Handballer Hendrik Pekeler:Er röntgt das Spielfeld

EHF Champions League Final4: THW Kiel - Veszprém (HUN)

Hendrik Pekeler: Im Angriff gefürchtet, aber vor allem auch in der Abwehr

(Foto: AFP)

Hendrik Pekeler wird zum wertvollsten Spieler des Champions-League-Turniers gewählt - beim Kieler Triumph zeigt er, wie sehr er den deutschen Handballern bei der WM fehlen wird.

Von Carsten Scheele

Es gibt Bilder von Hendrik Pekeler, da stürzt er mit weit aufgerissenem Mund in den Kreis. Links hängt ihm ein Abwehrspieler am Trikot, rechts ein anderer am Arm, doch Pekeler, genannt Peke, wuchtet sich durch. Beim Champions-League-Triumph des THW Kiel gegen den FC Barcelona hatte Pekeler ein paar dieser Szenen, die auch zu Toren führten, richtig typisch sind diese Situationen für ihn aber nicht.

Der typische Pekeler steht mittig hinten in der Abwehr. Packt kräftig zu, wenn es nötig ist, vor allem aber röntgt er mit seinem Blick das Spielfeld vor ihm. Wo deutet sich eine Unwucht im von ihm dirigierten Abwehrverbund an? Wo benötigt ein gegnerischer Kreisläufer einen leichten Schubs, wo wird in ein paar Sekunden ein Block fällig, den Pekeler (zwei Meter groß, 100 Kilo schwer) dann gemeinsam mit einem Kollegen stellt? Meist werden die tollen Torewerfer zu den wertvollsten Spielern eines Handball-Großereignisses wie des nachgeholten Final-Four-Turniers in Köln gewählt; und die Kieler hätten da durchaus einige Kandidaten geboten: Sander Sagosen, den angehenden Welthandballer, Niclas Ekberg, den fehlerfreien Siebenmeterschützen, oder Niklas Landin, den herausragenden Torsteher und Welthandballer von 2019.

Es wurde aber: Hendrik Pekeler, 29, der Stratege. "Für mich ist Peke schon immer der MVP", sagt Teamkollege Steffen Weinhold über ihn. Wobei man nicht Pekeler belobhudeln kann, ohne Patrick Wiencek zu erwähnen, seinen Abwehrpartner, mit dem er sich mit Blicken versteht, mit dem Kommandos gar nicht mehr von Nöten sind. Beide werden arg fehlen, wenn Deutschland im Januar zur WM nach Ägypten fährt, denn Pekeler und Wiencek haben frühzeitig entschieden, während einer Pandemie nicht zu einem fragwürdigen Großturnier auf einen anderen Kontinent zu reisen. Situation bewertet, Gefahr erkannt, Entscheidung getroffen - typisch Peke.

Es wird ein unmögliches Unterfangen für Bundestrainer Alfred Gislason, ohne Pekeler eine Mannschaft zu stellen, die so stark wäre wie eine Mannschaft mit Pekeler. Im DHB-Team hat Pekeler immer seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt, besonders in der Zeit des Bundestrainers Christian Prokop, als manchmal nicht ganz klar war, was taktisch gespielt werden sollte. Also hat Pekeler zugehört, welche Tipps Prokop zu verteilen hatte. Und anschließend wurde gespielt, was Pekeler ansagte.

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