Der Reiseplanung für Oslo war längst abgeschlossen. Am Sonntag, 13 Uhr, startete die Chartermaschine vom zivil genutzten Militärflughafen Midtjylland Airport in Karup, zusammen mit der dänischen Mannschaft ging es rüber nach Norwegen. Nur 45 Minuten dauerte der Flug, was deutlich schneller war als eine der zahlreichen Fährverbindungen zwischen Dänemark und Norwegen. Die deutsche Delegation musste sich um nichts kümmern, der Flug wurde vom Internationalen Handballverband (IHF) organisiert – ein kleines Entgegenkommen. Wenn diese Handball-WM schon in drei Ländern ausgespielt wird, sollen die Teams wenigstens entspannt von A nach B kommen.
In Oslo kann sich das deutsche Team zweieinhalb Tage akklimatisieren, bevor am Mittwoch das Viertelfinale ansteht, auch das ist ungewöhnlich. So viel Pause haben die Mannschaften im strengen Rhythmus einer Weltmeisterschaft sonst nie. Gerade für die Deutschen ist dies eine höchst willkommene Unterbrechung: Ein wesentlicher Teil des Teams ächzt unter der Belastung, unter Verletzungen und Infekten. Wer am Mittwoch in Oslo auflaufen kann, ist nicht gesichert. Jeder Tag kann wertvoll sein.

Handball-WM:Bitteres WM-Aus für Franz Semper
Kurz nachdem Bundestrainer Alfred Gislason den starken Auftritt von Franz Semper lobt, meldet sich dieser verletzt für den Rest der WM ab. Für Nils Lichtlein deutet sich im Viertelfinale eine wichtige Doppelrolle an.
So hofft Bundestrainer Alfred Gislason vor allem, dass Mittelmann Juri Knorr wieder gesund wird. Wie schon gegen Italien setzte Knorr auch im tabellarisch unwichtigen letzten Hauptrundenspiel am Samstagabend gegen Tunesien (31:19) krankheitsbedingt aus. Er hat das Teamhotel im dänischen Silkeborg verlassen und ist in seine Geburtsstadt Flensburg gereist, um sich medizinisch beraten zu lassen. Von Brustschmerzen, Halsweh und Atemproblemen ist die Rede. Auch Rune Dahmke und Lukas Stutzke (Infekte) blieben im Hotel. Für Franz Semper ist die WM mit einer Muskelverletzung ohnehin beendet.
Gislason kann Spieler wie Golla, Wolf, Uscins und Köster gegen Tunesien schonen
Knorr verzichtete zunächst auf die Reise nach Norwegen, um sich zu Hause in Deutschland weiter zu erholen. Eine Rückkehr ins Team bis Mittwoch sei aber gut möglich, heißt es vom Deutschen Handballbund (DHB). Für den Fall, dass Knorr doch weiter ausfällt, hat Gislason vorgesorgt und Marian Michalczik (TSV Hannover-Burgdorf) nachnominiert. Der ist zwar ein anderer Mittelmann-Typ als Knorr, kennt jedoch das Spielsystem, kann zudem im Mittelblock in der Abwehr eingesetzt werden. Gegen Tunesien mischte Michalczik gleich munter mit, stand stabil im Innenblock mit Justus Fischer und warf im Angriff seine ersten WM-Tore.
Gislason nutzte die Chance, einige viel belastete Spieler wie Johannes Golla (in seinem 100. Länderspiel), Renars Uscins und Julian Köster zu schonen, dafür bekam Marko Grgic (elf Tore) im Rückraum ebenso viel Spielzeit wie Kreisläufer Fischer. Und im Tor parierte David Späth einen tunesischen Wurf nach dem anderen. „Die Abwehr war super heute, es hat super viel Spaß gemacht“, sagte Späth im ZDF. Die Tunesier bewiesen indes, dass sie zu Recht punktlos am Tabellenende der Hauptrundengruppe stehen. Obwohl den deutschen Spielern eine erhebliche Anzahl an technischen Fehlern unterlief, warfen sie schon bis zur Halbzeit eine Zehn-Tore-Führung heraus. „Wir können mit breiter Brust nach Oslo fahren“, befand Grgic in seinem Fazit.
Im Viertelfinale am Mittwoch wird’s wieder erheblich schwerer werden für das deutsche Team. Dann wird der Gegner Portugal heißen. Die Portugiesen siegten im abschließenden Hauptrundenspiel locker gegen Chile und gehen als Gruppensieger ins Viertelfinale. Brasilien ist als Gruppenzweiter ebenfalls qualifiziert. Dagegen sind die Mitfavoriten Schweden, Spanien und Norwegen allesamt raus.