Handball-WM: Deutschland - Frankreich:Alles ist zu wenig

Die deutsche Mannschaft spielt gegen Frankreich über 20 Minuten gut mit - und geht anschließend unter. Daran ändert auch ein dramatischer Appell von Bundestrainer Heiner Brand kurz vor Spielschluss nichts.

Nach 40 Minuten war klar, dass es so kommen würde wie befürchtet. 18:12 führten die Franzosen, und die Deutschen mussten eine Zwei-Minuten-Strafe für Michael Kraus hinnehmen. 20 Minuten vor Schluss in Unterzahl sechs Tore gegen die beste Handball-Mannschaft der Welt aufzuholen - das ist schlicht unmöglich.

Handball-WM: Deutschland - Frankreich

Zu viele Fehlversuche: Michael Kraus (links) gegen Frankreichs Didier Dinart (Mitte) und Nicola Karabatic.

(Foto: dapd)

Die Franzosen bauten ihren Vorsprung auf 20:12 aus, die Deutschen standen der Übermacht - wie im Bild Michael Kraus - hilflos gegenüber, und so nahmen die Dinge ihren unabänderlichen Lauf. Dass bald Bertrand Gille zweimal innerhalb kürzester Zeit für zwei Minuten vom Feld musste, änderte daran nichts.

23:30 (10:13) hieß es am Ende in Kristianstad, was bedeutet, dass die Deutschen die am Samstag beginnende Hauptrunde dieser WM in Schweden auf jeden Fall mit null Punkten beginnen werden - es sei denn, sie verlieren an diesem Donnerstag hoch gegen Tunesien, dann müssen sie in die Trostrunde.

Die Franzosen spielten mit der Unerbittlichkeit einer perfekt konstruierten Maschine. Ihre Treffer bejubelten sie gar nicht mal überschwänglich, weil sie so selbstverständlich fielen. Wasser ist nass, der Himmel ist blau, die Franzosen werfen Tore. Und die Deutschen konnten nichts dagegen tun, obwohl sie so sehr wollten. Mit viel Engagement waren sie in die Begegnung gegangen, erst nach 20 Minuten gelang es den Franzosen, in Führung zu gehen.

Dann jedoch zogen sie ihr Spiel routiniert durch, gegen Ende gab Trainer Claude Onesta einigen Spielern aus der zweiten Reihe die Gelegenheit, sich mit dem chancenlosen Gegner noch ein wenig zu amüsieren. Das Frustrierende für die deutsche Auswahl war, dass sie wirklich alles gab und das viel zu wenig war.

Bundestrainer Heiner Brand hatte trotzdem einiges zu kritisieren. Schon in einer Auszeit kurz vor Ende der Partie richtete er einen mitunter dramatischen Appell an seine Mannschaft: "Es kommt auch auf die Ehre an", brüllte Brand, "hier scheißt keiner den anderen an. So geht das nicht."

Nach dem Spiel klang das so: "Ich denke, das Ergebnis spiegelt den Leistungsunterschied zwischen den beiden Mannschaften wider. Das muss man akzeptieren. Die erste Halbzeit war sehr erträglich. Nach der Halbzeit sind aber alle Dämme auseinandergebrochen. Da kann man anders dagegen halten."

Vor 4250 Zuschauern in der Kristianstad Arena leistete sich der zuletzt kritisierte Mittelmann Michael Kraus zunächst zwar einige Fehlwürfe, war am Ende jedoch bester Torschütze (7/2) für die DHB-Auswahl.

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