Handball-Viertelfinale:Schweden kämpft Nachbar Dänemark nieder

Schwedische Handballer werfen überraschend Dänemark aus dem Turnier. Gewichtheber Matthias Steiner erleidet bei seinem Hantel-Missgeschick nur kleinere Verletzungen. Die US-Volleyballer erleben eine unangenehme Überraschung, Bahnradfahrer Levy sieht Missstände an der Spitze des Verbandes. Corinna Harrer ist im Halbfinale über 1.500 Meter ausgeschieden.

in Kürze

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Energisch: Der Schwede Jonas Larholm (rechts) gegen Mikkel Hansen.

(Foto: AFP)

Handball: Im olympischen Handball-Turnier ist Europameister Dänemark überraschend ausgeschieden. In keiner Phase beim 22:24 (9:11) gegen Schweden wurden die Dänen ihrer Favoritenrolle gerecht. Zwar konnten sie einen zwischenzeitlichen Drei-Tore-Rückstand in der zweiten Halbzeit wettmachen, verloren aber in der hektischen Schlussphase den Überblick. Niklas Ekberg sorgte mit zwei Treffern kurz vor dem Ende für die Entscheidung zugunsten der Schweden, die nun auf Ungarn treffen.

Indes darf Olympiasieger Frankreich weiter auf Gold hoffen. Die Mannschaft um Nikola Karabatic setzte sich im Viertelfinale in vorletzter Sekunde 23:22 (9:12) gegen Spanien durch. Damit blieb ihr nach dem elften Platz bei der EM Anfang des Jahres in Serbien eine weitere Enttäuschung erspart.

Volleyball: Russlands Volleyball-Männer haben als drittes Team das Halbfinale erreicht. Die Auswahl von Wladimir Alekno besiegte am Mittwochabend im Volleyball-Tempel Earls Court Weltliga-Sieger Polen deutlich mit 3:0 (25:17, 25:23, 25:21) und steht damit in der Runde der besten Vier. Dort könnten die Russen am Freitag auf die deutsche Mannschaft treffen, falls diese ihr Viertelfinale gegen Bulgarien gewinnen sollte. Das andere Halbfinale bestreiten Weltmeister Brasilien und Italien, das überraschend Peking-Olympiasieger USA ausschaltete.

Leichtathletik: Die Regensburgerin Corinna Harrer ist im Halbfinale über 1.500 Meter ausgeschieden. Bei ihren ersten Olympischen Spielen kam die 21-Jährige auf 4:05,70 Minuten und wurde in ihrem Lauf Siebte. Nur die besten Fünf schafften den Einzug in den Endlauf am Freitag (21.55 Uhr MESZ). "Ich habe mich sehr gut präsentiert. Das war ein echt guter Lauf", sagte Harrer, die ihre persönliche Bestzeit nur um rund eine Sekunde verfehlte.

Gewichtheben: Matthias Steiner hat bei seinem schweren Unfall im olympischen Finale der Superschwergewichtler Glück im Unglück gehabt und muss keine bleibenden Schäden befürchten. "Ich habe starke Schmerzen. Aber bei mir und meiner Familie überwiegt die Erleichterung, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Das Sportliche rückt da für den Moment in den Hintergrund", sagte Steiner dem sid. Die Ärzte diagnostizierten beim Olympiasieger von Peking eine Bandverletzung an der Halswirbelsäule, eine Prellung des Brustbeins und eine Muskelzerrung im Bereich der Brustwirbelsäule. Knochenverletzungen und direkte Schäden am Rückenmark wurden dagegen ausgeschlossen.

Der Olympiasieger von Peking hatte beim zweiten Versuch im Reißen 196 Kilogramm in die Höhe gestemmt, jedoch das Gleichgewicht verloren. Die Hantel fiel in Steiners Nacken und rollte dann auf seinen Oberschenkel. Steiner blieb am Boden liegen, stand nach kurzer Behandlungszeit aber wieder auf, bevor Helfer vor ihm einen Sichtschutz gegen neugierige Blicke postieren konnten. Kurz darauf gab Steiner den Wettkampf aus gesundheitlichen Gründen auf. "Das Wichtigste ist, dass der Kerl gesund ist. Das steht an erster Stelle. In den ersten Schrecksekunden musste man mit allem rechnen. Wir sind haarscharf an einer schlimmeren Geschichte vorbei geschrammt", sagte Bundestrainer Frank Mantek dem sid.

