Handball-WM:Das neue Katar ist nur noch eine kleine Hürde

Handball-WM: Rafael Capote (l.): Im Achtelfinale gegen Deutschland gefordert

Rafael Capote (l.): Im Achtelfinale gegen Deutschland gefordert

(Foto: AFP)

Von Joachim Mölter, Paris

Mit der Einzigartigkeit der katarischen Handball-Nationalmannschaft ist es nicht mehr weit her. Bei ihrer Heim-WM vor zwei Jahren in Doha nahm sie gleich zwei Aufsehen erregende Ausnahmestellungen ein. Die erste aufgrund der Herkunft ihrer Spieler: Die waren aus aller Welt zusammengekauft worden, die Internationale Handball-Föderation (IHF) macht das möglich mit einer laxen Regel, was Nationalitätenwechsel angeht. Die zweite aufgrund ihres Abschneidens: Die Weltauswahl der Katarer schaffte es als erste nicht-europäische Mannschaft in ein WM-Finale, wo sie dann freilich gegen Frankreich verlor, 22:25.

Nun, zwei Jahre später beim Turnier im Land des Titelverteidigers, beschränkt sich die Einzigartigkeit der katarischen Handballer auf eine Randnotiz: Sie sind die einzige Mannschaft, die nach der Vorrunde nicht reisen muss, sondern bleiben darf, wo sie war - in Paris. Dort erwartet sie am Sonntag (18 Uhr/handball-dkb.de) die deutsche Mannschaft zum Achtelfinale.

Kein Duell auf Augenhöhe mehr

Vierter der Gruppe D gegen Ersten der Gruppe C lautet die Paarung, Asienmeister gegen Europameister. Es ist kein Duell auf Augenhöhe, auch wenn der Bundestrainer Dagur Sigurdsson sagt: "Katar ist ein sehr unangenehmer Gegner." Auch wenn der deutsche Torhüter Andreas Wolff warnt: "Vielleicht haben sie nur auf die K.o.-Runde gewartet, um ihren besten Handball zu spielen."

Vielleicht sind sie aber auch einfach nicht mehr so gut wie vor ein, zwei Jahren. In der WM-Vorrunde ließen sie bloß die Entwicklungsländer Bahrain und Argentinien hinter sich und verloren selbst gegen Ägypten. Dass sie gegen Schweden und Dänemark keine Chance hatten, überraschte nicht. Die Dänen, Olympiasieger von Rio, schonten am Freitagabend ihre besten Leute und zogen nur in der letzten Viertelstunde ein wenig an, selbst das reichte zu einem Sieg (32:29).

In Rio den Schwung verloren

Im Viertelfinale der WM 2015 bezwangen die eingebürgerten Katarer noch die besten Männer von Dagur Sigurdsson, 26:24. Die haben sich längst dafür revanchiert, mit dem 34:22 im Olympia-Viertelfinale ein Jahr später. Damit kam dem katarischen Handball der Schwung abhanden, nun fehlt dem spanischen Trainer Valero Rivera die Hälfte der Legionäre, die in Doha und Rio dabei waren: der gebürtige Montenegriner Zoran Markovic, zweitbester Torschütze der WM 2015; dessen Landsmann Goran Stojanovic, einer der weltbesten Torhüter; der spanisch-stämmige Kreisläufer Borja Vidal, um nur die wichtigsten zu nennen.

"Manche haben aufgehört, andere sind verletzt", erzählt der gebürtige Franzose Bertrand Roiné, der geblieben ist, ebenso wie der bosnische Torwart Danijel Saric, der ägyptische Kreisläufer Hassan Mabrouk, der kubanische Rückraumspieler Rafael Capote. Von dem sprung- und wurfgewaltigen Capote sind nicht nur die deutschen Handballer beeindruckt. Capote macht sich und seinen Mitstreitern Mut: "Ab dem Achtelfinale ist die WM ein ganz anderer Wettbewerb. In einem Spiel kann alles passieren."

Der Trainer Rivera sagt: "Unser Ziel bei dieser WM ist es, unter die ersten Acht zu kommen, dafür werden wir kämpfen." Dafür müssten sie allerdings gegen die deutsche Mannschaft gewinnen. Und die ist sicher nicht vom Reisestress ermattet: Von ihrem Vorrundenspielort Rouen nach Paris waren es auch bloß 140 Kilometer.

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