Formel 1:Hamilton ist ein Besonderer unter den Großen

F1 Grand Prix of Mexico

Fünffacher Weltmeister: Lewis Hamilton.

(Foto: AFP)

Der Brite kann der erfolgreichste Rennfahrer der Geschichte werden, weil er im Computer-Zeitalter der Formel 1 eine Fähigkeit mitbringt, die man nicht ausrechnen kann: Nervenstärke.

Kommentar von René Hofmann

Als Lewis Hamilton vor elf Jahren in die Formel 1 kam, gab es auch Zweifler. Mit zarten 13 Jahren war Hamilton in das Nachwuchsprogramm des Traditionsteams McLaren aufgenommen worden, mit 22 stieg er zum Formel-1-Piloten für den Rennstall auf, der damals noch als Topadresse der Königsklasse galt. Ist er wirklich so talentiert, fragten damals nicht wenige, oder setzt das Team darauf, allein mit seiner dunklen Hautfarbe Aufmerksamkeit zu sammeln? Inzwischen weiß alle Welt: Ja, dieser Lewis Hamilton ist wirklich ein außergewöhnlich guter Autofahrer. Und seit diesem Sonntag nun ist es amtlich: Erfolgreichere hat es nur wenige geben. Fünf Formel-1-Titel: So viele sammelte nur der Argentinier Juan Manuel Fangio (zwischen 1951 und 1957). Mehr Titel sammelte überhaupt nur einer: Michael Schumacher; zwischen 1994 und 2004 wurde er sieben Mal Champion.

Fangio, Hamilton, Schumacher: Dieser Akkord wird nun immer zu hören sein, wenn die Rede auf die wirklich herausragenden Formel-1-Größen kommt. Direkte Vergleiche hinken, weil der Motorsport sich noch stärker als die meisten anderen Disziplinen ständig weiterentwickelt. Fangio triumphierte in Serie, weil er so mutig war, sein Leben wirklich bei jeder Gelegenheit auf die Strecke zu werfen. Schumacher war ein Arbeitstier, was sich zu der Zeit, als er allen anderen auf und davon fuhr, noch auszahlte, weil quasi unbegrenzt getestet werden durfte.

Lewis Hamilton hat par excellence vorgeführt, Nerven zu bewahren

Mut und Fleiß sind auch heute noch wichtige Kriterien, um in der Formel 1 erfolgreich zu sein, aber es sind nicht mehr die entscheidenden. Seit die Autos zu rollenden Rechnern wurden, deren maximale Leistungsfähigkeit am Computer und in Simulatoren zuvor auf die vierte Nachkommastelle genau bestimmt wurde, geht es vor allem darum, im entscheidenden Moment dem Maximum nahezukommen und in den Duellen mit den Gegnern auf der Strecke die Nerven zu bewahren. Genau das hat Lewis Hamilton in diesem Jahr par excellence vorgeführt. Und damit hat er seinen großen Gegenspieler, Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel, für den es ebenfalls um den fünften Titel ging, zermürbt. Das Gegeneinander der beiden war unterhaltsam. Es war denkwürdig. Und es hatte einen eindeutigen Sieger.

Lewis Hamilton hat nun zum zweiten Mal nacheinander gegen einen Rivalen gewonnen, der nicht für das gleiche Team fährt wie er. Damit hat er bewiesen, dass er auch nach der Niederlage, die ihm sein Teamkollege Nico Rosberg 2016 zufügte, noch vor Ehrgeiz brennt. Den Deutschen hatte Hamilton in den beiden Jahren zuvor im teaminternen Duell bezwungen. Seinen ersten Titel hatte Hamilton 2008 mit McLaren erobert.

Mit zwei unterschiedlichen Teams vorauszujagen, sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen zu lassen, im Infight ebenso überzeugend zu sein wie bei Duellen auf Distanz: Die Liste zeigt, dass Hamilton nicht nur ein Großer seines Sports ist, sondern dass er unter den Größten ein Besonderer ist. Als er 2007 in die Serie startete, wurde er noch stets von seinem Vater begleitet, der ihn begluckte wie eine Eislaufmutter. Inzwischen ist Lewis Hamilton 33 Jahre alt und führt ein Leben, das in seinen öffentlichen Seiten an das so mancher Popstars erinnert. Auch das ist etwas ganz Besonderes.

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