Basketball: Europameister Spanien ist beim Basketball-Turnier ins Halbfinale eingezogen. In der Revanche für das letztjährige EM-Finale von Litauen setzten sich die Iberer am Mittwoch in London gegen Frankreich mit 66:59 (34:37) durch. Bester Werfer bei den Spaniern war Marc Gasol vom NBA-Club Memphis Grizzlies mit 14 Punkten. Für die Franzosen trafen die beiden NBA-Profis Boris Diaw und Tony Parker mit jeweils 15 Punkten am häufigsten. In der Vorschlussrunde trifft Spanien am Freitag auf Russland. Die Russen hatten zuvor Litauen mit 83:74 (32:27) bezwungen.

Volleyball: Die Volleyballer von Peking-Olympiasieger USA sind schon im Viertelfinale gescheitert. Das Team von Trainer Alan Knipe unterlag am Mittwoch überraschend deutlich Italien mit 0:3 (26:28, 20:25, 20:25) und musste damit frühzeitig seine Hoffnungen auf erneutes Gold begraben. Der Weltranglisten-Sechste aus Italien bot eine beeindruckende Vorstellung, profitierte aber auch von vielen leichten Fehlern der US-Boys. Italien trifft im Halbfinale auf Weltmeister Brasilien. Die Auswahl von Bernardo Rezende entschied das südamerikanische Viertelfinal-Duell gegen Außenseiter Argentinien ebenfalls klar mit 3:0 (25:19, 25:17, 25:20) für sich. Am Abend sollten die deutschen Volleyballer gegen Bulgarien ihr Viertelfinale absolvieren. Die deutschen Volleyballer hatten erstmals seit 40 Jahren wieder die Runde der besten Acht bei Olympia erreicht.

Hockey: Die niederländischen Frauen haben erneut das Endspiel der Spiele erreicht. Der Olympiasieger von 2008 bezwang in einem packenden Halbfinale das Team aus Neuseeland mit 3:1 im Penalty-Shootout. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 2:2 (1:1, 2:2) gestanden. Der Shootout kommt in London erstmals bei Olympia zum Einsatz, bislang wurde der Sieger im Siebenmeterschießen ermittelt. Ellen Hoog verwandelte im Penalty-Krimi den letzten Versuch zur Entscheidung. Hollands Torfrau Joyce Sombroek konnte drei Versuche der Neuseeländerinnen abwehren. Im Spiel hatten Kayla Sharland (7.) und Krystal Forgeson (49.) Außenseiter Neuseeland in seinem ersten Olympia-Halbfinale zweimal in Führung gebracht. Maartje Paumen (32., 53.) konnte zweimal für den Europameister ausgleichen. Die Niederlande stehen am Freitag um 21.00 Uhr MESZ zum dritten Mal in Folge in einem Olympia-Finale. Der Gegner wurde am Abend im Spiel zwischen Gastgeber Großbritannien und Weltmeister Argentinien ermittelt.

Ehre für Bibiana Steinhaus

Radsport: Nach dem Abschluss der olympischen Bahn-Wettbewerbe in London hat Silbermedailengewinner Maximilian Levy den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und dessen Präsidenten Rudolf Scharping kritisiert. "Glückwünsche von der Verbandspitze sind bisher ausgeblieben. Ich glaube, da kommt per Post in den nächsten Tagen eine Urkunde mit 'Herzlichen Glückwunsch und so weiter' - ist ja klar, wo die dann landet", sagte Levy. BDR-Präsident und Ex-Verteidigungsminister Scharping, am Anfang der Spiele kurz in London, hätte der Cottbuser nicht "einmal gesehen oder gesprochen", sagte der Bronzemedaillengewinner im Teamsprint und Olympia-Zweite im Keirin.

