Handball:Ansteckend enthusiastisch

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Geschafft: Rolf Brack bei seinem ersten Heimspiel als Coach der HC Erlangen. (Foto: imago images/Zink)

"Ich habe den Spielern vielleicht 2,5 Prozent von dem, was über Balingen zu sagen wäre, mitgeteilt": Mit dem neuen Trainer Rolf Brack entledigt sich der HC Erlangen seiner Abstiegssorgen.

Von Sebastian Leisgang

Da stand er also, mit den Händen fuchtelnd, die Schweißperlen auf der Stirn, als habe er bei den vergangenen 60 Minuten selbst auf dem Spielfeld gestanden. Rolf Brack, 66, war geschafft, als die Arbeit getan war. Soeben hatte der HC Erlangen den HBW Balingen-Weilstetten in der Handball-Bundesliga 32:27 (17:13) geschlagen, nun stand Brack auf dem Spielfeld und erklärte: wie er seine Mannschaft auf das Spiel vorbereitet hatte, wie zufrieden er war mit dem Auftritt, woran er mit seinem Team nun arbeiten werde. Er zählte auf: Aggressivität, Überzahlspiel, Gegenstöße, Tempo im Positionsangriff. Dann sagte er: "Es ist eine Menge zu tun. Wenn ich das alles noch verbessern will, brauche ich drei Jahre."

Der Punkt ist: Brack, erst in der vergangenen Woche für Adalsteinn Eyjolfsson eingesprungen, hat nur etwas mehr als drei Monate, dann endet sein Engagement in Erlangen. Auch deshalb muss er sich selbst manchmal bremsen. Etwa dann, wenn er seine Mannschaft auf ein Spiel einstimmt. "Ich habe mich extrem bemüht, alles was ich über Balingen weiß, für mich zu behalten", sagte Brack nach seinem ersten Heimspiel als Erlanger Trainer. Er habe seinen Spielern "vielleicht 2,5 Prozent von dem, was über Balingen zu sagen wäre, mitgeteilt, damit man sich wirklich voll auf die eigenen Dinge konzentrieren kann". Auch darum geht es jetzt ja für Brack: sich selbst - weil es die Umstände nun mal erfordern - untreu zu werden.

Am Donnerstagabend hatten sich die Erlanger Fans nicht nur erhofft, dass ihre Mannschaft gewinnt, sondern auch, dass sie ihnen die Sorgen nimmt. Die Sorgen vor Spannung im abschließenden Saisondrittel, die Sorgen vor dem Abstiegskampf. Dass es der Mannschaft gelungen ist, ihren Anhängern diese Sorgen tatsächlich zu nehmen, lag nicht zuletzt an Christopher Bissel. Das Team spiele nicht anders als unter Eyjolfsson, sagte der Linksaußen am Donnerstagabend. Aber: Der Enthusiasmus, mit dem Brack seiner Arbeit nachgehe, der stecke an. "Er schickt einem privat Videos und Screenshots von Fehlern und guten Aktionen, und er ist Tag und Nacht vor seinem Rechner und analysiert. So eine Bereitschaft ist ein Vorbild für jeden Spieler", erklärte Bissel. Auch er hatte den Schweiß auf der Stirn stehen.

© SZ vom 15.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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