Handball:Prokop präsentiert sich lernbereit

Germany v Serbia - Handball International Friendly

Trainer Christian Prokop (l.) im Austausch mit Julius Kühn

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Die deutschen Handballer gewinnen nach der verkorksten EM ein Testspiel gegen Serbien mit 26:19.
  • Das Spiel sollte ein Neuanfang für Trainer Christian Prokop sein, er demonstrierte nun sein Bemühen zur Besserung, unter anderem bei der Kommunikation mit den Spielern.
  • Anfang Januar findet die WM in Deutschland und Dänemark statt, bis dahin will der Deutsche Handballbund am liebsten alle Zweifel an Mannschaft und Trainer ausgeräumt haben.

Von Joachim Mölter, Leipzig

Die deutschen Handballer haben sich beim Neustart nach der vermurksten Europameisterschaft in Kroatien am Mittwoch einen 26:19 (12:7)-Sieg über Serbien erarbeitet. Das Länderspiel war gleichzeitig der erste Test auf dem Weg zur WM 2019, welche Deutschland gemeinsam mit Dänemark ausrichtet. Der zweite Test folgt bereits am Samstag, wenn die Teams in Dortmund erneut aufeinander treffen.

Die Partie vor 5723 Zuschauern in der Arena Leipzig war Teil der Ablösevereinbarung des Deutschen Handballbundes (DHB) mit dem Bundesligisten SC DHfK, der seinen Chefcoach Christian Prokop ja vor einem Jahr aus seinem laufenden Vertrag entlassen hatte, damit dieser das Amt des Bundestrainers übernehmen konnte. Es war also eine Wiedergutmachung, auch für Prokop selbst. Der hatte seinen ersten großen Einsatz ja gleich mal verbockt, die besagte EM. Da war die DHB-Auswahl als Titelverteidiger in der Zwischenrunde ausgeschieden und Prokop seinen Job fast schon wieder los. Erst nach einer eingehenden Analyse hatte das Präsidium des DHB dem 39-jährigen Coach das Vertrauen ausgesprochen.

Der umstrittene Prokop hatte Besserung gelobt und seine Einsicht und sein Bemühen am Mittwoch auch demonstriert. Nicht nur dadurch, dass er sich an der Seitenlinie betont gelassen gab und nicht mehr so hektisch wirkte wie bei der EM. Zu Beginn des Spiels gegen Serbien beorderte er zudem die beiden Linkshänder Fabian Wiede (Berlin) und Steffen Weinhold (Kiel) gemeinsam in den Rückraum - eine Variante, die er bei der EM kategorisch ausgeschlossen hatte, obwohl sie sein Vorgänger Dagur Sigurdsson recht erfolgreich angewendet hatte. "Man hat immer mal wieder Schwankungen im Spiel gehabt, aber insgesamt bin ich zufrieden. Wir waren mit viel Spielfreude und Tempo unterwegs", sagte der Nationaltrainer später.

"Konstruktive Gespräche" beim Treffen mit den Bundesliga-Trainern

Bei dem von Prokop ausgerufenen Neustart brauchte die DHB-Auswahl eine Viertelstunde, um gegen die spielerisch limitierten Serben einigermaßen auf Touren zu kommen. Dann hielt der überragende Torhüter Silvio Heinvetter plötzlich alles, das deutsche Team zog von 5:5 (14. Minute) auf 12:5 davon (28.). Danach konnte Bundestrainer Prokop beruhigt experimentieren und auch den kurzfristig nachnominierten Akteuren Gelegenheit geben, sich zu präsentieren. Er will ja so viele Beteiligte wie möglich mitnehmen auf dem Weg zur WM, auch im übertragenen Sinn.

Am Nachmittag hatte er sich deshalb schon mit den Bundesliga-Trainern getroffen zu einem "sehr netten, kollegialen und konstruktiven Gespräch", wie Axel Kromer berichtete, der Sportvorstand im DHB, der ebenfalls dabei war. Details wollte Kromer nicht nennen, "wir haben vor allem Dinge besprochen, die wir gemeinsam nach vorne bringen wollen", sagte er. Dazu gehört, dass die Kommunikation zwischen Liga- und Nationaltrainern künftig intern geregelt werden soll. Nach der EM hatten sich ja alle möglichen Klubcoaches mit Kritik zu Wort gemeldet; zuletzt hatte noch Martin Schwalb nachgelegt. Der ehemalige Meistertrainer des HSV Hamburg hat sich inzwischen aber entschuldigt für seine Äußerung, Christian Prokop sei bei der EM in Kroatien "mental an seine Grenzen gestoßen". Solche Äußerungen sollen nun von vornherein verhindert werden.

Neun Monate vor dem WM-Auftakt im eigenen Land waren die Verantwortlichen deutlich bemüht, Ruhe zu bewahren. "Wir wollen die Zeit bis zur WM gemeinsam bestreiten", betonte Kromer. Der 41-Jährige versuchte, alle möglichen Ansätze für Kritik und Spekulationen im Keim zu ersticken. Die Absenz der zentralen Abwehrkräfte Finn Lemke und Hendrik Pekeler, um die es bei der EM viel Unruhe gegeben hatte, erklärte Kromer mit Blessuren; er wies explizit daraufhin, dass beide ihren Klubs bereits am Wochenende gefehlt hatten. Kein Anlass zur Sorge also, kein Grund für Spekulationen.

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