"Wir sind es gewohnt, dass wir Bahnradsportler vielleicht mal bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen kurz im Fokus stehen. Erfolge werden nicht entsprechend gewürdigt", sagte der 25-jährige Levy. "Grundsätzlich muss sich im deutschen Sport einiges verändern. Es steht die Frage im Raum: Was ist es Deutschland wert, gute Sportler zu haben oder will die Gesellschaft nur noch Fußball oder Formel 1 gucken." Den Olympiasieg am ersten Tag hatten Miriam Welte und Kristina Vogel perfekt gemacht. Am Vorabend hatte auch Bundestrainer Detlef Uibel Kritik geäußert und vor dem Hintergrund der erfolgreichen Briten in Deutschland zentrale Strukturen in der Leistungssteuerung gefordert. Levy rechnete vor: "Die Briten hatten in den letzten vier Jahren 34 Millionen Euro zur Verfügung -der BDR nur einen kleinen Bruchteil davon."

Fußball: Große Ehre für Bibiana Steinhaus - die deutsche Schiedsrichterin wird am Donnerstag in London das olympische Finale im Frauen-Fußball zwischen Weltmeister Japan und Rekord-Olympiasieger USA leiten. Das teilte der Fußball-Weltverband Fifa am Mittwoch mit. Mit der Finalpaarung kennt sich die 33-Jährige aus Hannover aus. Steinhaus pfiff bereits das letztjährige Endspiel der Frauen-WM zwischen den beiden Teams. Damals setzte sich Japan in Frankfurt 5:3 nach Elfmeterschießen durch.

Hammerwerfen: Weltrekordlerin Betty Heidler ist bei den Olympischen Spielen in London ins Finale der Hammerwerferinnen eingezogen. Die Frankfurterin übertraf in der Qualifikation am Mittwoch im zweiten Versuch mit 74,44 Metern die geforderte Weite von 73,00 Metern. Heidler war bei der Europameisterschaft im Juni in Helsinki überraschend in der Qualifikation gescheitert, zeigte diesmal aber keine Nerven. Bei der Medaillenvergabe am Freitag zählt die Vize-Weltmeisterin zu den Favoritinnen.

Stabhochsprung: Das deutsche Stabhochsprung-Trio hat sich am Mittwochmorgen ohne Probleme für das Finale am Freitagabend qualifiziert. Raphael Holzdeppe und Goldfavorit Renaud Lavillenie aus Frankreich meisterten in der Vorausscheidung als einzige Springer 5,65 Meter. Malte Mohr und Björn Otto genügten 5,50 Meter für den Einzug in den Medaillenkampf der besten 14 Springer.

Springreiten: Steve Guerdat hat bei den Olympischen Spielen in London die Goldmedaille im Einzelwettbewerb gewonnen. Der Schweizer schaffte auf Nino des Buissonnets in den beiden finalen Umläufen als einziger Reiter zwei fehlerlose Ritte. Silber sicherte sich im Stechen Gerco Schröder aus den Niederlanden vor dem Iren Cian O'Connor. Marcus Ehning hatte es als einziger deutscher Reiter in den finalen Umlauf geschafft, landete nach zwei Abwürfen und einem Zeitfehler mit Plot Blue aber auf dem geteilten zwölften Rang. Die anderen drei deutschen Reiter hatten den finalen Umlauf gar nicht erst erreicht. Meredith Michaels-Beerbaum verpasste das Einzelfinale auf Bella Donna nach acht Fehlerpunkten als geteilte 23. nur knapp. Janne-Friederike Meyer scheiterte auf Lambrasco bereits in der dritten Qualifikationsrunde, Christian Ahlmann flog auf Codex One schon im ersten Qualifikationsumlauf am vergangenen Samstag raus.

Basketball: Russlands Basketballer haben als erstes Team das Halbfinale erreicht. Die Russen gewannen gegen Litauen 83:74 (32:27) und greifen damit erstmals seit 24 Jahren wieder nach einer olympischen Medaille. 1988 hatten russische Spieler noch für die Auswahl der einstigen Sowjetunion in Seoul Gold gewonnen. Bester Werfer bei den Russen war Andrej Kirilenko vom NBA-Club Minnesota Timberwolves mit 19 Punkten. Für den dreimaligen olympischen Bronzemedaillengewinner Litauen traf Rimantas Kaukenas mit ebenfalls 19 Punkten am häufigsten. Russland hatte sich in der North Greenwich Arena Mitte des dritten Viertels bereits auf 14 Punkte abgesetzt (51:37), musste am Ende aber doch noch zittern. Zu Beginn des Schlussabschnitts verkürzten die Litauer auf einen Zähler (54:53), doch dann zogen die Russen wieder davon.

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