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Handball - Düsseldorf:Nach Absage: Handball sieht sich von Politik "benachteiligt"

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Nach der Absage der geplanten Pilot-Events vor Zuschauern in Düsseldorf steigt in der Handball-Szene der Unmut über die Politik. Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann und die Vereine fühlen sich von den Entscheidungsträgern im Stich gelassen, hoffen aber weiter auf eine adäquate Zuschauerzahl beim Supercup, der am 26. September ebenfalls im Düsseldorfer ISS Dome steigt.

"Es müssen künftig endlich Entscheidungen auf Faktenbasis getroffen werden und nicht mehr - so wie es aktuell der Fall ist - nach politischer Kurzwetter-Lage", sagte Bohmann der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. "Als Handball und als Sport im Allgemeinen fühlen wir uns benachteiligt", so der Liga-Chef weiter: "Wir haben monatelang in unser Konzept investiert und halten es für absolut vertretbar. Deshalb wollen wir eine Chance bekommen, es mit einer nennenswerten Anzahl von Zuschauern beweisen zu können."

Stattfinden soll das Spiel zwischen Meister THW Kiel und Vizemeister SG Flensburg-Handewitt in Düsseldorf auf jeden Fall. Ob die Zuschauerränge für die aktuell erlaubten 300 Besucher geöffnet würden, ist noch offen. Die für den 12. und 19. September im ISS Dome geplanten Tests zwischen dem Bergischen HC, Tusem Essen und dem VfL Gummersbach wurden wegen der Begrenzung auf diese Zahl abgesagt. Sie werden möglicherweise in deutlich dezimiertem Rahmen in Essen ausgetragen.

"Mir ist völlig unverständlich, nach welchen Maßstäben entschieden wird", erklärte auch Bohmann. "300 Zuschauer im ISS Dome sind etwas anderes als 300 Zuschauer in einer Schulsporthalle. Aber hier wird nicht unterschieden. Dabei handelt es sich für mich um das Verbieten der Geschäftsgrundlage." Für den Supercup war laut Bohmann während eines niedrigen Infektionslevels mit den örtlichen Behörden vorverhandelt, dass 6000 Zuschauer in die Halle kommen dürften. Dies erscheint derzeit in weiter Ferne, aufgeben will Bohmann die Hoffnung auf zumindest einige Zuschauer aber nicht.

Unterdessen steigt auch unter den Vereinen der Unmut. "Die aktuelle Vorgehensweise der Politik sorgt bei mir für Kopfschütteln", sagte Gummersbachs Geschäftsführer Christoph Schindler: "Dass es einen Monat vor Beginn der Saison noch immer keine klaren Aussagen gibt, ist ein Unding." Jörg Föste, Geschäftsführer des Bergischen HC, stellte "einmal mehr die Frage der Verhältnismäßigkeit. Wir sind zutiefst enttäuscht und erkennen keinerlei Bereitschaft, unsere Bemühungen anzuerkennen. Gerade in NRW laufen wir Gefahr, zwischen den beiden Mühlsteinen Pandemie und Politik zermahlen zu werden." Und Essens Geschäftsführer Niels Ellwanger erklärte: "Sich jetzt wieder mit der grundlegenden Frage beschäftigen zu müssen, ob wir überhaupt mit Zuschauern starten können, ist enttäuschend und überhaupt nicht nachvollziehbar!"

Angesichts des Saisonstarts am 1. Oktober sorgt sich auch der TBV Lemgo. "Wir arbeiten seit Wochen an den Konzepten und übererfüllen mit unseren Maßnahmen zu weiten Teilen sogar die behördlichen Vorgaben", erklärten die Geschäftsführer Jörg Zereike und Ulrich Kaltenborn. Auch sie beklagten eine "Ungleichbehandlung".

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