Handball-Bundesliga:Ohne die Europameister

Handball-Bundesliga: Erlangens Schwede Hampus Olsson kann sich über weitere skandinavische Kollegen in der kommenden Saison freuen.

Erlangens Schwede Hampus Olsson kann sich über weitere skandinavische Kollegen in der kommenden Saison freuen.

(Foto: H. Langer/Imago)

Die Erlanger Handballer verpatzen mit der Niederlage in Göppingen den Start in die zweite Saisonhälfte. Die Personalplanungen für die kommende Saison sind weitgehend abgeschlossen - zwei skandinavische Zugänge sollen dem HCE den Weg nach oben weisen.

Von Ralf Tögel

Raul Alonso wird selten laut auf dem Spielfeld, am Donnerstagabend in Göppingen aber gab es wieder mal so einen Moment, als der Trainer der Erlanger Handballer seine Mannschaft in der Schlussphase zu einer Auszeit bat. "Wir sind hierher gekommen, um bis zum Schluss mitzuspielen. Ist das jetzt jedem klar?", schimpfte er in die Runde. Man konnte in der Tat den Eindruck gewinnen, dass dem ein oder anderen die Bedeutung der Partie nicht so recht bewusst war. Denn nach einem desaströsen Spielbeginn (7:18) und einer sehenswerten Aufholjagd (20:22) ergab sich der HC Erlangen in den Schlussminuten eigenartig lethargisch in die 25:31-Niederlage bei Frisch Auf Göppingen und verdarb sich damit den Start in die zweite Phase der Bundesligasaison nach der WM-Pause - so unnötig wie selbst verschuldet.

Christopher Bissel, Linksaußen und unermüdlicher Antreiber im Team, wusste dies im Interview mit Sky ebenfalls nicht zu erklären, man sei nach einer guten Vorbereitung zuversichtlich angereist. Zu einem angeschlagenen Gegner überdies, Göppingen hinkt hinter seinen Ansprüchen her und befindet sich im Abstiegskampf. Als Ultima Ratio war der verdiente Trainer Hartmut Mayerhoffer, der das Team in der Vorsaison auf Platz sechs und ins internationale Geschäft geführt hatte, vor die Halle gesetzt worden. In der European League, dem zweithöchsten europäischen Wettbewerb, mischen die Göppinger zwar aussichtsreich mit, aber der 2007er-Weltmeister Markus Baur hat als Nachfolger den originären Auftrag, Göppingen in der Eliteliga zu halten.

Der HC Erlangen denkt in anderen Dimensionen. Spätestens der bravouröse Saisonstart, bei dem sich die Mittelfranken beharrlich in der Spitzengruppe mit Aussicht auf das internationale Geschäft festgesetzt hatten, beförderte die im Umfeld stets schlummernde Sehnsucht nach mehr. Derzeit ist der HCE Tabellenzehnter, denn vor der WM-Pause hatte er es in direkter Folge mit allen Topteams zu tun bekommen. Erlangen wusste zwar gefällig mitzuhalten, dennoch stürzte es mit sieben Niederlagen in Serie ins Mittelfeld.

Der Vertrag von Steffen Fäth wird nicht verlängert, das könnte auch für Johannes Sellin gelten

Der Anschluss ans obere Drittel ist nach wie vor gegeben, zumal nun eine Serie von vermeintlich leichteren Gegner folgt. Wozu eigentlich auch Göppingen zählte, das im Hinspiel noch 34:28 besiegt wurde. Die Niederlage nun war ein kaum erwarteter Dämpfer, den es tunlichst im folgenden Heimspiel gegen den Vorletzten Minden zu korrigieren gilt. Dass der Blick perspektivisch nach oben geht, unterstreicht die Personalplanung. Erlangen hat selbige in gewohnt vorausschauender Manier bereits weitgehend abgeschlossen und kürzlich das Ende von Steffen Fäth beim HCE verkündet.

Der Vertrag des Europameisters von 2016 wird nicht verlängert, Fäth ist im Vollbesitz seiner Kräfte zwar nach wie vor eine Topkraft, das war der 33-Jährige aber in seiner Zeit beim HCE zu selten - er quälte sich vielmehr mit schier endlosem Verletzungspech durch die Spielzeiten. Für ihn kommt der Schwede Jonathan Svensson vom schwedischen Meister Ystadt. Der Rückraumspieler ist in der laufenden Saison unter anderem als erfolgreicher Torschütze in der European League auffällig, wo der wuchtige Rechtshänder die meisten Feldtore erzielt hat, was dem 25-Jährigen auch das Interesse von Großklubs wie Flensburg-Handewitt einbrachte.

Die Erlanger indes haben sich auf Initiative von Trainer Alonso intensiv um die Dienste des 1,95 Meter großen Modellathleten bemüht, was ihnen letztlich den Zuschlag einbrachte. Zudem könnte sich die skandinavische Fraktion weiter vergrößern, denn nach SZ-Informationen sind auch Verhandlungen mit dem dänischen Linkshänder Mads Peter Lönborg vom Erstligisten Kolding weit gediehen. Ein Blick auf die Verträge der aktuellen Spieler legt nahe, dass er den zweiten Europameister im HCE-Kader ersetzen könnte, denn der Vertrag von Rechtsaußen Johannes Sellin läuft ebenfalls aus. Lönborg kann zudem im rechten Rückraum spielen.

Mit Kapitän Niko Link, 32, wird hingegen um ein weiteres Jahr verlängert, was ebenso für Co-Trainer Olafur Stefansson gilt. Der 49-jährige ehemalige Topspieler vertagt seine Ambitionen auf einen Cheftrainer-Posten um eine weitere Saison. Auch Kreisläufer Tim Zechel wird dem EHC erhalten bleiben. Der 26-Jährige, der in Erlangen zum Nationalspieler reifte und für die WM nachnominiert worden war, steht dem Vernehmen nach bei einigen potenten Konkurrenten auf der Wunschliste. Mindestens kommende Saison soll Zechel, von dessen Qualitäten im Abwehr-Innenblock auch Bundestrainer Alfred Gislason angetan ist, aber noch den Aufschwung der Erlanger befördern.

Die Grundlagen dafür müssen freilich in den kommenden Wochen gelegt werden, nach Minden folgen die Partien gegen Wetzlar, Lemgo, Hamburg, Leipzig und Hamm-Westfalen. Bis auf die Hanseaten allesamt Gegner, die jetzt schon hinter Erlangen rangieren.

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