Handball-Bundesliga:Im Osten blüht der Handball auf

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Leipzigs Philipp Weber: Nächste Saison in der höchsten Liga

(Foto: imago/foto2press)
  • Erstmals seit zwölf Jahren werden wieder drei Ostvereine in der Handball-Bundesliga spielen: Magdeburg, Eisenach und Leipzig.
  • Dass der SC DHfK Leipzig den Sprung vom Viertligisten ganz nach oben geschafft hat, verdankt er auch Stefan Kretzschmar.
  • Eisenach muss noch um den Austragungsort für die Heimspiele bangen.

Von Saskia Aleythe

Es geht nicht immer nur ums Bällewerfen beim Handball, manchmal geht es auch ums Wandern. "Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land, den Beutel auf dem Rücken, die Klampfe in der Hand", singen die Fans des ThSV Eisenach oft - und gerade am liebsten. Der Klub hat den Aufstieg in die Bundesliga geschafft und kann in der kommenden Saison besonders schön wandern: Durch den Harz Richtung Magdeburg oder die Saale-Unstrut-Region nach Leipzig. Drei Klubs aus dem Osten sind von Herbst an in der stärksten Handball-Liga der Welt vertreten - das gab es seit zwölf Jahren nicht mehr.

Die Eisenacher sind nicht neu, sie folgen einem Jojo-Effekt: voriges Jahr runter in die zweite Liga, dieses Jahr wieder rauf. Der SC Magdeburg ist eh immer erstklassig, ganz anders ist die Lage in Leipzig: Der SC DHfK sicherte sich den ersten Bundesliga-Aufstieg seit dem Mauerfall. "Wir sind wahnsinnig glücklich und stolz", sagt Leipzigs Geschäftsführer Karsten Günther, "am Anfang war das eine abgefahrene Idee, jetzt hat es tatsächlich geklappt."

Am Anfang, das war 2007, als sich die Männer-Handballabteilung des Klubs neu gründete, seit 1995 hatte es keine gegeben. Doch der Standort mit seiner Sportuniversität und seinen Sportinternaten erschienen Günther und der Klubführung ideal für einen neuen Versuch, Handball zu etablieren - sechs Mal hatte der Klub schließlich den (ost-)deutschen Titel gewonnen, 1966 gar den Europacup der Landesmeister. "Wir wurden von vielen belächelt für unsere Idee", sagt Günther, "da war es schwer, Sponsoren zu überzeugen." Die Lösung hieß Kretzschmar. Von der vierten in die erste Liga in acht Jahren - das wäre ohne diesen Namen kaum möglich gewesen.

Der Name Kretzschmar spielt in Leipzig eine große Rolle. Waltraud Kretzschmar gehörte beim SC Leipzig zu den besten Handballerinnen der DDR, Peter Kretzschmar trainierte ihren Klub sowie die Frauen-Auswahl der DDR - logisch, dass sich Sohn Stefan selbst auch einen Platz in der Handball-Historie der Stadt sichern wollte. 2009 ließ sich der ehemalige Nationalspieler von Günther überzeugen und kam zurück in seine Geburtsstadt. Bei seinem Herzensverein SC Magdeburg, wo er elf Jahre lang gespielt und die Champions League gewonnen hatte, wurde er nach zwei Sportdirektoren-Jahren eher kühl verabschiedet. In Leipzig ist er formal Aufsichtsratsmitglied, tatsächlich aber Glücksbringer: Wo er hinkommt, fließen Sponsorengelder.

Vorfreude auf die Derbys

Kretzschmar hat Kontakte und weiß sie zu nutzen: 2010 überzeugte er den Unternehmer Andreas Rudolph, den Verein zu unterstützen, ein unterer fünfstelliger Betrag verschaffte dem Drittligisten ein kleines Polster. "Zur damaligen Zeit war das ein wichtiger Faktor", sagt Günther. Seit dem Aufstieg in die zweite Liga geht es wieder ohne Rudolph, den Etat hat Leipzig von einst 50 000 Euro auf mittlerweile 1,6 Millionen gesteigert. Mit dem Bundesliga-Aufstieg kommen weitere 500 000 Euro dazu.

Visionen und Mut prägen die Leipziger Erfolgsgeschichte, dazu glückliche Fügungen - der Abstieg des Zweitligisten Concordia Delitzsch verhalf dem Team 2010 zu etlichen erfahrenen Spielern, zudem wurde der Fokus auf den Nachwuchs gelegt. "Unser Team besteht fast zur Hälfte aus eigenen Talenten", sagt Günther. Die A-Jugend hat gerade die deutsche Meisterschaft gewonnen. Aber gesucht wird auch in der Ferne, soeben verpflichtet wurde der russischen Nationalspieler Sergej Schedik, 24.

Wenn im Herbst die neue Bundesliga-Saison beginnt, freut man sich in Leipzig und Eisenach natürlich auf den Serienmeister THW Kiel, aber fast noch mehr auf die Derbys in der Region. "Das waren schon immer tolle Duelle", sagt Eisenachs Präsident Gero Schäfer, "da wird die Halle ausverkauft sein."

Wobei das mit der Halle noch ein Problem ist: Die Handball-Bundesliga (HBL) erteilte den Thüringern die Lizenz mit einer Auflage, sie fordert eine zweite Tribüne. Die ist geplant - allerdings mit Baubeginn 2016. Sollte die Liga hart bleiben, müsste der Verein nach Rotenburg an der Fulda ausweichen, etwa 50 Kilometer entfernt.

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