Süddeutsche Zeitung

Handball-EM:Steinert wird zur tragischen Figur

Positiv, negativ und jetzt doch ein positiver Test: Der Rückraumspieler muss bei der EM in Quarantäne - im deutschen Lager können sie sich die neuerlichen Corona-Fälle nicht erklären.

Von Carsten Scheele

Jetzt hat es Christoph Steinert also doch erwischt. Am Donnerstag ist er bei der Handball-Europameisterschaft in Ungarn und der Slowakei bekanntlich durch eine kräftig wogende Gefühlsachterbahn geschickt worden. Erst wurde sein PCR-Test als positiv gewertet, eine Stunde vor dem Anpfiff gegen Spanien hieß es dann: falsch positiv. Also negativ. Steinert packte hastig seine Sachen zusammen (und vergaß dabei die Hälfte), sprintete zu Fuß zur Halle, verpasste das Aufwärmen, konnte aber immerhin in der zweiten Halbzeit eingreifen.

Am Samstag dann die neuerliche Wendung: Positiver Test bei Steinert, genommen nach dem 23:28 am Freitag gegen Norwegen. Auch Sebastian Firnhaber hat es getroffen, zwei weitere Corona-Fälle also. Die CT-Werte weisen laut Deutschem Handballbund (DHB) auf eine geringe Infektiosität hin, die Tests gelten aber als positiv.

Zwei Tage lang waren alle Testungen unter den deutschen Spielern negativ ausgefallen, was die Hoffnung nährte, dass die Infektionskette tatsächlich durchbrochen sein könnte. Nun aber Steinert und Firnhaber, die Fälle Nummer 12 und 13 im deutschen Team bei dieser EM. Beide müssen in Quarantäne und fallen für die verbleibenden Hauptrundenspiele am Sonntag gegen Schweden (18 Uhr/ARD) und am Dienstag gegen Russland (18 Uhr/ZDF) definitiv aus; vermutlich ist auch die EM für beide gelaufen.

Punktuell konnte das deutsche Team gegen Norwegen mithalten - dann zog der Gegner davon

Im deutschen Lager können sie sich die neuerlichen Positivtests nicht erklären. Die Geschichte wirke "ein bisschen verrückt, aber wir können sie nicht wegdiskutieren", sagte Sportvorstand Axel Kromer dem SID: "Wir müssen das zur Kenntnis nehmen und haben Stand jetzt eine Mannschaft, die noch immer schlagkräftig ist." Diesmal würden keine Spieler nachnominiert werden.

Bei der Niederlage gegen Norwegen zeigte sich, dass die deutsche Mannschaft in ihrer Notbesetzung zwar in der Lage ist, punktuell gegen die besten Mannschaften der Welt (zu denen die Norweger zählen) mitzuhalten. Nach gelungenem Start stand es 5:3, Torwart Jogi Bitter parierte herausragend und hielt das Team auch im Spiel, als während einer Phase in der ersten Halbzeit neun Minuten lang kein deutscher Werfer einen Ball im norwegischen Tor unterbrachte.

Je länger die Partie dauerte, desto mehr zeigte sich, dass die Deutschen mehr als zehn Corona-Ausfälle wegzustecken haben - und die Norweger keinen einzigen. Eingespielt, wie sie sind, zogen die Skandinavier davon, obwohl Spitzenkraft Sander Sagosen diesmal einen sehr gebrauchten Tag erwischte. Am Ende wurde es deutlich, eine Niederlage mit fünf Toren Unterschied. Er habe gewusst, dass gegen die Norweger "alles klappen muss, um eine Chance zu haben", sagte Bundestrainer Alfred Gislason. Sein Fazit: "Es hat nicht alles geklappt."

Es dürfte nun richtig schwer werden, über den Dienstag hinaus im Turnier zu bleiben. Die ersten beiden Teams der Gruppe qualifizieren sich fürs Halbfinale, die Spanier haben 6:0 Punkte gesammelt, Norwegen und Schweden stehen bei 4:2 Punkten, die Deutschen bei 2:4. "Wir werden uns nicht beschweren und weiterarbeiten", sagte Torwart Bitter, aber es müssen nun unbedingt zwei Siege gegen Schweden und Russland her - und dann muss die Konkurrenz auch noch passend spielen. Das klingt eher nach vorzeitiger Abreise am Mittwoch.

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