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Handball:Kiel überrollt Flensburg im Nordderby

Die Handballer des THW erobern durch den Sieg die Tabellenspitze. Der ehemalige Werder-Keeper Tim Wiese wird beim Spiel gegen den HSV des Stadions verwiesen. Ein deutscher Kanute wird Doppelweltmeister.

Meldungen im Überblick

Handball, Bundesliga: Rekordmeister THW Kiel hat mit einem überzeugenden 33:23 (18:14)-Sieg im 105. Nordderby gegen den Titelrivalen SG Flensburg-Handewitt die Tabellenführung erobert und ein frühes Ausrufezeichen im Meisterrennen gesetzt. Vor 9000 Fans bot der Topfavorit am Sonntag eine starke Vorstellung und schob sich mit 6:0 Zählern dank der besseren Tordifferenz an einem punktgleichen Trio vorbei an die Spitze.

Von Beginn an war es ein intensives Duell der Erzrivalen. Kiel setzte vor allem auf die Wucht aus dem Rückraum mit Superstar Sander Sagosen, der mit sieben Toren bester THW-Werfer war, und Harald Reinkind (5). Flensburg versuchte es vornehmlich über den Kreis, wo Nationalspieler Johannes Golla ein ständiger Unruheherd war. Erfolgreichste SG-Schützen waren Hampus Wanne und Mads Mensah Larsen mit jeweils sechs Toren.

Der THW wirkte insgesamt abgeklärter und verfügte in der Offensive über mehr Trümpfe als der Rivale. Beim 12:8 (20.) gelang dem Titelverteidiger erstmals eine Vier-Tore-Führung, die phasenweise sogar auf sechs Treffer ausgebaut wurde. Zu Beginn der zweiten Halbzeit konnte Flensburg den Rückstand zwar noch einmal auf drei Tore verkürzen, doch Kiel mit dem überragenden Weltmeister-Torwart Niklas Landin als starkem Rückhalt war nicht mehr zu stoppen und zog mit einem 6:0-Lauf vom 20:17 zum 26:17 entscheidend davon.

Fußball, 2. Liga: Aufreger am Rande des Nordderbys: Werder Bremen hat den früheren Fußball-Nationaltorwart Tim Wiese nach dem Prestigeduell gegen den Hamburger SV (0:2) offenbar des Weserstadions verwiesen. Wie die Bild-Zeitung am Sonntag berichtete, habe Wiese beim Besuch der Loge eines Freundes ein entsprechendes VIP-Bändchen gefehlt. Es soll zu Wortgefechten und einem kleinen Gerangel gekommen sein, bevor der Ex-Werder-Profi das Stadion verlassen musste. "Das war komplett überzogen. Die Aktion passt zum Spiel und zum Verein. Einfach nur lachhaft. Ich habe mich gefühlt wie ein Aussätziger!", sagte Wiese der Bild. Der langjährige Fußballprofi spielte zwischen 2005 und 2012 für Bremen.

Pferdesport, Aachen: Die siebenmalige Olympiasiegerin Isabell Werth hat zum 14. Mal den Großen Dressurpreis beim CHIO gewonnen. Die 52-Jährige aus Rheinberg siegte mit Quantaz vor Dinja van Liere (Niederlande) mit Hermes und der Britin Charlotte Fry mit Dark Legend. Auch im Nationenpreis wurde die deutsche Hymne bei der Siegerehrung gespielt. In der Besetzung Werth mit Quantaz, Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) mit Ferdinand, Frederic Wandres (Hagen a.T.W.) mit Duke of Britain und Carina Scholz (Sassenberg) mit Tarantino gewann die Equipe von Bundestrainerin Monica Theodorescu vor den Niederlanden und Großbritannien.

Kanu, WM: Rennsportkanute Conrad Scheibner (Berlin) hat sich bei den Titelkämpfen in Kopenhagen zum Doppelweltmeister gekürt. Einen Tag nach seinem Triumph im Canadier-Einer über die olympischen 1000 m gewann der 25-Jährige am Sonntag auch das Sprintrennen über die nicht-olympische 500-m-Distanz. Mit 1,03 Sekunden Vorsprung verwies er den Tschechen Martin Fuksa auf Rang zwei. Nach Gold im tschechischen Racice 2017 im C4 über 1000 m und Silber 2019 in Szeged (Ungarn) über die 500 m in derselben Klasse erhöhte Scheibner sein persönliches WM-Medaillenkonto mit den Erfolgen in Kopenhagen auf vier. Bei den Olympischen Spielen in Tokio war er vor wenigen Wochen im Einer über die 1000 m auf der Paradestrecke von Sebastian Brendel Sechster geworden.

