Berühmte Handballer nach Olympia:Drei Welthandballer fliegen in den Ruhestand

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Da fliegt er: Mikkel Hansen wird von seinen Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. (Foto: Sameer al-Doumy/AFP)

Der eine war der Posterboy, der zweite eine lebendige Mauer, der dritte einfach nur komplett: Ohne Mikkel Hansen, Niklas Landin und Nikola Karabatic wird dem Handball künftig einiges fehlen.

Von Carsten Scheele

Für die Handballer Mikkel Hansen und Niklas Landin ging es am Sonntag weit nach oben, in Richtung Hallendecke wurden die Nationalspieler von ihren Kollegen geworfen nach dem Olympiafinale in Lille. Auf dem Weg nach unten haben die Dänen dann glücklicherweise Vorsicht walten lassen. Wäre ja auch blöd gewesen, so ein Hüftleiden oder eine geprellte Schulter zum Einstieg in den Ruhestand. Hansen und Landin landeten weich, die Party konnte beginnen.

Für beide war das 39:26 gegen die Deutschen das letzte Spiel im rot-weißen Trikot ihres Landes, und so ein dänisches Nationalteam ohne Hansen, 36, und Landin, 35, ist auf den ersten Blick schwer vorstellbar. Ebenso, dass große Turniere aufseiten der Franzosen künftig ohne Nikola Karabatic, 40, stattfinden werden. Hansen, Landin und Karabatic – da gehen drei wirklich große Vertreter, ohne sie wird die Sportart künftig anders gewichtet sein. Insgesamt acht Titel als Welthandballer vereinen die drei Männer: Karabatic hat 2007, 2014 und 2016 gewonnen, Hansen in den Jahren 2011, 2015, 2018. Bei Landin sind es „nur“ zwei Ehrungen (2019, 2021), er ist jedoch Torwart. Noch nie vor ihm hat ein Torsteher zweimal diesen Titel gewonnen.

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Drei Welthandballer, die ganz unterschiedliche Rollen ausfüllten. Karabatic war für viele der kompletteste Handballer, den es je gab. Stark in Abwehr und Angriff, das Herz des französischen Spiels, das mit Karabatic zwischen 2006 und 2024 sagenhafte elf große Titel gewann. Ob es je wieder jemanden geben wird, der den Handball über zwei Jahrzehnte hinweg dominieren wird? Hansen war der erste Superstar der Sportart, ein Posterboy, der seine Tore mit wehenden, langen Haaren warf. Der als Erster bei Paris Saint-Germain mehr als eine Million Euro im Jahr verdiente, was im Handball sehr viel Geld ist. Landin stand in seinen besten Jahren beim THW Kiel im Tor und bildete eine schwer überwindbare Mauer mit elendig langen Gliedmaßen. Die Zahl der Spiele, die er mit seinen Paraden entschieden hat, ist kaum zu benennen.

Den Abschied für Karabatic haben sich die Franzosen anders vorgestellt

Im Gegensatz zu Hansen, der komplett aufhört, will der Torwart noch ein paar Jahre bei seinem Verein in Aalborg weiterspielen. Doch der Abschied vom Nationalteam hatte ihn beschäftigt. „Die letzten Tage waren harte Tage“, sagte Landin nach dem Finale. Sein Trainer Nikolaj Jacobsen hatte in einem Interview im dänischen Fernsehen viel erzählt über seine Spieler, die er im Nationalteam seit 2017 trainiert. Hansen und Landin seien „wahrscheinlich die beiden größten Handballer, die wir je hatten“, sagte Jacobsen bei TV2: „Sie hinterlassen eine große Lücke auf und neben dem Platz.“ Auch Mathias Gidsel, der aktuelle Welthandballer und designierte Nachfolger Hansens, warnte, dass es nicht so leicht sei, beide zu ersetzen: „Die Lücke ist größer, als man denkt.“

Insbesondere mannschaftsintern, wie beide betonten. So sei Hansen, der vor Journalisten oft wortkarg und in kaum vorhandener Lautstärke spricht, eigentlich ganz anders drauf. „Ich weiß, wenn er mit der Presse spricht, ist er sehr förmlich und redet nicht viel“, sagte Jacobsen: „Aber wenn wir in den sogenannten vier Wänden des Hauses sind, plaudert er ununterbrochen.“ Auch Gidsel hob Hansens menschliche Wärme hervor: „Mikkel umarmt jeden. Egal, wie du heißt, für welchen Verein du spielst und wie viele Tore du geschossen hast.“

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Von Carsten Scheele

Den Abschied für Karabatic bei den Sommerspielen im eigenen Land hatten sich die Franzosen anders vorgestellt. Nicht mal ins Halbfinale sind sie eingezogen, stattdessen der schwer verdauliche Viertelfinal-Knockout gegen das deutsche Team, trotz der Zwei-Tore-Führung sieben Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit. In der Verlängerung ließ Renars Uscins dann den entscheidenden Wurf direkt über den Kopf von Karabatic ins Tor zischen. Karabatic blickte dem Ball im letzten seiner 365 Länderspiele fassungslos hinterher.

Doch der große Franzose war mit sich im Reinen, so ein Spiel kann sein Denkmal nicht mehr beschädigen. Einige Risse hatte er selbst verursacht, als er wegen der Beteiligung an einem Wettskandal aus dem Jahr 2012 zu zwei Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt wurde. Die Franzosen haben ihm längst verziehen. Nach der Partie wurde er mit minutenlangem Applaus und „Niko, Niko“-Rufen verabschiedet. Später sagte Karabatic mit einem Lächeln: „Es war mein letztes Spiel. Aber es war ein geiles Spiel.“

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