16 Tore in einem Spiel. Eine außergewöhnliche Ausbeute. Handballer Max Horner ist das gelungen, im Trikot des TuS Fürstenfeldbruck beim Sieg über die zweite Mannschaft von Bundesligist Balingen. Und weil der 23-jährige Linkshänder immer weiter traf und traf, gehört er nun am vorläufigen Ende der Saison mit 145 Toren zu den sieben besten Werfern aller 82 Drittliga-Teams. "Überperformt" habe Horner in der Hinrunde der Saison, genauso wie der 19 Jahre alte Torhüter Louis Oberosler und der vom halblinken Rückraumspieler zum spielgestaltenden Mittelmann umfunktionierte Yannick Engelmann, 27, lobt deren Trainer Martin Wild. Kein Wunder, dass auch die Konkurrenz ein Auge auf die Fürstenfeldbrucker Überflieger geworfen hat. Allen dreien werden Abwanderungsgedanken nachgesagt. Wild belässt es bei Andeutungen: "Wir würden gerne alle behalten, aber vermutlich werden uns nicht alle erhalten bleiben." SZ-Recherchen zufolge soll es sich bei den Interessenten um Bad Schwartau (zweite Liga), Bergischer HC (Bundesliga) und Konstanz (dritte Liga) handeln. U19-Europameister Stefan Seitz, der per Doppelspielrecht schon für den HC Erlangen im Einsatz ist, wird nach der Saison fest zum einzigen bayerischen Bundesligisten wechseln.
Es ist der Fluch des Erfolgs, der aufstrebende Vereine wie den TuS Fürstenfeldbruck ereilt. Sportlich famose Jahre liegen hinter ihm, seine besten Handballer aber muss er ziehen lassen. Dennoch gelingt es immer wieder, mit regional verwurzelten jungen Akteuren weiter aussichtsreich am Ball zu bleiben. Nach der Zweitliga-Saison vor einem Jahr verließen wichtige Rückraumspieler wie Falk Kolodziej und Johannes Stumpf sowie Torhüter Stefan Hanemann den Verein, Fürstenfeldbrucks Handballer starteten mit kleinem Kader und vermeintlich ausgezehrt von den Strapazen der zweiten Bundesliga als Absteiger in die Drittliga-Saison. Um dann mit 18:0 Punkten besser als je zuvor in eine Spielzeit zu starten und sich mit dem späteren Tabellenführer Konstanz lange ein Duell zu liefern.
Dauerhaft Profi-Handball zu finanzieren, dazu sehen sie sich beim TuS Fürstenfeldbruck noch nicht in der Lage
"Fantastisch" nennt deshalb Martin Wild die Hinrunde, die sein Team gespielt hat. Die Mannschaft passte ihre Ziele der überraschend guten Form an; dem Erreichen der Aufstiegsrunde - also Platz eins oder zwei - galt fortan das Interesse, wohlwissend, dass eine Rückkehr in die zweite Bundesliga vom Verein aus dem Münchner Umland vorerst nicht zu stemmen ist. Dauerhaft Profi-Handball zu finanzieren, dazu sehen sie sich beim TuS Fürstenfeldbruck noch nicht in der Lage. Die entsprechenden Anstrengungen hatte man in den vergangenen Jahren zwar verstärkt, aber dann kam Corona und damit leere Zuschauerränge und fehlende Einnahmen.
Am Ende dieser Drittligarunde reichte es dann doch nur zu Platz drei. Enttäuscht ist der Trainer aber nicht: "Das muss man schon würdigen. Das ist eines der besten Ergebnisse der Vereinsgeschichte."
Weil es mutmaßlich mehrere Weggänge geben wird, setzt Martin Wild schon alle Hebel in Bewegung, um neue Handballer zu rekrutieren: "Wir wollen weiterhin eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine stellen." Vom Allacher Landesligateam wird der Linkshänder Valentin Schell zum TuS stoßen, auch die Langzeitverletzten Benedikt Hack und Alexander Leindl kehren zurück. Doch noch ist die Spielzeit nicht zu Ende. Weil es in der Corona-Zeit zwar Auf-, aber keine Absteiger gab, werden die 82 Teams der sieben Drittliga-Staffeln nun per Auf- und Abstiegsrunde wieder deutlich geschrumpft. Für Fürstenfeldbruck und die übrigen Klubs aus dem Tabellenniemandsland der Plätze drei bis sechs schließt sich eine Runde mit sechs Partien an, in der insgesamt fünf Startplätze für den DHB-Pokal vergeben werden. Am 2. April geht's los mit einem Auswärtsspiel in Oppenweiler, weitere Gegner sind Horkheim und Erlangen II. Am 1. April steht in eigener Halle zudem ein Benefizspiel für die Ukraine im Rahmen der Aktion "Deutschland hilft" an gegen eine Auswahl des Bayerischen Handballverbandes, zu der auch die ehemaligen Nationalspieler Dominik Klein, Michael Spatz und Crischa Hannawald gehören werden.
Mitte Mai wird dann auch diese Saison beendet sein. Für einen wie Korbinian Lex vorerst auch der Handballsport. Der 30-jährige Abwehrspezialist und Mannschaftskapitän, der als Elektromeister bei den Stadtwerken München arbeitet, hört nach neun Jahren beim TuS Fürstenfeldbruck auf, mit dem er von der Bayernliga bis in die zweite Liga aufgestiegen ist. Er habe es weiter hinauf schaffen wollen als sein Vater, der in der Regionalliga, die heute dritte Liga heißt, gespielt hatte, erzählt Lex mit einem Grinsen. Das ist ihm mit dem Zweitliga-Abenteuer gelungen. Und dann hat Korbinian Lex erst einmal Wichtigeres zu tun. Im Sommer wird er seine Hochzeitsfeier nachholen, die wegen der Corona-Pandemie bislang ausfallen musste.