Handball-Spitzenspiel Flensburg vs Kiel:Zupacken gegen die Übermannschaft

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THW Kiel v SG Flensburg Handewitt - DKB HBL Supercup 2012

Aufgehalten, aber nicht gestoppt: Flensburgs Jacob Heinl (links) konnte beim Supercup in diesem Sommer nicht verhindern, dass sich der Kieler Filip Jicha durchsetzte. 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der ausgedünnte Kader spricht dagegen, die Form und die Statistik sowieso: Im 73. Nordderby gegen den THW Kiel peilt die SG Flensburg-Handewitt dennoch einen Sieg an - im deutschen Handball scheinen derzeit bereits kleine Anzeichen von Kieler Verwundbarkeit Hoffnungen zu wecken.

Von Saskia Aleythe

Es sind nervenaufreibende Wochen, die hinter dem deutschen Handball liegen. In der Bundesliga hatte sich ein Gefühl breitgemacht, das es dort lange nicht mehr gegeben hatte: Die vorsichtig aufkeimende Hoffnung, dass die deutsche Meisterschaft tatsächlich offen sein könnte. Rekordmeister THW Kiel, der 585 Tage ungeschlagen durch die Liga marschierte, war tatsächlich einmal als Verlierer vom Feld gegangen und musste sogar die Tabellenspitze abgeben. An die Rhein-Neckar Löwen, denen die Kieler zuvor die erste Saisonniederlage beschert hatten.

Die Kieler sind in den deutschen Handballhallen ein Publikumsmagnet - das gilt erst recht wenige Kilometer weiter nördlich der Stadt: An diesem Mittwoch (18.30h) erwartet den THW die SG Flensburg-Handewitt zum Nordderby, in der eigenen Halle, die mit 6300 Plätzen längst ausverkauft ist und den Beinamen "Hölle Nord" trägt. Allerdings wieder unter den gewohnten Vorzeichen: Pünktlich zum Weihnachtsfest läuteten die Kieler die besinnliche Zeit ein, vor allem für sich selbst.

Seit Sonntag steht Kiel wieder auf Platz eins in der Tabelle. Punktgleich mit den Rhein-Neckar Löwen - die gegen Göppingen nur Remis spielten - aber in der Tordifferenz beeindruckend überlegen: Während die Mannheimer 62 Treffer mehr erzielt haben als ihre Gegner, kommen die Spieler aus dem Norden auf 148 Tore Überschuss. Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes blickt dem großen Duell daher eher verhaltenen entgegen: "Gegen den THW ist keine Mannschaft der Favorit."

Keine zwei Monate ist es her, dass sich der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt letztmals gegenüberstanden, damals hielt die Serie der Kieler noch. Ein deutliches 34:27 bedeutete den 47. Bundesliga-Sieg in Serie. Über 45 Minuten konnten die Flensburger mithalten und dann geschah, was so oft geschieht: Kiel nutzte die Fehler in einer Konsequenz aus, die jeder Gegner so fürchtet wie die Mayas den Weltuntergang.

Was sich in der Zwischenzeit getan hat bei den Flensburgern? Die Personalnot hat sich zum einen nur leicht entspannt. Michael Knudsen und Lasse Svan Hansen sind im Vergleich zum letzten Derby wieder fit, dafür fehlen neben dem Langzeitverletzten Petar Djordjic auch weiterhin der angeschlagene Lars Kaufmann (nach einer Meniskus-OP) und Arnor Atlason (Achillessehnenriss). Wegen dieser Ausfälle rüstete der Verein nach - Zusatzeinkauf Olafur Gustafsson soll Abhilfe schaffen.

Zum anderen blicken die Flensburger, die mit fünf Punkten Rückstand Tabellenplatz drei belegen, auf erfolgreiche Wochen zurück: In den vergangenen zehn Partien durftend sie anschließend als Sieger unter die Dusche, einmal davon im DHB-Pokal und zweimal in der Champions League. Ausgerechnet vor dem Spitzenspiel gegen Kiel mühte sich das Team jedoch zu einem 27:24 - gegen Aufsteiger Tusem Essen.

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