Handball: Die Geschichte:Ein deutsches Spiel

Zwei Berliner gelten als Väter des modernen Handballs, zur WM nach Kroatien fahren die Deutschen als Titelverteidiger. Ein Abriss der Geschichte eines deutschen Spiels in Bildern.

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Das Wintermärchen: 2007 gelang den deutschen Handballern der WM-Sieg im eigenen Land. Damit schloss sich vorerst der Kreis in einer Sportart, die unter sporthistorischen Gesichtspunkten auch den Namen "deutsches Spiel" verdienen würde. Dass die Athleten bei der Siegerehrung sich einen Bart auf die Oberlippe klebten und eine Krone aufsetzten, hat ebenfalls Gründe in der Vergangenheit. Ein Abriss aus der Geschichte des deutschen Handballs.

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Zu Beginn wurde Handball noch im Freien auf dem Feld gespielt. Diese Art beherrschten deutsche Mannschaften: Zwischen 1938 und 1966 gewannen sie sechs von sieben Weltmeisterschaften, nur 1948 siegte Schweden, weil Deutschland so kurz nach dem Krieg nicht zugelassen war. (Bild: Ein Feldhandballspiel zwischen Wolfsburg und dem VfL Gummersbach 1967 mit dem legendären Gummersbacher Schützen Hans-Günther "Hansi" Schmidt beim Sprungwurf.)

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Weil Fußball als englische Erfindung galt und schon früh von den Deutsch-Nationalen als "Fußlümmelei" beschimpft wurde, suchten die Deutschen nach einer eigenen Sportart und blieben beim Spiel mit der Hand hängen. Neben allerlei anderen Varianten setzte sich zunächst Torball durch, das allerdings hauptsächlich für Frauen gedacht war und ohne Körperkontakt gespielt wurde.

Die ersten Regeln für den modernen Handball schrieb der Berliner Max Heiser 1917. Carl Schelenz, ebenfalls aus Berlin, formte die Regeln weiter, so dass ein recht körperbetontes Spiel auch für Männer daraus wurde. Schelenz nannte man später den "Vater des Handballs".

Auch den Nazis gefiel das Spiel. Deutschland dominierte die Sportart zu Beginn klar, und vor den Olympischen Spielen 1936 in Berlin (im Bild: Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten vor einem Plan des Olympiastadions) drängten die Nationalsozialisten auf eine Aufnahme des Feldhandballs ins olympische Programm. Die Deutschen gewannen dann auch das Endspiel im Olympiastadion vor 100.000 Zuschauern mit 10:6 gegen Österreich.

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Auch die erste Hallenhandball-WM 1938 hatte eine deutsche Mannschaft gewonnen. Bis zum nächsten Titelgewinn sollte es allerdings 40 Jahre dauern. Mit dem jugoslawischen Trainer Vlado Stenzel (Mitte) siegte die BRD 1978 in Dänemark durch ein 20:19 gegen die UdSSR. Stenzel wurde daraufhin eine Krone aufgesetzt (siehe WM 2007).

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In den siebziger und Anfang der achtziger Jahre beherrschten deutsche Klubs den internationalen Handball. Der TV Großwallstadt holte mit Kapitän Kurt Klühspies 1979 und 1980 den Europapokal der Landesmeister.

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1983 siegte der VfL Gummersbach mit Erhard Wunderlich (l.). Mit dabei war auch Heiner Brand (mit dem Pokal).

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Heiner Brand (l.) gehörte als Spieler zu den besten Abwehrspielern der Welt und war schon damals leidenschaftlicher Oberlippenbart-Träger (siehe WM 2007). Bester Handballer auf dem Globus war für viele Experten Ende der siebziger Jahre indes Mannschaftskollege Joachim Deckarm (r.). Während allerdings der eine später zur Symbolfigur des deutschen Handballs aufsteigen sollte, erlitt der andere ein tragisches Schicksal. Deckarm prallte 1979 bei einem Spiel in Ungarn mit einem Gegenspieler zusammen, fiel bewusstlos mit dem Kopf auf den Boden und lag 131 Tage im Koma. Durch die schweren Hirnverletzungen blieb der Saarländer ein Pflegefall.

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Auch auf der anderen Mauerseite blühte in dieser Zeit der Sport. Höhepunkt der DDR-Handball-Geschichte war der Olympiasieg 1980 in Moskau. In einem dramatischen Endspiel bezwangen die Ostdeutschen die hochfavorisierten Sowjets nach Verlängerung mit 23:22 (Bild: Günter Dreibrodt, vorne, Trainer Paul Tiedemann, l.). Es ist bis heute der einzige Olympiasieg einer deutschen Hallenhandball-Mannschaft.

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Torwart Wieland Schmidt, ein selbstsicherer Beau, hatte vier Sekunden vor Schluss einen Wurf aus kurzer Distanz an die Latte gelenkt und den Sieg gesichert. Mit dem SC Magdeburg gewann Schmidt außerdem 1978 und 1981 den Landesmeister-Pokal.

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Für den nächsten Erfolg einer deutschen Nationalmannschaft musste Heiner Brand mit seinem Bart bezahlen. Der Trainer führte sein Team 2004 zum ersten und bislang einzigen Gewinn einer Europameisterschaft. Anschließend durften ihn seine Spieler rasieren. Im gleichen Jahr allerdings ...

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... verlor die deutsche Mannschaft in Athen das Finale der Olympischen Spiele gegen Kroatien. Flügelspieler Stefan Kretzschmar (vorne) sagte danach: "Wenn man sich hinstellt und sich über Silber freut, macht man was falsch." Immerhin hatte er zuvor im Jahr 2002 mit dem SC Magdeburg als erste deutsche Mannschaft die Champions League gewonnen.

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Das machte den Magdeburgern 2007 der THW Kiel nach. Die Norddeutschen sind heute mit elf Meistertiteln in den vergangenen 15 Jahren die dominierende Handballkraft in Deutschland.

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Weil Stefan Kretzschmar nach der Finalniederlage in Athen zurückgetreten war, erlebte er das rauschende WM-Fest 2007 in Deutschland als Ko-Moderator der ARD. 20 Millionen Fernsehzuschauer sahen Kretzschmar nach dem Finalsieg gegen Polen weinen, die Mannschaft ließ sich auf dem Balkon des Historischen Rathauses in Köln feiern. Es war der vorläufige deutsche Höhepunkt in einem deutschen Spiel.

Am Samstag beginnt in Kroatien die WM 2009, Deutschland trifft im ersten Vorrundenspiel auf Russland.

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Text: Thomas Hummel

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