Süddeutsche Zeitung

Handball-WM:43 Tore gegen den Neuling

Die deutsche Mannschaft startet mit einem 43:14 gegen Uruguay ins Turnier. Am meisten freut sich dabei der gegnerische Torwart.

Von Carsten Scheele

Bundestrainer Alfred Gislason musste zugeben, dass sein Wissen über den ersten Gegner der deutschen Handball-Nationalmannschaft begrenzt war. Uruguay? Die Mannschaft aus Südamerika ist erstmals bei einer Weltmeisterschaft vertreten, sie spiele ihre Angriffe "extrem lang", wusste Gislason und klar, wie alle Teams aus Uruguay packe sie in der Abwehr ordentlich zu. Ansonsten war es schwierig mit den Vorhersagen, das letzte Pflichtspiel Uruguays ist fast ein Jahr her - dann kam schließlich Corona.

Die kräftig zupackenden Abwehrarme haben dann doch nicht ganz gereicht, um etwas auszurichten gegen das zwar verjüngte, aber trotzdem schlagkräftige deutsche Team. Das 43:14 (16:4) war der erwartet lockere Start für Gislasons Team in dieses spezielle WM-Turnier. Alle seien "superglücklich", sagte Torhüter Johannes Bitter in der ARD: "Wir haben uns genauso vorbereitet wie auf jeden starken Gegner."

Das Ergebnis war der höchste deutsche Auftaktsieg bei einer WM seit 63 Jahren, und das war laut Bitter "natürlich völlig okay". Am Sonntag im zweiten Vorrundenspiel gegen die Kapverdischen Inseln dürften die Kräfteverhältnisse ähnlich sein; danach, gegen Ungarn, beginnt die WM so richtig.

Uruguays Torwart jubelt: zwei Paraden gegen Gensheimer!

Vier Spieler hatte Gislason vor dem Spiel informiert, dass sie nur auf der Tribüne sitzen würden. So wird es bei jedem WM-Spiel sein, im Kader stehen 20 Spieler, 16 dürfen auf den Spielberichtsbogen. Also pausierten diesmal neben Torwart Andreas Wolff auch Moritz Preuss, Antonio Metzner und Lukas Stutzke. Wolff war jüngst intern mit Kritik an seinen Teamkollegen aufgefallen, die Maßnahme war trotzdem nicht als Strafe zu verstehen: Er bleibt der deutsche Torwart Nummer eins, es werden noch wichtigere Aufgaben kommen bei dieser WM.

Uruguays beste Handballer spielen fast alle in der heimischen Amateurliga. Sie sind Studenten, Lehrer, Wirtschaftsprüfer, die für die WM ihren Jahresurlaub eingereicht haben. Nur vier Spieler haben es ins Ausland geschafft, in Spaniens zweite Liga; so in etwa verlief die Partie auch. Das deutsche Team war körperlich und technisch in allen Punkten überlegen, zog über 3:0 und 8:2 auf 16:4 zur Pause davon. Bundestrainer Gislason hatte trotzdem etwas zu mäkeln an der Angriffsleistung - einige freie Würfe wurden fahrlässig vergeben, sogar vom sonst so zuverlässigen Kapitän Uwe Gensheimer, erst von Außen, dann vom Kreis. "Das darf uns so nicht passieren", bemerkte Gislason, "darüber habe ich mich geärgert."

Zur Pause machte Uruguays Torwart Felipe Gonzalez einen ziemlich zufriedenen Eindruck: Klar, 16 Gegentore, aber immerhin zwei Paraden gegen Gensheimer! Und weil er noch einige weitere Würfe abgewehrt hatte, wurde er nach der Partie sogar als "Mann des Spiels" ausgezeichnet und von seinen Mitspielern gefeiert. Darüber freute sich Gonzalez noch mehr als die deutschen Spieler über ihren Erfolg.

Der fiel schließlich mit 29 Toren Differenz aus. "Zum Ende hin hat es uns der Gegner sehr leicht gemacht", sagte Gislason. Seinem Team dürfte die Regeneration zügig gelingen, am Sonntagabend geht es gegen die Kapverden. Am Freitag bestätigte der Welthandballverband, dass die Partie stattfinden kann: Beim Gegner kamen keine weiteren Corona-Fälle hinzu; die jüngsten Tests fielen alle negativ aus.

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SZ/schm/moe
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