Hamiltons Sieg in Suzuka:Hellwach in Kurve eins

Japan Formula One Grand Prix

Lewis Hamilton (links) zieht an Nico Rosberg vorbei.

(Foto: dpa)

Von René Hofmann

Selten ist ein Sieger seltener im Bild gewesen: Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Japan, das 14. von 19 Formel-1-Rennen der Saison, gewonnen. Der 30 Jahre alte Brite dominierte die Wettfahrt auf dem Suzuka International Circuit bei sonnigem Wetter dermaßen souverän, dass er den Kameramännern kaum einen Blick wert war. "Es ist großartig, wieder hier oben zu stehen", freute sich der Titelverteidiger nach seinem achten Triumph 2015.

"Besser kann man hier heute nicht fahren", lobte Niki Lauda, der Oberaufsichtsrat des Mercedes-Teams. Selbst ein Beinahe-Plattfuß hatte Hamilton nicht aus der Bahn geworfen. "Wir sind in der Spur", bilanzierte Teamchef Toto Wolff. Insgesamt ist es Hamiltons 41. Sieg in der höchsten Kategorie des Motorsports, womit er zu seinem Idol Ayrton Senna aufschließt. Auf mehr Formel-1-Siege kommen lediglich Sebastian Vettel (42), Alain Prost (51) und Michael Schumacher (91).

Mercedes bringt beide Autos ins Ziel

Zum ersten Mal seit dem Großen Preis von Belgien brachte Mercedes wieder beide Autos ins Ziel. Nico Rosberg wurde zum sechsten Mal in diesem Jahr Zweiter. "Das geht leider in die falsche Richtung", sagte er mit Blick auf die Gesamtwertung, "ich hätte heute einen Sieg gebraucht, das habe ich leider nicht geschafft". Rosbergs Rückstand in der Fahrerwertung vor dem Großen Preis von Russland, der in zwei Wochen gestartet wird, beträgt 48 Punkte.

Gesamtrang drei mit 59 Zählern Abstand auf Hamilton festigte durch seinen dritten Platz in Suzuka Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel; der viermalige Weltmeister durfte zum zehnten Mal im roten Overall an einer Siegerehrung teilnehmen. "Ich habe alles versucht, mehr ging nicht", kommentierte er.

Entscheidend für Hamiltons Erfolg waren gleich die ersten Meter. Auf diesen schob er sich beherzt auf der Innenspur an Nico Rosberg vorbei, der auf der Pole-Position geparkt hatte, weil er in der Qualifikation davon profitiert hatte, dass die Zeitenjagd wegen des Überschlags des Russen Daniil Kwjat im Toro Rosso vorzeitig abgebrochen worden war. Zum zehnten Mal in diesem Jahr standen die beiden Mercedes-Männer einträglich nebeneinander vor der Startampel. Als diese ausging, war es mit der Ordnung schnell vorbei. Hamilton attackierte Rosberg hart und entschlossen. Rosberg aber wollte sich darüber nicht beschweren.

Bottas überrumpelt Rosberg

Im Duell mit seinem Teamkollegen musste Rosberg nicht nur seine Spitzenposition räumen, er geriet auch kurz neben die Strecke, was Valtteri Bottas im Williams und Sebastian Vettel nutzten, um ebenfalls vorbei zu schlüpfen. "Lewis hatte einfach den besseren Start", räumte Rosberg ein. Für ihn wurde es ein harter Kampf, es in den folgenden 53 Runden wieder an Bottas und Vettel vorbei zu schaffen. Bottas überrumpelte Rosberg mit einem feinen Überholmanöver, an Vettel kam er mit einem sogenannten Undercut beim zweiten Boxenstopp vorbei: Rosberg hielt früher und nutzte den Vorteil der frischen Reifen für ein paar schnelle, entscheidende Runden.

Sein Teamkollege konnte sein Rennen kontrollierter gestalten. Bereits nach der ersten Runde war Hamilton seinem ärgsten Verfolger um 1,6 Sekunden enteilt, einen Umlauf darauf waren es schon mehr als zwei Sekunden Vorsprung. Zehn Sekunden sollte er zwischen sich und den Führenden des Feldes legen, bekam Hamilton vom Kommandostand aus geraten. An diese Vorgabe hielt er sich. Vor dem ersten Boxenhalt war Hamilton Vettel um elf Sekunden voraus, nach dem zweiten Stopp waren es schnell wieder 13 Sekunden Differenz. Das Ziel erreichte er nach 1:28:06 Stunden fast 19 Sekunden vor Rosberg.

Alonso schimpft heftig

Ein gutes Rennen erlebte Nico Hülkenberg. Obwohl er wegen eines vermeidbaren Unfalls in Singapur eine Strafe erhalten hatte und in der Startaufstellung um drei Positionen auf Platz 14 gerückt worden war, wurde er in seinem Force India Sechster. "Suzuka ist immer ein Highlight. Die Strecke ist einfach ein Spaßfaktor Nummer eins", sagte Hülkenberg, der der Meinung war: "Selbst von weiter vorne wäre nicht mehr möglich gewesen."

Den Funkspruch des Rennens setzte Fernando Alonso, 34, ab. Der Weltmeister der Jahre 2005 und 2006 wurde im McLaren überrundeter Elfter und schimpfte auf dem Weg dorthin, als er vom 17 Jahre alten Niederländer Max Verstappen im Toro Rosso überholt wurde, über seinen Honda-Motor: Das Aggregat fahre sich wie eines aus der Nachwuchsserie GP2. In Japan, wo der Konzern beheimatet ist, dürften sie das gar nicht gerne gehört haben.

Die kurioseste Szene des Rennens lieferte Carlos Sainz junior: Auf dem Weg zum Boxenstopp verpasste der Spanier fast die Abbiegespur. Erst in letzter Sekunde lenkte er seinen Toro Rosso von der Strecke - und traf dabei ein Schild, das die Zufahrt zur Boxengasse anzeigt und sich splitternd in viele Teile auflöste.

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