Handball - Altenholz:Kieler Handballer erhalten Meisterschale vor leeren Rängen

Altenholz
Der Kieler Kapitän Domagoj Duvnjak (l.) und Kiels Trainer Filip Jicha präsentieren die Meisterschale. Foto: Frank Molter/dpa (Foto: dpa)

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Kiel (dpa) - Ohne Fans, ohne Sektfontänen, dafür mit Abstand und Schutzmasken. Vor leeren Rängen haben die Handballer des THW Kiel erstmals nach fünf Jahren wieder die Meisterschale in die Luft gereckt. Wegen der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie mutete die feierliche Ehrung des neuen Handballmeisters am Donnerstag etwas bizarr an. "Das war einfach surreal, sich so dafür feiern zu lassen vor einer fast leeren Halle", sagte Nationalspieler Hendrik Pekeler.

Außer der Mannschaft, Betreuern, Vereinsvertretern und Offiziellen waren nur Pressevertreter in der Halle, in die zu den Heimspielen des THW regelmäßig mehr als 10 000 Fans kommen. Die Spieler nahmen auf einem Podest auf Hockern Platz - mit Mund-Nase-Schutz im "Zebra-Look", weißen Handschuhen und Abstand. Der norwegische Rückraumspieler Harald Reinkind war aus Studiengründen nicht dabei. Dafür leuchtete sein Bild von einer LED-Wand.

Die Meisterschale selbst hatte eine Delegation von Vorjahresmeister SG Flensburg-Handewitt im Beisein von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in Eckernförde an den THW Kiel übergeben. "Ich freue mich, dass die Schale in Schleswig-Holstein bleibt", sagte Günther, der "seit 35 Jahren THW-Fan ist und die Schale gerne an meinen Lieblingsverein übergibt" im TV-Sender Sky.

Mit dem Kieler Mannschaftsbus fuhr der Regierungschef zur Zeremonie direkt in die Halle. Der THW sei am Ende der Saison, deren Abbruch alternativlos gewesen sei, verdient zum 21. Mal Meister geworden, sagte Liga-Präsident Uwe Schwenker. Er äußerte die Hoffnung, dass die Bundesliga in "absehbarer Zeit wieder vor Zuschauern spielen kann".

Für Filip Jicha gab es am Ende seiner ersten Saison als verantwortlicher Coach gleich doppelt Grund zum Feiern. Der 38-Jährige wurde als Trainer der Saison geehrt, sein Rückraumstar Domagoj Duvnjak als wertvollster Spieler gekürt. Trotz der Umstände sei die Würdigung ihrer Leistung für seine Spieler wichtig gewesen, sagte Jicha. Er hätte gerne weitergespielt, auch die Champions League und den Pokal: "Ich habe diese Lust und Laune gespürt. Ich sage nicht, dass wir das Triple geholt hätten, aber es war viel mehr Freude drin." Seine Mannschaft sei vor dem Saisonabbruch wirklich gut drauf gewesen.

Ähnlich sah dies Duvnjak: "Das ist auf jeden Fall sehr schade. Wir wollten bis zum Ende kämpfen." Seine Mannschaft ist für beide Finalturniere qualifiziert. Den Meistertitel habe sein Team verdient gewonnen.

THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi sagte: "Es ist emotional nicht vergleichbar, aber dennoch ein schöner Tag für den Club." Seine Spieler bekamen ihre Medaillen nicht, wie eigentlich bei solchen Zeremonien üblich, um den Hals gehängt. Sie durften sich diese einzeln von einem Tisch holen und selbst umhängen. Dies fühle sich anders an, sagte der österreichische Rückraumspieler Nikola Bilyk. "Wir hätten das so, so gerne fertig gespielt."

Am 21. April hatte die große Mehrheit der 36 Clubs aus der 1. und 2. Bundesliga entschieden, die Saison wegen der Corona-Krise abzubrechen. Zum Meister wurde nach 26 Spieltagen Tabellenführer THW Kiel erklärt. Erstmals seit fünf Jahren haben die Norddeutschen damit wieder den Titel gewonnen. Der Meister der beiden Vorjahre, die SG Flensburg-Handewitt, wurde Zweiter.

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