Süddeutsche Zeitung

Handball:Gensheimer an Kretzschmar vorbei

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft braucht nur noch einen Punkt in der EM-Qualifikation.

Uwe Gensheimer trifft und trifft und trifft. Ob zuletzt bei der Weltmeisterschaft oder jetzt in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 - der Kapitän der deutschen Handballer liefert. Doch seine neun Tore beim 26:18-Erfolg am Mittwoch in Polen und der damit verbundene Sprung auf Platz vier der ewigen Torschützenliste des Deutschen Handballbundes (DHB) interessierten den Linksaußen nur am Rande; er dachte eher an die weitere EM-Mission. "Die größte Gefahr ist, dass wir nicht mit dem gleichen Level an Disziplin und Fokus rangehen", warnte er.

Im Rückspiel am Samstag gegen Polen in Halle/Westfalen (14 Uhr/ZDF) reicht der Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop bereits ein Unentschieden, um sich vorzeitig für die EM-Endrunde in Schweden, Österreich und Norwegen (9. bis 26. Januar 2020) zu qualifizieren. Die DHB-Auswahl ist nach drei von sechs Qualifikations-Spieltagen mit 6:0 Punkten Tabellenführer der Gruppe 1; Israel, Polen und Kosovo haben jeweils 2:4. Die acht Gruppensieger und -zweiten sowie die vier besten Dritten qualifizieren sich für die EM, die erstmals mit 24 Teams ausgetragen wird.

Vor mehr als 9000 Fans in Gleiwitz waren die im Neuaufbau befindlichen Polen am Mittwoch kein echter Prüfstein. "Wir haben unsere Pflichtaufgabe souverän gelöst", fand DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Bundestrainer Prokop freute sich über die "hundertprozentige Einstellung, die die Spieler an den Tag gelegt hatten". Der 40-Jährige verteilte sogar ein seltenes Sonderlob an seine Außenspieler Gensheimer und Patrick Groetzki (sechs Tore): "Beide haben sehr konsequent gespielt und zielstrebig. Das hat mir gut gefallen."

Uwe Gensheimer war offenbar sogar so sehr aufs Spiel fokussiert, dass er seinen Rang in der Torjägerliste gar nicht im Blick hatte. "Diese Zahl hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm", gab er zu, nachdem man ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er in seinem 177. Länderspiel gerade Stefan Kretzschmar (817 Tore bei 218 Einsätzen) in der DHB-Torschützenliste um einen Treffer überboten hatte. Nun fehlen ihm noch vier Tore, um auch Florian Kehrmann (822 Tore/223 Spiele) einzuholen. "Diese Zahl ehrt mich unglaublich, das ist eine tolle Auszeichnung", sagte Gensheimer und fügte hinzu: "Man muss sich nur mal die Namen derer anschauen, mit denen ich mich messe." Der führende Frank Michael Wahl (1412 Tore/344 Einsätze) sowie Verfolger Christian Schwarzer (966/ 319) sind noch etwas weg, aber mit 32 Jahren kann Gensheimer zumindest noch die Verfolgung seines früheren Teamkollegen Schwarzer aufnehmen.

Viel wichtiger war ihm zunächst aber die konzentrierte Pflichterfüllung seines Teams in Gleiwitz. "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, wir können zufrieden sein mit unserem Auftritt", urteilte der Kapitän, der nahtlos an seine starke WM anknüpfte. Der Mannheimer präsentiert sich momentan in der Form seines Lebens. Schon im Januar war er in sechs von zehn WM-Spielen der beste deutsche Torschütze, darunter bei den beiden Partien der Medaillenrunde. Der Weltklasse-Linksaußen von Paris Saint-Germain, der im Sommer zu seinem Heimatklub Rhein-Neckar Löwen zurückkehren wird, bestätigte diese Form in seinem ersten Länderspiel nach der WM. Die Bundesliga, so viel steht fest, kann sich schon jetzt auf seine Rückkehr im Sommer freuen.

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SZ vom 12.04.2019 / sid, dpa
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