Süddeutsche Zeitung

Handball-Affäre:Druck auf Schwenker wächst

Die Ermittlungen in der Handball-Korruptionsaffäre weiten sich aus: Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft auch noch wegen Betrugsverdachts.

Die Staatsanwaltschaft Kiel hat ihre Ermittlungen im Rahmen des Manipulationsskandals um den deutschen Handball-Meister THW Kiel ausgeweitet. Oberstaatsanwalt Uwe Wick bestätigte am Dienstag Berichte der Hamburger Morgenpost und von Radio NDR 1 Welle Nord, wonach gegen den ehemaligen THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker, Ex-Trainer Zvonimir Serdarusic und dessen Bekannten Nenad Volarevic nun auch wegen des Verdachts des versuchten Betrugs ermittelt werde. Bisher war nur der Tatbestand der Untreue untersucht worden.

Der Europäische Handball-Verband EHF hätte die Siegprämien an Kiel nicht ausgezahlt, wenn er von den angeblichen Manipulationen gewusst hätte, sagte Wick zur Begründung. Die EHF hatte den ersten Champions-League-Titel des THW Kiel mit 160 000 Euro honoriert, die der unterlegene Finalist SG Flensburg im Fall nachgewiesener Manipulation einklagen will.

Wick bestätigte auch, dass am Dienstag einer der THW-Gesellschafter vernommen worden sei. Dieser sei mit seinem Rechtsbeistand erschienen, habe aber seine Aussage verweigert. Da er als Zeuge gehört werden sollte, habe er jedoch nach Auffassung von Staatsanwalt und Richter kein Recht auf Aussageverweigerung. Gegen den Gesellschafter wurde ein Ordnungsgeld verhängt, ersatzweise drei Tage Ordnungshaft. Allerdings ist die Strafe noch nicht rechtskräftig, da der Rechtsbeistand des Zeugen Beschwerde eingelegt hat. Die Entscheidung liegt beim Landgericht.

Am Osterwochenende hatte THW-Gesellschafter Georg Wegner erstmals eingeräumt, schon seit Juli 2008 von den Bestechungsvorwürfen gewusst zu haben. Damals habe die Ehefrau von Kiels Ex-Trainer Zvonimir Serdarusic, "erkennbar von Hass geprägt", in einem Gespräch "schwere Anschuldigungen" gegen den inzwischen zurückgetretenen Manager Schwenker erhoben. Gleichzeitig hatte Wegner betont, dass kein Gesellschafter von Spielmanipulationen oder dubiosen Zahlungen vor den angeblich manipulierten Champions-League-Spielen oder vorgenommenen "Geldabflüssen" von insgesamt 152 000 Euro Kenntnis hatte.

Wegner hat sich inzwischen mit Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann getroffen. Bohmann soll sich dabei über die Informationspolitik des deutschen Rekordmeisters beschwert haben. Der Hamburger Morgenpost sagte er über das Treffen am Dienstag: "Ein offenes und ehrliches Gespräch. Letztlich kann nur Schwenker mit einer Aussage die Geschichte aufklären."

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