Deutschland bei der Handball-WM:Helle Verzweiflung beim Gegner

Deutschland bei der Handball-WM: Es klappt fast alles: Juri Knorr jubelt mit seinen DHB-Kollegen über den Kantersieg gegen Argentinien.

Es klappt fast alles: Juri Knorr jubelt mit seinen DHB-Kollegen über den Kantersieg gegen Argentinien.

(Foto: Piotr Hawalej/AP)

Die Abwehr agiert furchteinflößend, im Angriff klappt alles: Deutschland gewinnt unerwartet hoch gegen Argentinien - und kann bereits Richtung Viertelfinale schielen.

Von Ralf Tögel, Kattowitz

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist mit einem unerwartet hohen Sieg in die Hauptrunde gestartet. Gegen völlig überforderte Argentinier gewann die Auswahl des Deutschen Handballbunds (DHB) mit 39:19 (24:11) und präsentierte sich bestens gerüstet für die kommenden Aufgaben.

Die deutschen Spieler zeigten sich nach dem Spiel überrascht, wie mühelos sie den vierten Sieg bei dieser WM errungen hatten. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so deutlich wird", sagte Mittelmann Juri Knorr. Auch Bundestrainer Alfred Gislason war hochzufrieden: "Das war eine unglaublich konzentrierte Leistung. Wir haben den Argentiniern früh komplett den Mut genommen."

Wohl wahr, die Argentinier hatten zwar schon in der Vorrunde gegen Norwegen (21:32) und die Niederlande (19:29) deutliche Niederlagen kassiert, doch was den Südamerikanern am Donnerstagabend widerfuhr, war weitaus schlimmer. Dabei produzierte das deutsche Team erst einmal zwei Fehler, die aber umgehend von Torwart Andreas Wolff kaschiert wurden. Der 31-Jährige brauchte keine Zeit, um auf Temperatur zu kommen.

Elf Treffer erzielen die Argentinier in der ersten Halbzeit, in der zweiten sogar nur acht

Wolff bereitete den Argentiniern nicht nur unlösbare Probleme, er war schon nach kurzer Zeit in den Köpfen der Werfer. Lediglich Argentiniens Bester, Diego Simonet, zeigte sich einigermaßen unbeeindruckt und erzielte die ersten beiden Treffer für sein Team. Als Wolff aber seinen ersten Wurf parierte, begann auch Simonet zu zweifeln und blieb länger auf der Bank.

Und es wurde nicht besser für die Argentinier. Sie hatten zum einen nicht die Mittel, die starke DHB-Abwehr in ernste Verlegenheit zu bringen, und wenn diese nicht aufpasste, war da immer noch Wolff. Man konnte bisweilen den Eindruck gewinnen, dass die Argentinier lieber meterweit am Tor vorbeiballerten, als sich vom deutschen Schlussmann düpieren zu lassen. Nur elf Treffer erzielten die Argentinier in der ersten Halbzeit, in der zweiten sogar nur acht.

Im deutschen Angriff klappte dagegen nahezu alles. Juri Knorr erzielte die ersten beiden Tore, dann war bald kein Halten mehr. Feine Spielzüge wurden sicher abgeschlossen, die beiden Kreisläufer Johannes Golla und Jannik Kohlbacher waren von den körperlich unterlegenen argentinischen Abwehrspielern nicht zu halten. Die Außenspieler Patrick Groetzki und Lukas Mertens stürmten per Konter auf das Tor des bemitleidenswerten Keepers Juan Manuel Bar. So landete Ball um Ball im argentinischen Tor.

Entsprechend herrschte helle Verzweiflung auf Argentiniens Bank, Trainer Guillermo Milano fuchtelte wie wild mit den Armen und versuchte es zwischenzeitlich mit dem siebten Feldspieler - auch keine gute Idee. Denn umgehend flog der Ball mehrmals ins leere argentinische Tor. Es war egal, was die Argentinier versuchten, sie waren phasenweise hilflos, das Debakel hatte längst seinen Lauf genommen. Die Überlegenheit der Deutschen war so deutlich, dass Gislason in einer Auszeit kurz vor der Pause meinte: "Spielt doch, was ihr wollt."

Zur Halbzeit führte Deutschland 24:11, mit 13 Treffern also, nun gab Gislason seinem Stammpersonal im zweiten Durchgang großzügige Pausen. Auch kein Grund zur Entwarnung für den Gegner, fortan erzielten halt Rune Dahmke, Luca Witzke oder Djibril M'Bengue die Tore. Letztlich war die Partie ein lockeres Warmlaufen für die kommende Aufgabe am Samstag gegen die Niederlande, ein ungleich schwererer Gegner, der bei seinem 32:30-Zittersieg gegen Katar jedoch kaum furchteinflößend agierte. Deutschland steht nun bei sechs Punkten in seiner Hauptrundengruppe - der erhoffte Einzug ins Viertelfinale ist nur noch einen Schritt entfernt.

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