Tobias Schultz (Essen) und Martin Hiller (Potsdam) holten kurz vor Scheibners zweitem Sieg im K2-Sprint über 500 m die erste Silbermedaille für den Deutschen Kanu-Verband (DKV) in Kopenhagen. Das Duo fuhr 0,97 Sekunden hinter den Spaniern Marcus Walz/Rodrigo Germade ein. Sportsoldat Schultz (26) hatte bereits 2019 im K4 über 1000 m WM-Gold gewonnen. Der 21-jährige Hiller sicherte sich im selben Jahr ebenfalls im K2 Bronze. Bei den Titelkämpfen auf dem Bagsvaerd-See will der DKV vor allem mit Nachwuchsathletinnen und -athleten den olympischen Zyklus bis Paris 2024 einleiten. Deshalb traten die Tokio-Goldgewinner aus dem Kajak-Vierer sowie das Silberboot mit Max Hoff und Jacob Schopf nicht an.

Radsport, Tony Martin: Der deutsche Radsport verliert den nächsten prägenden Fahrer des vergangenen Jahrzehnts. Der viermalige Zeitfahrweltmeister Tony Martin wird seine Karriere nach der WM in Belgien beenden. Das kündigte der 36-Jährige am Sonntag kurz vor seinem Einsatz im WM-Einzelzeitfahren an. Letztmals an den Start geht Martin am Mittwoch mit der Mixed-Staffel. Seinen Vertrag für 2022 bei Jumbo-Visma wird er in Absprache mit der Teamleitung nicht erfüllen. "Eine solch weitreichende Entscheidung fällt mir natürlich nicht leicht. Der Radsport hat den Großteil meines bisherigen Lebens geprägt. Mit Höhen und Tiefen, großen Erfolgen und Niederlagen, Stürzen und Comebacks", sagte Martin. In den letzten Monaten habe er aber vermehrt an die Zeit nach dem Radsport gedacht: "Dazu haben auch die schweren Stürze in dieser Saison beigetragen, nach denen ich mir die Frage gestellt habe, ob ich das Risiko, welches unser Sport mit sich bringt, weiterhin bereit bin einzugehen". Er habe für sich entschieden, "dass ich dies nicht mehr will, zumal sich, trotz vieler Diskussionen um Streckenführungen und Absperrungen, die Sicherheit in Radrennen nicht verbessert hat", sagte Martin: "Ich hoffe, dass die Radsportwelt auf die Pläne meines und anderer Teams hört."

Fußball, England: Das englische Fußball-Idol Wayne Rooney will seinem taumelnden Traditionsklub Derby County trotz Insolvenzverfahrens die Treue halten. "Ich habe schon oft gesagt, dass ich mich diesem Verein, den Spielern und den Mitarbeitern verpflichtet fühle und mich um sie sorge. Meine Aufgabe ist es, dem Verein etwas Stolz und Würde zurückzugeben", sagte der Trainer des Zweitligisten am Samstag nach dem 2:1-Sieg über Stoke City. Der Verein hatte am Freitag mitgeteilt, eine Absichtserklärung zur Bestellung eines Insolvenzverwalters eingereicht zu haben. "Die Pandemie hatte schwere Auswirkungen auf die Umsätze des Klubs, daher war dieser zuletzt nicht mehr in der Lage, seinen alltäglichen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen", hieß es in der Erklärung. Derby war zuletzt erfolglos auf der Suche nach einem neuen Eigentümer. Rooney, 120-maliger englischer Nationalspieler, hatte das Traineramt 2020 übernommen. Er habe von dem Insolvenzverfahren im Fernsehen erfahren, was für ihn "nicht ideal" war. Dem Klub, der nach acht Spielen bei zehn Zählern steht, droht nun ein Punktabzug.

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