Handball-Supercup:Wenn statt 8000 nur 3000 Zuschauer kommen

Handball Pixum Super Cup 2021 THW Kiel - TBV Lemgo Lippe am 04.09.2021 im PSD Bank Dome in Düsseldorf Hendrik Pekeler (; Hendrik Pekeler THW Kiel

Hendrik Pekeler (li.) im Zweikampf mit Lemgos Andrej Kogut - weniger als die Hälfte der zugelassenen Zuschauer waren beim Supercup in Düsseldorf dabei

(Foto: Revierfoto/imago)

Der THW Kiel holt den ersten Handball-Titel der Saison - für sorgenvolle Gesichter sorgt aber der geringe Zuschauerzuspruch in Düsseldorf.

Von Carsten Scheele

Der erste Titel ist vergeben, die Handball-Saison läuft also, und Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann hat eine Vorahnung, dass diese Spielzeit kompliziert werden könnte. Im zweiten Herbst der Corona-Pandemie dürfen endlich wieder im größeren Stil Zuschauer in die Hallen, beim Duell um den Supercup am Samstagabend zwischen dem THW Kiel und dem TBV Lemgo-Lippe waren sogar 8000 Fans in der Düsseldorfer Arena zugelassen.

Gekommen sind jedoch deutlich weniger, nur 3007, nicht mal die Hälfte der verfügbaren Tickets konnte die Handball-Bundesliga (HBL) damit unters Volk bringen. "Wir hätten uns sicher mehr gewünscht", sagte Bohmann und begab sich geknickt auf Ursachenforschung. Die Klubs bräuchten zwar dringend die zuletzt entfallenen Ticketeinnahmen, um erfolgreich wirtschaften zu können, die Pandemie bereite einem Teil der Zuschauer aber noch immer zu große Sorgen, um sich mit Tausenden in eine Handballhalle zu setzen.

Beim Ligastart am Mittwoch werde es an manchem Standort "ähnlich aussehen" wie in Düsseldorf, prophezeite Bohmann: "Man wird einen Teil der Leute erst wieder zurückgewinnen müssen. Die kommen hoffentlich wieder, ansonsten wird es gar nicht so leicht." Auf volle Hallen, vor der Pandemie stets ein Markenzeichen der Liga, möchte keiner verzichten.

Flensburg hat aufgerüstet, Kiel dagegen hat keine neuen Spieler verpflichtet

Sportlich ist dagegen vorerst alles in bester Ordnung. Der erste Titel der Saison ging nach Kiel, hoch in den Norden zum Rekordmeister, die alte Hackordnung steht also. Kiel ist immer der Favorit, daran hat sich nichts geändert, auch wenn das knappe 30:29 (17:14) gegen Pokalsieger Lemgo gezeigt hat, dass der THW nicht automatisch jeden Gegner aus der Halle werfen wird. "Das war ein gutes Spiel und macht Lust auf die Saison", urteilte zwar Trainer Filip Jicha. Rückraumspieler Steffen Weinhold monierte dagegen: "Eigentlich hatten wir das Gefühl, das Spiel im Griff zu haben, haben dann aber zu viele freie Bälle liegen lassen." Die Kieler wissen: Lassen sie im Laufe der Saison zu viel liegen, oder scheitern wie gegen Lemgo zu oft am Torhüter, am starken Schweden Peter Johannesson, werden die Konkurrenten da sein: die SG Flensburg-Handewitt, der Meister von 2018 und 2019, aber auch der SC Magdeburg, der mächtig aufgerüstet hat.

Vor allem der Nachbar aus Flensburg rechnet sich etwas aus. Schon in der vergangenen Saison hätte das Team dem THW fast den Meistertitel abgeluchst - am Ende entschied ein verworfener Ball der Rhein-Neckar Löwen, der Kiel den Titel und Flensburg Platz zwei (mitsamt einiger Tränen) brachte. Die Flensburger werden interessiert beobachtet haben, wie Kiel gegen Lemgo erst einen passablen Vorsprung verspielte und dann einige Kräfte aufbringen musste, um den Außenseiter auf Distanz zu halten. Beide Favoriten treffen früh in der Saison aufeinander, schon am dritten Spieltag, dann kommt es in Kiel zum Kräftemessen.

Interessant ist dabei die Personalpolitik beider Klubs. Während Flensburg seinen Kader mit vier Zugängen - Torwart Kevin Møller (FC Barcelona), Rückraumspieler Aaron Mensing (TTH Holstebro), Kreisläufer Anton Lindskog (HSG Wetzlar) und Linksaußen Emil Jakobsen (GOG Gudme) - effektiv verstärkt hat, geht Kiel ohne neue Spieler in die Saison. Wobei Jicha den Österreicher Nikola Bilyk, der die gesamte vergangene Spielzeit wegen eines Kreuzbandrisses verpasst hat, durchaus als Zugang werten kann. Mit Bilyk hat der Coach vielleicht die Alternative im Rückraum, die ihm in der vergangenen Spielzeit fehlte, wenn Kapitän Domagoi Duvnjak oder der Norweger Sander Sagosen Entlastung gebraucht hätten. Denn auch diese Saison wird wieder enorm kräftezehrend, mit drei Wettbewerben und mittendrin der Europameisterschaft im Januar in Ungarn und der Slowakei.

Kiel habe zwar nach wie vor den besten Kader, sagte Flensburgs Trainer Maik Machulla kürzlich im NDR: "Jede Mannschaft, die ganz oben dabei sein will, muss am THW Kiel vorbei." Die Kampfansage überließ er Geschäftsführer Dierk Schmäschke. "Es ist unser Anspruch, um die Titel mitzuspielen", kündigte Schmäschke an. Eine weitere titellose Saison soll es nicht werden.

Los geht es für Flensburg am Mittwoch auswärts bei GWD Minden, Kiel trifft parallel auf HBW Balingen-Weilstetten. In einem Modellprojekt der Stadt Kiel sind in eigener Halle dann 9000 Zuschauer zugelassen. Die allgemeine Hoffnung ist, dass annähernd so viele tatsächlich den Weg in die Halle finden.

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