Süddeutsche Zeitung

Deutschland bei der Handball-WM:Sie können noch gewinnen

Die deutschen Handballer siegen 31:24 gegen Brasilien - vieles klappt deutlich besser als zuletzt. Das WM-Viertelfinale ist trotzdem sicher verpasst.

Von Carsten Scheele

Schon vor dem Anpfiff war alles vorbei. Die Spanier hatten am Nachmittag ihr zweites Hauptrundenspiel gegen Uruguay 38:23 gewonnen, die Ungarn anschließend 30:26 gegen Polen - für die deutschen Handballer waren damit die verbliebenen theoretischen Möglichkeiten, doch noch das Viertelfinale der WM in Ägypten zu erreichen, nicht mehr existent.

Polen hätte Schützenhilfe leisten können, tat es aber nicht, so werden Spanien und Ungarn in der Runde der letzten Acht weiterspielen, um Ruhm, Ehre und Medaillen. Den Deutschen bleibt die Gewissheit, dass es am Dienstag mit dem Flugzeug nach Hause geht.

Ob diese WM auf Abschlussposition neun, zehn, elf oder noch schlechter endet, ist dann fast schon egal. Bob Hanning, der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bunds (DHB), sagte der Nachrichtenagentur SID, es sei "natürlich bitter, unser WM-Ziel nicht erreicht zu haben. Wir haben es uns aber selbst zuzuschreiben."

Das Angriffsspiel flutscht deutlich besser

Das Viertelfinale zu verpassen, das war der Handball-Nationalmannschaft zuletzt 2017 passiert. Zum zweiten Hauptrundenspiel gegen Brasilien trat das Team von Bundestrainer Alfred Gislason am Samstagabend nicht mehr mit der allergrößten Anspannung an, manches funktionierte aber plötzlich viel besser als zuletzt. Das 31:24 (16:12) bedeutete den dritten Sieg bei dieser Pandemie-WM, eingerechnet das kampflose 10:0 in der Vorrunde gegen Kap Verde.

Gislason hatte sich im Tor für einen Wechsel entschieden, gegen Andreas Wolff, nach dessen schwacher Leistung im Spanien-Spiel. Für ihn rückte Silvio Heinevetter ins Team. In den Anfangsminuten haute sich vor allem Kreisläufer Johannes Golla rein: Er erzielte die ersten beiden deutschen Treffer, mit dem dritten Angriff holte er einen Siebenmeter heraus, den Marcel Schiller sicher verwandelte.

Das Angriffsspiel flutschte viel besser als gegen Spanien oder Ungarn; schon nach zehn Minuten traf Julius Kühn zum 7:2. Aber es ging ja auch nur gegen die Brasilianer, die handballerisch eine Stufe unter den Ungarn (erweiterte Weltklasse) und zwei Stufen unter den Spaniern (Weltklasse) anzusiedeln sind. Gegen die besseren Mannschaften sind die Räume enger, die Fehler werden schneller bestraft. Um die WM nicht ganz deprimiert zu verlassen, waren die körperlich mächtigen, aber nicht immer flinken Brasilianer ein dankbarer Gegner.

Vorne leitete Philipp Weber das Spiel überlegt an, Golla verwertete am Kreis, was er in die Finger bekam, hinten gelangen Torhüter Johannes Bitter etliche starke Paraden. Ob es mit dieser Leistung gegen die Spanier gereicht hätte? Zur Halbzeit führten die Deutschen mit vier Toren, diesen Vorsprung konnten sie noch ausbauen, irgendwann waren es sechs Treffer, am Ende sieben. "Unsere Einstellung war sehr gut", erklärte Trainer Gislason. "Wir gehen heute mit einem ganz anderen Gefühl hier raus", sagte Kapitän Uwe Gensheimer.

Ganz vorbei ist die WM immer noch nicht. Am Montag folgt ein weiteres, sportlich wertloses Spiel gegen die ebenfalls ausgeschiedenen Polen (20.30 Uhr, ARD). Danach geht's nach Hause, hoffentlich gesund.

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