Handball-WM:Die Heim-WM ist vorbei

Deutschland - Dänemark

Die WM ist vorbei, das deutsche Team trauert, auch Jenny Karolus (vorne).

(Foto: dpa)
  • Die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Frauen verliert das WM-Achtelfinale 17:21 (7:11) gegen Dänemark.
  • Es ist ein bitterer Abschied von der Heim-WM.

Von Saskia Aleythe, Magdeburg

Wann immer Svenja Huber ein Spielfeld betreten hat bei dieser Handball-WM, standen am Ende der Partie zahlreiche Tore neben ihrem Namen. Huber ist die Frau für einfache Treffer im Team, als Rechtsaußen die erste Anspielstation für schnelle Konter, und auch eine sichere Siebenmeter-Schützin. Aber sogar diese Gewissheit galt nun nicht mehr.

Es lief die erste Halbzeit im WM-Achtelfinale gegen Dänemark, Deutschland war in doppelter Überzahl - und die Frau für die einfachen Tore trat zum Siebenmeterpunkt. Pfiff, eine Antäuschung, der Ball fliegt, Dänemarks Sandra Toft hält. Huber fängt den Abpraller, wirft noch mal. Und scheitert erneut. Ein bitterer Moment.

Biegler: "Ich kann meine Enttäuschung gar nicht in Worte fassen"

Eine Heim-WM ist nichts, wovon man sich vorzeitig verabschieden will, die Halbfinal-Teilnahme hatten die deutschen Frauen für realistisch gehalten. Draußen vor der Halle wehte nun der Schnee die Magdeburger Innenstadt zu, und unter den Scheinwerfern der Arena verfestigte sich die Erkenntnis: Daraus wird nichts mehr. Das Team von Michael Biegler verlor mit 17:21 (7:11). Es war gleichzeitig der Abschied von Biegler, der ab Januar den Männerbundesligisten SC DHfK Leipzig übernehmen wird. Zukunftsmusik. Jetzt sagte Biegler erst einmal: "Ich kann meine Enttäuschung gar nicht in Worte fassen. Dieses WM-Ergebnis ist jetzt natürlich schlecht. Das hatte ich nicht erwartet."

Mit betrüblichen Gedanken hatte sich die deutsche Mannschaft schon aus ihrem Vorrundenstandort Leipzig nach Magdeburg verabschiedet, das Achtelfinale hatte man zwar vorzeitig erreicht, aber die deutliche 23:31-Niederlage gegen die Niederlande in der letzten Gruppenpartie am Freitag schmerzte. Doch Kapitänin Anna Loerper hatte recht schnell wieder auf Optimismus umgestellt, "da können wir uns wieder rauskämpfen, so stark sind wir".

Nun war auch Loerper untröstlich: "Wir sind alle riesig enttäuscht", sagte sie, und erkannte: "Wir sind an uns selbst gescheitert. Wir haben eine große Chance vertan."

Dabei waren Bedingungen in der Startphase gegen die Däninnen für die Deutschen nicht schlecht. Schon im ersten Angriff der Partie musste Kristina Jorgensen mit einer Zeitstrafe vom Feld. Die Überzahl konnten die deutsche Mannschaft aber nicht nutzen, ein schlechtes Zuspiel flog ins Seitenaus. So war es die dänische Kreisläuferin Kathrine Heindal, die den ersten Siebenmeter zugesprochen bekam und das Eröffnungstor warf.

Starke Leistung von Woltering reicht nicht

Torfrau Clara Woltering zeigte gleich zu Beginn wieder starke Paraden, musste aber auch zahlreiche Fehler ihrer Kolleginnen beobachten. Mal verwarf Jenny Karolius frei vom Kreis, mal hob Xenia Smits den Ball unplatziert übers Tor. Auch technische Patzer, die schon gegen die Niederlande ein ordentliches Angriffsspiel unmöglich gemacht hatten, prägten die erste Halbzeit. Woltering hielt, doch Linksaußen Angie Geschke konnte die Parade nicht verwerten, sie warf ihrer Gegenspielerin den Ball in die Arme.

Nur Friederike Gubernatis sendete mit mutigen Aktionen ein Lebenszeichen der deutschen Offensive und warf früh drei Tore. Kreisläuferin Karolius verzagte dafür zunehmend an Toft, und selbst als Line Haugsted in der 23. Minute mit roter Karte vom Feld musste, konnte die Mannschaft von Michael Biegler keinen Vorteil daraus ziehen.

Torhüterinnen können auch selber Tore werfen, das hatte Woltering beim 24:9 gegen China bei leerem Tor der Gegnerinnen gezeigt, und am liebsten hätte sie nun auch in Magdeburg die deutsche Offensive übernommen, die überhaupt nicht ins Spiel fand. Und kamen Bälle mal durch die Abwehr hindurch, parierte Toft. Auch Woltering hielt einen Ball nach dem anderen, doch in der Offensive sorgten Schrittfehler oder Stürmerfouls dafür, dass Dänemark nicht ins Zittern geraten musste. Woltering gab trotzdem nicht auf und brüllte ihre Kolleginnen selbst beim Stand von 13:20 noch nach vorne, vier Minuten Restspielzeit zeigte die Uhr da gerade noch.

Doch eine Woltering alleine macht keinen Viertelfinalisten. Die deutsche Abwehr, die zu Turnierbeginn noch stark zusammengespielt hatte, erwischte ähnliche Probleme wie schon gegen die Niederlande: Die Gegnerinnen waren oft einen Schritt schneller und überwanden den deutschen Block recht problemlos. Auch weil die Konzentration fehlte. Was sich für das Team von Michael Biegler besonders schlimm anfühlen musste: Näher als drei Tore kam man nie wieder an die Däninnen heran, das Viertelfinale war unerreichbar.

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