Handball-Meister THW Kiel:Immerhin nicht mehr unbesiegbar

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Meisterschaft Nummer 18: Marcus Ahlm und Christian Sprenger (rechts) freuen sich. (Foto: dpa)

Die letztjährige Rekordsaison mit 34 Ligaspielen ohne Punktverlust kann selbst der THW Kiel nicht wiederholen. Trotzdem ist die Freude über die 18. Meisterschaft groß. Nun will der THW auch den Titel in der Champions League verteidigen - bevor der große Umbruch ansteht.

Von Carsten Eberts

Die große Demütigung blieb der Konkurrenz diesmal erspart. Erst vier Spieltage vor Schluss hat der THW Kiel die deutsche Handball-Meisterschaft perfekt gemacht, mit dem 31:25 (15:7) am Dienstagabend gegen die Rhein-Neckar Löwen. Vor etwa einem Jahr war die Meisterschaft viel früher entschieden: bereits am 29. Spieltag, nach 29 Siegen und 58:0 Punkten.

Die vorige Saison schloss der THW ohne Punktverlust ab, es war eine für die Ewigkeit. In diesem Jahr hat der THW immerhin sieben Zähler abgegeben. Ein bisschen Spannung gab es - das ist die gute Nachricht.

Die Freude über Meistertitel Nummer 18 ist trotzdem groß. "Das war eine sehr schwierige Saison", erklärte Trainer Alfred Gislason: "Im Dezember glaubten noch viele an eine Zeitenwende, aber wir haben unseren Stiefel weiter gespielt und darauf gewartet, dass der ein oder andere nachlässt." Die gigantische Bierdusche, die Gislason in diesem Moment von seinen Profis erhielt, kommentierte der Isländer mit den Worten: "Übermorgen wird das zurückgezahlt."

Einen freien Tag haben die Kieler von ihrem Coach erhalten, danach wird wieder trainiert. Schließlich hat der Klub noch Großes vor. DHB-Pokalsieger ist der THW schon (33:30 gegen Flensburg), Anfang Juni steht das Final-Four um den Champions-League-Titel an. Siegt Kiel auch dort, wäre es das dritte Triple nach 2007 und 2012. Nebenbei wäre Kiel das erste Team, das sein Triple verteidigen kann. "Schön wär's", sagte Gislason, "aber ich bin erst einmal stolz, als erster Titelverteidiger das Final-Four erreicht zu haben."

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:Gierige Maschine mit jungem Anführer

Der Seriensieger macht schon wieder ernst: Zum dritten Mal nacheinander gewinnt der THW Kiel den deutschen Handball-Pokal und wähnt sich gut gerüstet für den großen Umbruch im Sommer. Das Sonderlob gilt einem jungen Isländer.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Hoffnung für die Bundesliga

Was die Bundesliga betrifft, besteht die Hoffnung, dass die kommende Saison noch spannender wird. Weil die Konkurrenz dichter zusammengerückt ist, der Kreis der Verfolger, der den THW an guten Tagen bezwingen kann, auf vier Teams angewachsen ist. Berlin und Hamburg hatten zeitweise komplizierte Spielzeiten, konnten sich zuletzt aber stabilisieren.

Hinzu kommen die Rhein-Neckar Löwen, die ihre beste Saison der Klubgeschichte hingelegt haben - und dabei weitgehend auf Uwe Gensheimer verzichten mussten, den besten Linksaußen der Welt, der sich schwer an der Achillessehne verletzt hatte. Mit ihm dürfte der aktuelle Tabellenzweite noch stärker sein. Gegen Kiel kam Gensheimer sogar schon wieder zu seinen ersten Einsatzminuten.

Auch die Entwicklung bei der SG Flensburg-Handewitt macht dem neutralen Beobachter Freude. Trainer Ljubomir Vranjes hat eine schlagkräftige Truppe beisammen, die zudem mit jungen Spielern gespickt ist. "Wir tun wirklich alles, um sie zu ärgern", erklärte Vranjes bereits nach dem verlorenen Pokalfinale: "Vielleicht schaffen wir es nächstes Jahr."

Nun folgt der Umbruch

Vor allem aber steht dem THW ein großer Umbruch bevor. Kapitän Marcus Ahlm, Daniel Narcisse und Torwart Thierry Omeyer werden den Klub verlassen. Auch Momir Ilic geht. Der THW hat versucht, mit dem Kauf von Topleuten wie Keeper Johan Sjöstrand, dem tunesischen Rückraumspieler Wael Jallouz und dem dänischen Spielmachertalent Rasmus Lauge Schmidt gegenzusteuern - allesamt sehr junge Spieler.

"Es kommt eine ganz schwere Saison auf uns zu. Die Liga wird noch enger zusammenrücken", sagt auch Gislason. Die Hoffnung der Konkurrenz ist, dass auch Kiel einige Monate brauchen wird, um die neuen Leute zu integrieren.

Schon einmal musste der THW in den vergangenen Jahren einen Umbruch vollziehen: Im Sommer 2009, als der bis dahin stilprägende frühere Welthandballer Nikola Karabatic den Klub verließ. Kiel erholte sich schnell, wurde 2010 wieder Deutscher Meister. Und nebenbei Champions-League-Sieger.

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