Gauthier Mvumbi bei der WM:Der Shaq des Handballs

Gauthier Mvumbi bei der WM: Hat es zweifellos drauf: Gauthier Mvumbi (rechts) im Spiel gegen Dänemark.

Hat es zweifellos drauf: Gauthier Mvumbi (rechts) im Spiel gegen Dänemark.

(Foto: Mohamed Abd El Ghany/AFP)

Der Kongolese Gauthier Mvumbi begeistert bei der Handball-WM mit blitzschnellen Drehungen trotz kolosshafter Statur - und er hat einen sehr prominenten Fan.

Von Carsten Scheele

Irgendwas ist schiefgelaufen, ein Zahlendreher, eine Verwechslung? Vielleicht arbeiten in der Medienabteilung der Handball-WM in Ägypten auch einfach nette Menschen, die es gut meinten mit Gauthier Mvumbi aus der Demokratischen Republik Kongo, denn als sie dessen Spielerprofil angelegt haben, haben sie es mit den Zahlen nicht so genau genommen. Der 26-Jährige nimmt mit seinem Land erstmals an der Weltmeisterschaft teil, aber was auf der Website über Gauthier Mvumbi steht, klingt so gar nicht nach Gauthier Mvumbi.

Kreisläufer, das stimmt noch, dann aber: 1,76 Meter groß. Und vor allem: 89 Kilo schwer. Die offizielle Homepage des Handball-Weltverbandes IHF ist zumindest etwas näher dran, dort ist Mvumbi schon 1,92 Meter groß und 110 Kilo schwer.

Kurzer Blick auf Fotos von dem Kongolesen. Nee, auch das kommt nicht hin.

Der Gauthier Mvumbi, über den gerade die halbe Handballwelt spricht, hat ein paar Gramm mehr auf den Rippen. Ob nun 130, 140 oder 150 Kilo, das ist für die Geschichte nicht mehr wichtig, es ist jedenfalls eine echte Freude, dem "Kongo-Koloss" (so schrieb ein Boulevardblatt) zuzuschauen. Gut, Tempogegenstöße sind nicht das Ding von "El Gigante"; den Spitznamen hat er sich selbst verpasst. Fix zurück in der Abwehr ist er auch nicht, es dauert ein paar Sekunden, bis er aus dem Stand ins Sprinttempo gewechselt ist.

"Man sagt, dass du der Shaq des Handballs bist", sagt der echte Shaq

Aber erhält Mvumbi am Kreis den Ball, geht es blitzschnell: kurze Drehung, Gegner abtropfen lassen, rein das Ding. Wer auch immer bislang um ihn herumstand, hatte keine Chance, Mvumbi unter Einsatz von Armen oder sonstiger Körperteile zu stoppen. Gegen Argentinien versenkte er bei seinem ersten WM-Auftritt vier Bälle, bei vier Versuchen wohlgemerkt, eine hervorragende Quote. Gegen Weltmeister Dänemark waren es sogar fünf Treffer, ebenso fünf im abschließenden Gruppenspiel gegen Bahrain.

Mvumbi wurde anschließend sogar zum "Man of the Match" gewählt, zum besten Spieler also. Er reklamiere die Auszeichnung nicht für sich, schrieb Mvumbi später in den sozialen Medien: "Das ist unser Sieg, für mein Land, für alle, die mich unterstützt haben."

Dabei spielt Mvumbi nicht wirklich hochklassig Handball, sondern nur in der vierten französischen Liga, bei Dreux AC, westlich von Paris. Sein Klubtrainer ist sein Nationalcoach, also durfte Mvumbi mit zur WM, für die sich Kongo qualifizieren konnte, weil die IHF das Teilnehmerfeld auf 32 Länder aufgestockt hat. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal erleben würde", sagte Mvumbi.

Gewonnen hat Kongo bei dieser WM bislang nicht, das Team ist in der Vorrunde punktlos ausgeschieden, nun geht es im sogenannten President's Cup weiter, einer Art Trostrunde für die schwächsten Mannschaften, damit die gegen annähernd gleichwertige Gegner Spielpraxis und vielleicht sogar Erfolgserlebnisse sammeln können. Zwei Spiele hat die DR Kongo noch, gegen die ebenfalls gescheiterten Teams aus Angola und Tunesien.

Mvumbi vergrößert mit jedem Auftritt seine Fangemeinde. Manch einer lacht bloß über sein Gewicht, über das Trikot, das nicht richtig sitzt, weil es so spannt; die meisten sind ernsthaft baff, wie flink Mvumbi trotz seiner Wucht auf den Beinen ist. Sogar Shaquille O'Neal hat sich gemeldet, der legendäre US-Basketballer, der es mit einer ganz ähnlichen Statur (150 Kilo, Schuhgröße 60) zu Weltruhm und vier NBA-Titeln gebracht hat. "Man sagt, dass du der Shaq des Handballs bist. Was geht?", fragte O'Neal in einer Videobotschaft, die er an Mvumbi geschickt hat.

Zu viel für den bis vor wenigen Tagen völlig unbekannten Kreisläufer aus der vierten Liga. "Ich glaube es nicht, mein Idol, ein Traum wird wahr", antwortete Mvumbi bei Instagram: "Ich verstehe noch gar nicht, was eigentlich passiert."

Und die Sache mit seiner Statur? Mvumbi sieht es locker. Ja, er sei halt dick. "Niemand ist perfekt", sagt er. Aber es gibt auch nicht viele Leute auf der Welt, die eine persönliche Videobotschaft von Shaq erhalten.

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