Handball:Zehn Ausfälle? Gespielt wird trotzdem

DEU, EHF-EL, Fuechse Berlin vs. Pfadi Winterthur , / 30.11.2021, Max-Schmeling-Halle, Berlin, DEU, EHF-EL, Fuechse Berli; Füchse Berlin Fabian Wiede

Die Füchse Berlin, hier Nationalspieler Fabian Wiede (links), sind gebeutelt von einigen Impfdurchbrüchen.

(Foto: Engler/Images/Nordphoto)

Sieben Spieler der Füchse Berlin sind an Corona erkrankt, drei weitere verletzt - die Partie am Sonntag in Hamburg soll auf Ansage der Handball-Bundesliga trotzdem stattfinden. Die Berliner sind erzürnt.

Von Carsten Scheele

Skandal ist ein großes Wort, aber Stefan Kretzschmar hat es verwendet, deshalb ist die Angelegenheit nun: ein Skandal. In der Hauptrolle die Füchse Berlin, schwer vom Coronavirus geplagter Handball-Erstligist, der aktuell auf zehn Spieler verzichten muss (sieben davon wegen einer Covid-Infektion) und um Verlegung des für Sonntag angesetzten Auswärtsspiels beim HSV Hamburg gebeten hatte. In weiterer Hauptrolle die Funktionäre der Handball-Bundesliga (HBL), die diese Verlegung strikt abgelehnt haben. Und in der Nebenrolle die Hamburger Handballer, die ebenfalls gerne auf die Partie verzichtet hätten.

Die Haltung der Liga ist klar. Der Füchse-Kader sei durch den Corona-Ausbruch bei seinen doppelt-geimpften Profis zwar erheblich dezimiert; eine Partie wird jedoch erst verlegt, wenn 50 Prozent eines Lizenzspielkaders ausfallen. Diese 50 Prozent haben die Füchse nicht erreicht - also wird gespielt, Sonntag, 16 Uhr.

Handball: Bob Hanning.

Bob Hanning.

(Foto: Sascha Klahn/dpa)

Mit voll besetzter Truppe wären die drittplatzierten Berliner als klarer Favorit zum Tabellenneunten nach Hamburg gefahren. Jetzt geht es darum, eine Mannschaft aufzubieten, die irgendwie mithalten kann. Er habe "größtes Verständnis für das Dilemma der Berliner", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der Deutschen Presse-Agentur, "aber wir sind zu einer Gleichbehandlung verpflichtet."

Seine Sorge: Schon der THW Kiel hatte sich im November beklagt, dass eine Partie zwischen der SG Flensburg-Handewitt und Tabellenführer SC Magdeburg kurzfristig abgesagt wurde, während der THW wochenlang ohne seine an Corona erkrankten Schlüsselspieler Sander Sagosen und Steffen Weinhold antreten musste. Sonderrechte soll es nicht mehr geben, der Spielplan muss durchgezogen werden - auch weil es ohnehin kaum Nachholtermine im eng gepressten Handball-Kalender gibt.

"Wenigstens gibt es noch Solidarität unter den Klubs", sagt Füchse-Funktionär Bob Hanning und lobt den Gegner

Die Füchse zeigen sich von der Weigerung der Liga tief getroffen. "Wenn man sich bei sieben Corona-Fällen und drei nachweislich verletzten Spielern als HBL aber immer noch so verhält, finde ich das traurig", sagte Geschäftsführer Bob Hanning. Sportvorstand Kretzschmar hat zudem das Gefühl, dass an seinem Team "ein Exempel" statuiert werde. "Ich habe hier nicht die rosa-rote Vereinsbrille auf", sagte er der B.Z., "ich hätte auch bei jedem anderen Verein diese Meinung."

Zum Vergleich: Die Europapokal-Partie der Berliner in dieser Woche bei Pfadi Winterthur in der Schweiz war von der Europäischen Handballföderation (EHF) abgesagt worden. Ebenso die Bundesligapartie der Füchse bei den Rhein-Neckar Löwen, weil die Infektionen sehr frisch waren und nicht sicher gesagt werden konnte, ob nicht das ganze Team in Quarantäne muss. Jetzt ist die Lage eine andere, die Füchse sollen antreten, wenn auch erheblich dezimiert.

"Wenn wir spielen müssen, dann spielen wir", erklärte Hanning zerknirscht. Die Füchse haben trotzdem einen Anwalt eingeschaltet, wollen die Spielansetzung prüfen lassen, wenn auch mit wenig Aussicht auf Erfolg. Hanning: "Wir wollen zeigen, dass die Entscheidung der HBL nicht in Ordnung ist." Ausdrückliches Lob gab es für den Gegner. Der Aufsteiger aus Hamburg habe sich sehr fair verhalten, einer möglichen Spielverlegung sofort zugestimmt, ehe die HBL diese wieder kassierte. "Wenigstens gibt es noch Solidarität unter den Klubs", sagte Hanning.

Beim HSV hat die harte Haltung der Liga ebenfalls einiges durcheinander gebracht. Da die Füchse in der Not auf Spieler ihres Kooperationspartners, Drittligist 1. VfL Potsdam, sowie der zweiten Mannschaft zurückgreifen müssen, können die Hamburger nur erahnen, gegen wen sie am Sonntag auflaufen werden. In der Erwartung, dass die Partie nicht stattfinden werde, hatte die Teamleitung um Trainer Torsten Jansen und Geschäftsführer Sebastian Frecke außerdem für den Freitag Booster-Impfungen für die Spieler angesetzt. Diese Termine wurden erstmal wieder abgesagt.

Zur SZ-Startseite
Deutschland - Ungarn

Handball-WM
:Zu fair vor dem Tor

Die deutschen Handballerinnen erreichen ohne Niederlage die WM-Hauptrunde, müssen sich aber erheblich steigern, denn: Die Ausbeute beim Torwurf ist bislang miserabel.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: