Handball in Deutschland:Bizarrer Streit um verletzte Eitelkeiten

Handball-WM Deutschland - Argentinien

Findet drastische Worte gegen Vizepräsident Bob Hanning: Heiner Brand

(Foto: dpa)

Die Kampfdebatte um Bob Hanning schadet dem Ruf der Sportart. Und dieser ist wichtiger als das Verhältnis zweier Männer, die einst gemeinsam eine Idee hatten.

Kommentar von Carsten Eberts

Angesichts der Wucht der Worte, die Heiner Brand wählt, ist kaum mehr vorstellbar, dass der frühere Bundestrainer und Bob Hanning so etwas wie ein vertrauensvolles Verhältnis gehabt haben, ja: dass sie einander schätzten. Von 1997 bis 2000 war Hanning Assistent unter Brand, er verantwortete die B-Nationalmannschaft, war Stützpunkttrainer beim Verband (DHB). "Mein Verbindungsmann zu den jüngeren Spielern", hat Brand über Hanning gesagt. Als er das deutsche Team 2007 zum Weltmeister machte, wäre das nicht ohne Spieler wie Torsten Jansen oder Florian Kehrmann gegangen. Hanning hatte sie einst entdeckt und ausgebildet.

Völlig konträr klingt, was Heiner Brand nun von sich gibt. Der Mann mit der tiefsonoren Stimme mischt sich in die kuriose Führungsdebatte ein, die sich der DHB seit Wochen leistet. Hanning, hauptberuflich Manager der Füchse Berlin, muss sich einem Antrag der Regionalverbände Württemberg, Bayern, Hessen und Niedersachsen stellen, die ihn und andere 2013 gewählte DHB-Vizepräsidenten wieder abbestellen möchten. Es ist die Debatte einer Sportart, die sich sportlich im Aufwind wähnt, in der es jedoch vor allem um Eitelkeiten zu gehen scheint.

So viel Polemik wie Brand hat noch kein Protagonist reingebracht: Streng genommen empfiehlt er Hanning eine psychiatrische Behandlung. Er attestiert ihm eine "narzisstische Persönlichkeitsprägung". Dass der DHB so tief gespalten sei, läge nur an einer Person: an Hanning, dem Anti-Team-Player.

Hanning hat viel auf den Weg gebracht

Wirklich konkret wird Brand in seinen Vorwürfen nicht, außer dass Hanning ein schwieriger Mensch sein mag, der sich, das ist unbestritten, tatsächlich selbst ziemlich gut findet. Nur leider hat dieser ach so schwierige Mensch, seit er 2013 in die Verbandsspitze aufgerückt ist, mehr auf den Weg gebracht, als andere Verbandsmenschen in Jahren zuvor, sei es in der Jugendarbeit oder beim Sponsoring. Er hat dem DHB sogar seinen Trainer vermacht, den Isländer Dagur Sigurdsson, der zuvor die Füchse Berlin coachte - und heute das Nationalteam sichtlich voranbringt.

Hanning steht für eine neue Funktionärsgeneration, die ihre Ideen verwirklichen will. Eine Generation, die nicht aus Gummersbach stammt; aus jener Stadt im Oberbergischen, die einst den Handball diktierte. Brand stammt aus Gummersbach, und so ist da der Eindruck, dass aus seiner tiefsonoren Stimme verletzte Eitelkeit spricht. Die Kampfdebatte schadet massiv dem Ruf der Sportart. Und dieser ist wichtiger als das ramponierte Verhältnis zweier Männer, die einst gemeinsam eine Idee davon hatten, wie im Handball endlich mal was vorwärts geht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: