Süddeutsche Zeitung

THW Kiel:Ein Deal, der alle glücklich macht

Der THW Kiel verpflichtet den französischen Handball-Olympiasieger Vincent Gérard und gewinnt damit vor allem eines: Zeit.

Von Carsten Scheele

Der THW Kiel ist dafür bekannt, die richtig großen Namen in die deutsche Bundesliga zu holen. Und das ist den Kielern auch in diesem Fall geglückt. Was, der zweimalige Welthandballer Niklas Landin verlässt im kommenden Sommer den Verein? Dann muss ebenso wohlklingender Ersatz her.

Der Neue heißt Vincent Gérard, 35, und gehört hinter Landin, der zum dänischen Klub Aalborg wechselt, mit zum Besten, was im Handball auf der Torhüterposition zu finden ist. Viele große Titel konnte er gewinnen, Olympiasieger, Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger - das war der Franzose alles schon. Und mit Franzosen haben sie ohnehin gute Erfahrungen in Kiel: Nikola Karabatic wurde hier zum Welthandballer, auch Thierry Omeyer stand sieben Jahre zwischen den Pfosten. Sie seien auf der Suche gewesen "nach einem erfahrenen Torhüter, der mit Drucksituationen umgehen kann", erklärte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: "Vincent passt komplett in dieses Anforderungsprofil."

Die Kieler dürften über den Einjahresvertrag (plus Option) mit Gérard tatsächlich glücklich sein, obwohl dieser schon 35 Jahre alt und deshalb eher keine Investition in die weiterreichende Zukunft ist. Im Handball gibt es derzeit kaum ein schwierigeres Transferfeld als jenes auf der Torhüterposition. Viele Spitzenschlussmänner haben feste Verträge, sind nicht zu haben oder "noch" nicht zu haben. So gewinnt der THW mit Gérard vor allem eines: Zeit. Bis vielleicht einer wie der Isländer Viktor Hallgrimsson (HBC Nantes) frei wird, mit dem sich eine neue Ära zwischen den Pfosten einleiten ließe.

Mit Gérard und dem zweiten Schlussmann Tomas Mrkva muss sich der THW im Vergleich der Champions-League-Spitzenteams nicht verstecken. Gérard ist ein eher kleiner Torwart, dafür aber ungemein beweglich und handlungsschnell. In der französischen Nationalmannschaft stand er lange im Schatten von Omeyer, bis dieser 2019 seine Karriere beendete. Der Wechsel vom französischen Klub Saint-Raphael Var bedeutet für Gérard die erste Auslandsstation seiner Karriere, auf die er sich laut eigener Aussage schon lange vorbereitet hat. Der THW sei, als er Kind war, einer seiner Traumvereine gewesen, sagte Gérard: "Deswegen habe ich in der Schule sogar Deutsch gelernt."

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