Handball: TV Großwallstadt:Rausschmiss - nur warum?

Bayerns einziger Handball-Erstligist TV Großwallstadt überrascht mit einer kuriosen Trainerentlassung. Michael Biegler muss gehen - doch niemand äußert sich zu den Gründen.

Carsten Eberts

Am Mittwochnachmittag räumte Michael Biegler hastig sein Büro. Er könne und wolle zu den Gründen seines Rauswurfs nicht sagen, sprach Biegler knapp ins Telefon, das Vorgehen des Vereins habe ihn jedoch "sehr überrascht". Dann legte er eilig auf.

TV Grosswallstadt v SC Magdeburg - Toyota HBL

Daumen runter: Michael Biegler ist nicht länger Trainer vom TV Großwallstadt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Fest steht: Seit Dienstagabend ist Michael Biegler nicht mehr Trainer des Handball-Erstligisten TV Großwallstadt, der Verein hat seinen Übungsleiter von dessen Aufgaben entbunden. Über die Gründe für die plötzliche Trennung herrscht jedoch weiterhin Unklarheit.

Was auch immer zwischen Biegler und der Führung der TV Großwallstadt Handball AG um Vorstand Guido Heerstraß vorgefallen ist: Es muss von gravierender Natur gewesen sein. Keiner der Beteiligten wollte sich am Mittwoch dazu äußern. "Aus arbeitsrechtlichen Gründen kann ich momentan nichts sagen", teilte Heerstraß knapp mit.

Sportliche Gründe seien jedoch nicht ausschlaggebend gewesen. Heerstraß zeigte sich mit Bieglers Arbeit als Trainer "rundum zufrieden"; auch die endgültige Insolvenz des Leistungszentrums des Vereins, die am Dienstag bekannt wurde, habe mit der Trennung vom Cheftrainer nichts zu tun. "Wichtig ist, dass wir nun eine saubere Lösung finden", sagte Heerstraß.

Ob es diese saubere Lösung noch geben kann, ist hingegen unklar. Nicht einmal die sportliche Leitung des TVG war in die Entscheidung von Vorstand und Aufsichtsrat eingeweiht. Manager Uli Wolf erzählt knapp: "Am Samstag gewinnen wir klar und deutlich auf Island, fliegen zurück nach Deutschland, haben am Montag frei und bekommen dann diese Nachricht."

Nach der Niederlagenserie im November gegen vier der fünf Topteams der Liga hatte sich der TVG mit einem Unentschieden gegen Gummersbach und dem Einzug in Achtelfinale des EHF-Pokals gerade wieder gefangen, wollte in der Liga angreifen. Dann die plötzliche Trennung. Wolf ist irritiert: "Dieser Schritt kommt für mich überraschend, und ja, ich finde ihn problematisch." Mehr könne er zu diesem Zeitpunkt nicht verkünden.

Die Trennung kommt umso überraschender, weil die Beziehung zwischen Biegler und dem TVG gemeinhin als gefestigt galt. Der 49-jährige Diplom-Sportlehrer war im Januar vom SC Magdeburg geholt worden, galt als Wunschkandidat, bekam einen Dreijahresvertrag. Gleich in seinem ersten Halbjahr schaffte er die Qualifikation für den Europapokal. Nach der jüngsten Niederlagenserie hatte Biegler sein Team harsch kritisiert - die Leistungssteigerungen in den vergangenen Partien schienen ihm jedoch Recht zu geben.

Nicht nur Manager Wolf, auch die Mannschaft zeigt sich von der überraschenden Trennung schockiert. Kapitän Andreas Kunz erklärte dem Main Echo: "Wir als Mannschaft wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, sind genauso überrascht und wurden vorher nicht informiert. Die Mannschaft steht hinter Michael Biegler und hätte die Arbeit gerne fortgesetzt."

Fortsetzen soll Bieglers Werk nun ein alter Bekannter: Co-Trainer Peter David, der den TVG schon in der Hinrunde 2009/2010 betreute, sitzt am Samstag in Friesenheim als Chef auf der Bank. Nicht nur interimsweise, sondern zunächst bis zum Saisonende.

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