im schwarzen Pulli in der Sendung „Overtime“ und spielte sich mit Gerwin die Bälle zu. „Ich lese ja so viel über dich“, sagte Gerwin kumpelig. „Ja, weil du keine Informationen von mir bekommst“, antwortete Wolff. Gelächter.

Das war natürlich Quatsch, beide wissen schließlich genau, was Wolff in diesem Sommer vorhat. Wochenlang galt Magdeburg als favorisiertes Ziel, auch weil davon ausgegangen werden musste, dass der SCM noch eine Weile auf Portner verzichten muss. Wolff statt Portner, das klang nach einer hochkarätigen Lösung.

Will bald wieder in Deutschland Bälle halten: Andreas Wolff. (Foto: Martin Meissner/AP)

Doch nun die doppelte Wende. Wie der NDR berichtete, sei der THW Kiel mittlerweile erklärtes Ziel des deutschen Nationaltorhüters – und der Deal sogar schon fest verabredet. Dies musste Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi am Mittwoch dementieren, „aktuell handelt es sich um eine Falschmeldung“, sagte Szilagyi den Kieler Nachrichten. Wobei man am Wortlaut dieser Äußerung erkennen kann, dass der Transfer offensichtlich in Arbeit ist – und es eher an Details zu den Wechselmodalitäten liegt als am grundsätzlichen Interesse beider Parteien, zum zweiten Mal eine Partnerschaft einzugehen.

Werden alle Vertragsdetails geklärt, würde Wolff zu jenem Klub zurückkehren, für den er bereits von 2016 bis 2019 spielte. Da Wolff in Kielce noch einen Vertrag bis 2028 besitzt, wird eine Ablösesumme fällig. Zwischenzeitlich wurde berichtet, für Wolff könnte die für Handballverhältnisse sehr stattliche Ablöse von einer Million Euro aufgerufen werden. Dies sei eine Summe „aus dem Bereich der Fabeln“, sagte Szilagyi. Spekuliert wird, ob der Wolff-Transfer teilweise verrechnet wird – und der Franzose Samir Bellahcene, der in dieser Saison nicht vollends überzeugte, im Gegenzug nach Kielce wechselt.

Die Nada will den Fall Portner auch noch prüfen

Zum Hintergrund passt, dass von Szilagyi Großtaten beim deutschen Handball-Rekordmeister erwartet werden: Der THW Kiel hat eine Saison ohne Titelgewinn hinter sich, das ist in etwa so erstaunlich wie Platz zwei für die Fußballer des FC Bayern. Also wird beim THW eine Kaderinventur durchgeführt, an deren Ende einige neue (und große) Namen im Register auftauchen dürften. Die Verpflichtung des deutschen Nationaltorhüters wäre da ein guter Anfang, bevor die Torsteherposition im Sommer 2025/26 dann ohnehin gänzlich renoviert wird. Dann kommt der spanische Weltklassemann Gonzalo Pérez de Vargas vom FC Barcelona an die Förde; den Wechsel hatte der THW schon zwei Jahre im Voraus fixiert. Pérez de Vargas und Wolff, das wäre mal ein Duo, mit dem die Kieler in Europa zurecht Schrecken verbreiten.

Schrecken verbreiten möchte auch Portner zu gern in Magdeburg – so, wie vor seiner Sperre. Ganz erledigt ist sein Fall aber noch nicht. Die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) hat angekündigt, den Freispruch und die Argumentation der HBL zu prüfen – und gegebenenfalls Rechtsmittel einzulegen.

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