Handball: Champions-League-Finale:Hoffen auf den Patzer

Das Champions-League-Finale in Köln ist das weltweit größte Ereignis im Klubhandball. Der Sieger könnte zwar erneut aus Deutschland stammen - der muss jedoch am großen Favoriten aus Barcelona vorbei.

Carsten Eberts

"Man kann daraus keinen Sekt trinken", beschwerte sich Dominik Klein vor exakt einem Jahr. Damals gewann der THW Kiel zum zweiten Mal die Champions League - und Klein wollte die erkämpfte Trophäe auf die übliche Weise missbrauchen: Sekt hinein kippen, gierig daraus trinken, den Pokal am Ende womöglich prallgefüllt über dem Trainer entleeren.

Final Four - F.C. Barcelona - THW Kiel

Vorjahressieger: Daniel Narcisse und der THW Kiel.

(Foto: dpa)

Doch das klappte nicht: Der Champions-League-Pokal ist eine Hand aus Metall, die nach einem Ball greift - formschön anzusehen, einem Trinkgefäß jedoch komplett unähnlich. Klein blieb nur der Protest. Ändern konnte er es nicht.

Nun ist Dominik Klein mit seinem THW Kiel diesmal bereits im Viertelfinale ausgeschieden. Er kann also nicht überprüfen, ob die Europäische Handball-Föderation (kurz EHF) für sein Problem inzwischen Abhilfe geschaffen hat. Verwunderlich wäre selbst das nicht: Schließlich ist die EHF bestrebt, erneut das größte und perfekteste Ereignis im Klubhandball zu organisieren. Mitten in Köln, vor fast 20.000 Zuschauern.

Mehr Spektakel findet der Handball sogar bei manchen Weltmeisterschaften nicht. Rund um die Halle wird ein großes Showprogramm aufgeboten, das Geschehen in der Halle wird über 30 TV-Sender in viele Länder übertragen. "Das ist die aufwändigste Produktion eines Turniers im Klubhandball überhaupt", sagte EHF-Marketingchef Ulrich Gutweniger dem Handball-Magazin. Im vergangenen Jahr, als Kiel gewann, verfolgten das Finale europaweit mehr als 30 Millionen Zuschauer.

Gut für die EHF: Auch in diesem Jahr kämpfen zwei deutsche Klubs um die Trophäe. Das Finale wird erneut als "Final Four" ausgetragen, mit den Halbfinals am Samstag und dem Endspiel am Sonntag. Neben dem HSV Hamburg und den Rhein-Neckar Löwen haben sich der FC Barcelona und Ciudad Real qualifiziert. Deutschland gegen Spanien also, mal wieder.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Falls alles glatt geht, wird der FC Barcelona den Titel holen. Die Basken verloren das Finale 2010 nur knapp gegen den besten THW Kiel aller Zeiten, haben seitdem an Konstanz und Qualität wenig verloren. Sieben Mal gewann Barcelona bereits den Pokal der Handball-Königsklasse - keinem Klub gelang dies öfter.

Falls Barcelona jedoch patzt, wollen die deutschen Vertreter davon profitieren. Allen voran der HSV Hamburg. Der Deutsche Meister bekommt es im Halbfinale zunächst mit Ciudad Real zu tun - einer Mannschaft, die der HSV bereits in den Champions-League-Halbfinals 2008 und 2009 traf. "Hamburg hat eine starke Mannschaft, voller Selbstvertrauen, nachdem sie Deutscher Meister geworden sind. Die Chancen liegen bei 50:50", glaubt Ciudads Vereinspräsident Domingo Diaz de Mera.

Hamburgs Trainer Martin Schwalb hingegen sagt: "Wir freuen uns auf Ciudad Real. Wir haben schon sehr gute Spiele gegen sie gemacht, und auch schon ein, zwei schlechtere. Ich glaube, dass da alles offen ist." Hamburg hat den Vorteil, dass der Klub die laufende Saison nur noch krönen kann - die erfolgreichste Spielzeit der HSV-Geschichte ist sie bereits jetzt.

Barcelona, zum Dritten

Weniger optimistisch geben sich die Rhein-Neckar Löwen. Ausgerechnet vor dem Finale befindet sich der Klub in der schwierigsten Phase dieser Saison. Die Löwen kämpfen noch um die direkte Qualifikation für die Champions League, blamierten sich am Mittwochabend jedoch mit 28:36 beim von der Insolvenz bedrohten VfL Gummersbach.

Hinzu kommt, dass die Löwen bereits im Halbfinale auf den FC Barcelona treffen. "Wir gehören sicher nicht zu den Favoriten", sagt deshalb Trainer Guðmundur Guðmundsson: "Aber ich hoffe trotzdem, dass es für uns ein Vorteil ist, dass wir schon zwei Mal gegen Barcelona gespielt haben."

Das war in der Vorrunde der Champions League, als die Löwen zur großen Überraschung sogar in Barcelona gewinnen konnten. Das Rückspiel in Mannheim endete unentschieden. Ein drittes gutes Ergebnis - und die in der Liga geplagten Löwen stünden tatsächlich im Champions-League-Endspiel.

Wer auch immer die Trophäe gewinnt, sollte Dominik Klein am Sonntagabend eine kurze SMS schicken. Damit er weiß, ob man aus dem frisch gegossenen EHF-Pokal mittlerweile Sekt trinken kann - und ob sich für den THW Kiel ein Wiederkommen im nächsten Jahr überhaupt lohnt.

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