Handball: Rhein-Neckar Löwen:Verfluchte Kieler Wochen

Dreimal innerhalb von nur zehn Tagen müssen die Rhein-Neckar Löwen gegen den THW Kiel antreten. Die Krux: Das Team um Karol Bielecki muss den Rekordmeister besiegen, soll diese Saison nicht frühzeitig eine verlorene werden.

Carsten Eberts

Der erste Anlauf ging schon mal schief. Am vergangenen Sonntag verloren die Rhein-Neckar Löwen 27:30 in der Champions League beim THW Kiel. Das ist an sich keine große Sache - denn die Kieler gewinnen eigentlich immer. Sie sind der Rekordmeister im deutschen Handball, die Löwen hingegen ein Klub, der nach oben möchte. Weil die Niederlage knapp ausfiel, zeigte sich Löwen-Manager Thorsten Storm dennoch enttäuscht. "Hoffentlich haben unsere Spieler jetzt erkannt, dass sie Kiel schlagen können."

HSV Hamburg v Rhein Neckar Loewen - Toyota HBL

Im Sommer nach dem Verlust der Sehkraft auf dem linken Auge beinahe Invalide, nun einer der besten Rückraumakteure bei den Löwen: der Pole Karol Bielecki (rechts im Bild).

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Spielplan will es, dass sich den Rhein-Neckar Löwen innerhalb von nur sechs Tagen zweimal die Chance zur Revanche bietet. Zuerst am Freitagabend (19.15 Uhr, SAP-Arena Mannheim) im Rückspiel in der Champions League, dann am Mittwoch erneut in Mannheim in der Bundesliga. Die Krux für die Löwen: An ihrer Ausgangsposition hat sich nichts verändert. Kiel ist Favorit. Für den sicheren Einzug ins Achtelfinale der Champions League und die letzte Chance in der Meisterschaft müssen die Löwen dennoch möglichst beide Spiele gewinnen.

Die Rhein-Neckar Löwen sind neben den Berliner Füchsen das spannendste Projekt im deutschen Handball. Vor acht Jahren ging die Mannschaft aus einer Spielgemeinschaft zwischen der TSG Kronau der TSV Baden Östringen hervor. Mit viel Ehrgeiz und den nötigen finanziellen Mitteln hat Manager Storm quasi aus dem Nichts eine der Top-Mannschaften der Liga geformt. Das Team stand dreimal im DHB-Pokalfinale, 2008 im Finale des Pokalsieger-Cups, ein Jahr später bereits im Halbfinale der Champions League. Der letzte Schritt nach oben fehlt noch. Das Ziel ist, in absehbarer Zeit Deutscher Meister zu werden. Spätestens im Jahr 2015.

Dafür tut der Klub einiges - vor allem personell. Sie haben im Sommer den Kieler Børge Lund verpflichtet, dazu den Polen Karol Bielecki, der im Juni bei einem unglücklichen Foul sein linkes Augenlicht verlor, wieder erfolgreich ins Team integriert. Im Sommer 2011 kommt mit Bieleckis Landmann Krzysztof Lijewski ein Typ nach Mannheim, der das Spiel der Löwen noch stabiler machen dürfte.

Den Zielen des neuen Trainers Guðmundur Guðmundsson kommt das nur entgegen. Der Isländer verkündet vollmundig: "Unser Plan ist es, in den nächsten fünf Jahren eine der besten Mannschaften der Welt aufzubauen." Dazu braucht er nicht nur gute Spieler. Den Löwen fehlt es vor allem an Konstanz.

In diesem Jahr scheint es sich mit der Meisterschaft fast schon wieder erledigt zu haben - trotz weitgehend guter Leistungen. Nach der knappen 31:32-Niederlage am Mittwoch beim Titelkandidaten HSV Hamburg beträgt der Rückstand auf den HSV schon fünf Punkte. Nationalspieler Uwe Gensheimer stand nach dem Duell am Mittwoch mit leerem Blick vor den TV-Kameras: "Ich bin einfach nur enttäuscht, weil wir das Spiel selbst aus der Hand gegeben haben", sagte Gensheimer, dem mit elf Toren mal wieder eines dieser Spiele gelungen war, bei dem der Linksaußen nach Belieben traf. Manager Storm pflichtete seinem Spieler bei: "Es nützt nichts, wenn man 55 Minuten das bessere Team war. Wir haben uns heute selbst um den Erfolg gebracht."

Nun gehen die "Kieler Wochen" also weiter. Was an der Ostsee eine Segelregatta mit Volksfestcharakter ist, bedeutet im Handball das schwerstmögliche Programm überhaupt. Für Storm kein Grund zur Unruhe: Er hat gesehen, dass sein Team zeitweise hervorragenden Handball gespielt hat, dass der überraschende Trainerwechsel vom eher introviertierten Ola Lindgren auf den akribischen Arbeiter Guðmundsson offenbar eine richtige Entscheidung war. Storm sagt: "Bei der Art und Weise, wie unser Team mittlerweile auftritt, wird es nicht mehr lange dauern, bis auch gegen diese Mannschaften ein Sieg herauskommt."

Ein Sieg gegen einen Großen - damit muss sein Team nun beginnen. Gegen den THW Kiel. Sonst ist diese Saison frühzeitig bereits eine verlorene.

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