Zum Tod von Stefan Hecker:Der Torwart, der den Weg des Balles erahnen konnte

Der Essener Torhüter Stefan Hecker konzentriert am Pfosten; Stefan Hecker Handball Torwart

Einer der besten Torhüter überhaupt: Stefan Hecker.

(Foto: imago/Team 2)

Er gehörte zu den ganz großen deutschen Handball-Torhütern - nun ist Stefan Hecker im Alter von 60 Jahren gestorben. "Er war eine Legende", sagt DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

Nachruf von Carsten Scheele

Stefan Hecker hatte die Gabe, eine ganze Handball-Halle sprachlos zu machen. Der Torwart konnte sich in die Würfe der Schützen hineindenken, den Weg des Balles erahnen, bevor der Werfer überhaupt abgezogen hatte. Kam der Wurf aufs Tor, stand Hecker oft schon in der richtigen Ecke.

"Weiß der Kuckuck, wie er das macht", hat sein früherer Trainer Petre Ivanescu, der Hecker bei Tusem Essen und in der Nationalmannschaft trainierte, der WAZ erzählt: "Stefan ist so oft unsere halbe Miete gewesen."

Hecker, geboren 1959 in Krefeld, war einer der ganz großen deutschen Handball-Torhüter. Auf einer Stufe mit Andreas Thiel, dem "Hexer", mit Wieland Schmidt, Jan Holpert oder Henning Fritz. Mit Thiel bildete er jahrelang ein eingespieltes Duo in der Nationalmannschaft. Beide waren Rivalen, aber auch gut befreundet. Es wäre auch nicht Heckers Art gewesen, sich mit Thiel anzulegen, nur weil dieser vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit abbekam.

"Diese Nachricht tut unfassbar weh"

Hecker war "eine Persönlichkeit mit menschlicher Größe, die Werte wie Anstand, Respekt, Fairness und Teamgeist vorbildlich gelebt hat. Sein Wirken wird über den Handball hinaus unvergessen bleiben", erklärte sein früherer Torwartkollege Wieland Schmidt via Facebook. "Diese Nachricht tut unfassbar weh. Er war eine Legende", sagte auch Bob Hanning, der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) und Heckers früherer Torwarttrainer in Essen, in einer DHB-Mitteilung.

Hecker trug entscheidend dazu bei, dass Tusem Essen in den achtziger und neunziger Jahren zu einer Macht im Handball aufstieg. Vorne wirbelnden Jochen Fraatz oder Thomas Happe, hinten hielt "Heckel". Dreimal wurde Essen Deutscher Meister, holte drei deutsche Pokalsiege, zwei Europacuptitel. Zweimal wurde er zum "Handballer des Jahres" (1989, 1990) gewählt. "Wir Handball-Torhüter haben zu ihm immer ehrfürchtig aufgeschaut", erinnerte sich Wieland Schmidt.

Von 1979 bis 2000 stand Hecker bei Tusem Essen im Tor, danach noch einmal vier Jahre für den VfL Gummersbach, hörte dort nach 561 Bundesligaspielen schließlich auf. Er wurde noch Funktionär, erst Geschäftsführer in Gummersbach, dann Manager in Essen, ehe er wegen seiner Krankheit kürzertreten musste. Der Handball ließ Hecker, der die Hallen als Spieler zum Verstummen brachte, nie los.

Hecker hat, wie am Freitagabend bekannt wurde, im Alter von 60 Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren. Er wurde im Familienkreis beigesetzt. Sein alter Klub, Tusem Essen, legte am Freitagabend beim Spiel gegen TuS Ferndorf eine Schweigeminute ein. Der Verein spielt mittlerweile in der zweiten Liga.

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