Handball-Bundesliga:Mit freien Köpfen nach Hamburg

Handball-Bundesliga: Steffen Fäth (li., am Ball) ist wieder fit und für den HC Erlangen eine wichtige Option. Wie Neu-Nationalspieler Tim Zechel (re.), der seinen Pass erwartet.

Steffen Fäth (li., am Ball) ist wieder fit und für den HC Erlangen eine wichtige Option. Wie Neu-Nationalspieler Tim Zechel (re.), der seinen Pass erwartet.

(Foto: Wolfgang Zink/Imago)

Der souveräne Sieg gegen den Bergischen HC nimmt nach drei Niederlagen in Folge viel Druck vom HC Erlangen. Nun kann sich der Tabellen-13. in aller Ruhe auf das Pokal-Halbfinale vorbereiten.

Von Ralf Tögel, Erlangen

Christopher Bissel brachte es auf den Punkt: "Wenn wir diesen Biss, diese Power und diese Geschlossenheit jedes Mal gezeigt hätten, dann müssten wir jetzt nicht über Abstiegskampf reden." Damit sprach der Linksaußen des HC Erlangen, der einmal mehr mit gutem Beispiel vorangegangen war, nach der Partie gegen den Bergischen HC im Sky-Interview die Inkonstanz in den Spielen der Mittelfranken an, die sie in unangenehme Nähe zu den beiden Abstiegsplätzen gebracht hat. Nach dem 30:23-Erfolg gegen den Bergischen HC vor knapp 3400 begeisterten Zuschauern beträgt der Abstand zur gefährlichen Zone wieder acht Zähler, mehr Ruhe sollte indes die gezeigte Leistung in die Reihen der Erlanger bringen.

Denn der Sieg war souverän herausgespielt und offenbarte wieder einmal die Möglichkeiten, die in diesem Kader stecken. Vor allem die intensive Abwehrleistung mit einem starken Klemen Ferlin im Tor war Grundlage für den Erfolg, Erlangen gestattete den Gästen nur einmal eine Führung - zum 1:0. Fortan bestimmte der Gastgeber die Partie, dem nur in der Anfangsphase deren Bedeutung anzumerken war. Zuvor hatten die Erlanger dreimal in Serie verloren, vor allem das 29:34 vor Wochenfrist in Stuttgart schmerzte, denn die Schwaben sind ein direkter Konkurrent in Sachen Ligaverbleib.

Nach einer kleinen Schwächephase, die von den Gästen sofort genutzt wurde, um auf 6:7 aufzuschließen, kam die Offensive der Gastgeber immer besser ins Rollen - und die hat ja einiges zu bieten. Den starken Distanzschützen Simon Jeppsson zum Beispiel, mit sieben Treffern einmal mehr bester HCE-Schütze. Oder Steffen Fäth, der oft verletzte ehemalige Nationalspieler, der dem Rückraum eine wichtige Option ist. Linkshänder Antonio Metzner, der nimmermüde mit Höchsteinsatz in die gegnerischen Deckungsreihen stürmt, oder die flinken Außen Christopher Bissel, der dem Gegner zudem mehrere Bälle abfing, und Hampus Olsson, die immer wieder Nadelstiche per Konter setzten. Zur Pause führte Erlangen bereits mit fünf Toren (13:8) und leistete sich auch nach dem Wechsel, wie oft in der jüngeren Vergangenheit, keine Schwächephase mehr.

Neue Konstanz: Als Nationalspieler Sebastian Firnhaber Anfang der zweiten Halbzeit mit Rot vom Feld muss, bleibt der HCE ruhig

Selbst als Sebastian Firnhaber fünf Minuten nach Wiederanpfiff wegen eines Wechselfehlers im Übereifer seine dritte Zeitstrafe kassierte und mit der roten Karte vom Feld musste, blieben die Kollegen ruhig. Denn der Nationalspieler ist nicht nur am Kreis gesetzt und hatte bis dahin drei Treffer erzielt, der Nationalspieler ist auch im Mittelblock ein zentraler Abwehrspieler. Derlei Schwächungen hatten das Team in der Vergangenheit immer wieder aus dem Konzept gebracht - nicht so am Donnerstagabend. Erlangen bestimmte das Spiel, zog immer weiter davon, beim 27:18 zehn Minuten vor dem Ende war es entschieden. Die Souveränität war umso bemerkenswerter, da Abwehrchef Petter Overby und der in herausragender Form befindliche Linkshänder Christoph Steinert verletzt fehlten.

Für Erlangens Trainer Raul Alonso kommt der Erfolg kaum überraschend, er kenne ja die täglichen Trainingsleistungen. "Wir hatten nicht über 60 Minuten die nötige Beständigkeit", erklärte der Trainer den Unterschied zu den Misserfolgen der vergangenen Wochen. Die Schwankungen seien Teil eines Prozesses, so Alonso, der ja erst im Januar den geschassten Michael Haaß beerbt hatte. Ein System zu ändern und eine neue Spielidee zu vermitteln, benötige nun mal Zeit. "Wir bewegen uns auf einem guten Weg", findet Alonso, sein Projekt sei auf die Zukunft ausgerichtet: "Dafür machen wir jetzt die ersten Schritte." Entscheidend sei die Entwicklung, so Alonso, und beharrlich daran zu arbeiten: "Wir müssen nach schlechten Leistungen, aber auch nach guten wie jetzt, bei uns bleiben."

Nun haben die Spieler vier Tage Kurzurlaub, um die Köpfe freizubekommen. Am Wochenende ist Länderspielpause, dann steht das Saisonhighlight an: Erlangen spielt im Pokal-Halbfinale beim Final Four in Hamburg (Samstag, 23. April, 16.10 Uhr) gegen den SC Magdeburg. Gegen "den Überflieger der Saison", wie Alonso den Tabellenführer nennt, auf den er sein Team gebührend vorbereiten will - vielleicht ja mit Christoph Steinert und Petter Overby.

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