Süddeutsche Zeitung

Handball:"Es ist kein guter Stil"

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Der Deutsche Handballbund steht wegen seines Vorgehens bei der Bundestrainer-Suche in der Kritik - Bundesligist Leipzig sei unter Druck gesetzt worden.

Der frühere Welthandballer Daniel Stephan hat das Vorgehen des Deutschen Handballbundes bei der Bundestrainer-Suche kritisiert. "Man versteht nicht, dass der DHB das Casting um den zukünftigen Bundestrainer so öffentlich macht", sagte Stephan dem Sportinformationsdienst: "Es ist kein guter Stil, Leipzig so in Aufruhr und so unter Druck zu setzen."

DHB-Wunschkandidat Christian Prokop, der beim Bundesligisten SC DHfK Leipzig noch einen Vertrag bis 2021 besitzt, hatte am Mittwochabend öffentlich sein Interesse an der Nachfolge des nach der WM im Januar in Frankreich scheidenden Bundestrainers Dagur Sigurdsson bekundet. "Wenn die Verhandlungen trotzdem scheitern, dann hat Leipzig ganz viele Wochen oder sogar Monate nur Theater und Unruhe gehabt, nur weil der DHB ein öffentliches Casting veranstaltet", sagte Stephan. Beim Verband sollte man sich "mit Äußerungen in der Öffentlichkeit etwas zurückhalten, denn auch wenn man keine Einigung mit Leipzig erzielt, dann ist der kommende Bundestrainer anscheinend nicht erste Wahl", sagte Stephan.

DHB-Vizepräsident Bob Hanning reagierte mit Unverständnis auf die Äußerungen des langjährigen Nationalspielers. "Unser Prozess ist zu 100 Prozent transparent und kann jederzeit offen dargestellt werden", sagte Hanning: "Ich schätze Daniel sehr. Aber ich würde ihm raten, sich zu Dingen zu äußern, deren Komplexität er versteht."

Bundesligist SC DHfK Leipzig will Prokop nicht ohne Weiteres zur Nationalmannschaft ziehen lassen. "Wir haben nie gesagt, dass es einen Freifahrtschein gibt. Es muss am Ende eine gute Lösung für alle sein", sagte DHfK-Geschäftsführer Karsten Günther der Deutschen Presse-Agentur. Prokop hat in Leipzig noch einen Vertrag bis 2021, Günther rechnet nun mit harten Verhandlungen mit dem DHB. Zudem bestätigte er, dass "es noch keinen Zeitplan gibt, weil wir noch keine Gespräche mit dem DHB geführt haben." In Leipzig ist man sich sicher, dass Prokop auf jeden Fall noch bis zum Sommer DHfK-Trainer bleibt. "Ich gehe felsenfest davon aus", sagte Günther.

Neben Prokop ist Markus Baur vom TVB Stuttgart zweiter Kandidat auf die Sigurdsson-Nachfolge. "Er hat sicherlich den Vorteil, dass er internationale Erfahrungen als Spieler und als Trainer gemacht hat", sagte Stephan über den Weltmeister von 2007. Der international erfahrene Daniel Stephan hält Prokop hält nicht für die beste Lösung. "Er hat hervorragende Arbeit in Leipzig geleistet - Hut ab dafür", sagte der Europameister von 2004: "Aber er hat als Spieler und Trainer keinerlei internationale Erfahrungen gesammelt, deswegen geht der DHB ein Risiko ein, wenn er Prokop als Bundestrainer verpflichtet."

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SZ vom 02.12.2016 / dpa, sid
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