Hamilton in Silverstone:Genervt von Vergleichen mit Clark und Mansell

Hamilton in Silverstone: 8:1 führt Lewis Hamilton im teaminternen Qualifying-Vergleich mit Nico Rosberg.

8:1 führt Lewis Hamilton im teaminternen Qualifying-Vergleich mit Nico Rosberg.

(Foto: AP)
  • Zum achten Mal in dieser Formel-1-Saison steht Lewis Hamilton auf der Pole Position.
  • Beim Qualifying von Silverstone distanziert er Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg um 0,113 Sekunden.
  • Hamilton kann beim Rennen am Sonntag nun als dritter Brite den dritten Heimsieg perfekt machen. Doch die Vergleiche mit Clark und Mansell nerven ihn gewaltig.

Von Elmar Brümmer, Silverstone

Neuntes Rennen der Saison, zum achten Mal Lewis Hamilton auf der Pole Position. Das mag nach Langeweile klingen, aber nur so lange, bis der Abstand auf Nico Rosberg aufleuchtet: 0,113 Sekunden. Das ist fast nichts auf der knapp sechs Kilometer langen Flugplatzrunde in der Grafschaft Buckinghamshire. Damit ist der Wiesbadener zum sechsten Mal Zweiter hinter seinem Mercedes-Teamrivalen, Hamilton zelebriert eine historische Marke. Und der Start beim Großen Preis von Großbritannien wird wohl das werden, was die britischen Kommentatoren so gern einen "cracker" nennen: Großes Rennfeuerwerk.

Noch einmal wird diese Startprozedur von der Elektronik bestimmt, beim vorherigen Grand Prix spielte diese Hamilton einen Streich - und Rosberg machte seinen dritten Sieg innerhalb von vier Rennen perfekt. Vor der Qualifikation in Silverstone hat Hamilton seine Kupplung umbauen lassen, und das beflügelte ihn im entscheidenden Abschnitt der zehn Besten zu einer Traumrunde. "Hammer-Time" nennt sich das. Den Silberpfeil in die Kurven schmeißen, dass die Räder hart an den Randsteinen entlang radieren, den vollen Schwung holen und herausbeschleunigen, das Eins-werden zwischen Mann und Maschine. Damit steht es im internen Qualifikationswettstreit bei Mercedes 8:1 für den Briten, der mit zehn WM-Punkten in der Gesamtwertung vorn liegt. Über dieses Verhältnis definieren sich zugleich der eigenen Stellenwert und das Selbstvertrauen. Angreifer Rosberg war die knappe Niederlage jedenfalls deutlich anzumerken. Im Vorjahr hatte er in den Qualifikationen meist die Oberhand behalten.

"Es ist besonders, dass ich das hier geschafft habe"

Lewis Hamilton war nach der Tagesbestzeit in bester Laune. Es war die 46. seiner Karriere, damit hat er in der ewigen Bestenliste Sebastian Vettel überholt und ist Dritter hinter Michael Schumacher und Ayrton Senna. Seine Statements waren eher ein Rap-Sprechgesang, der Rhythmus hieß Zuversicht: "Es ist ein besonderer Tag, und es ist besonders, dass ich das hier geschafft habe. Das motiviert mich fürs Rennen. Denn bis dahin hatte ich nicht das einfachste aller Wochenenden. Bei der Abstimmung des Autos gab es eine Menge Aufs und Abs." Doch genau diese Comeback-Fähigkeit macht den 30-Jährigen aus: "Auf der entscheidenden Runde konnte ich alles herausholen."

Nico Rosbergs erster Anlauf war ebenfalls nahezu perfekt. "Richtig gut" fand er den Versuch, und dachte: "Boah, das wird schwer für ihn, zurückzuschlagen." Doch das entpuppte sich als Trugschluss: "Es hat mich genervt, dass er dann doch besser war." Beim Versuch, das kurz vor Schluss noch einmal wett zu machen, spielten die Vorderreifen nicht richtig mit. Die Bürde beim neunten WM-Lauf liegt damit wieder auf dem Vorjahressieger Hamilton - nach Jim Clark und Nigel Mansell wäre er erst der dritte Brite, dem ein dritter Heimsieg gelingen könnte.

"Vor mir gab' es doch keinen farbigen Formel-1-Fahrer"

Hamilton weiß um die Ehre, aber sein Verhältnis zu allen historischen Vorbildern mit Ausnahme von Ayrton Senna ist gespalten. Am meisten nerven ihn diejenigen, die ihm sagen wollen, wer und wie er zu sein hat. "Eine Menge Menschen sagen mir, dass Jim Clark oder James Hunt das oder das getan hätten. Und ich frage dann zurück: Na und? Das ist meine Zeit. Und es ist meine Art, wie ich es mache. Wieso wollen die Leute immer, dass jeder das tut, was alle getan haben?" Er könne das nicht Ernst nehmen, schon aus dem einen Grund, den er mit diebischer Freude und gehörigem Sarkasmus anfügt: "Vor mir gab' es doch keinen farbigen Formel-1-Fahrer. Schon das unterscheidet mich doch von all meinen Vorgängern."

Der Tag der Deutschen war es jedenfalls nicht. Sebastian Vettel geriet mit dem Ferrari zu oft ins Rutschen, am Ende war sogar sein Teamkollege Kimi Räikkönen vor ihm - so was hat Seltenheitswert (erst einmal passiert in dieser Saison). Entsprechend mies war die Laune des Hessen. Was sich an der Qualität seiner Antworten ablesen lässt. Frage: Warum nur Sechster? Antwort: "Die anderen waren schneller." Zweiter Anlauf in der Forschung nach dem Warum: "Wir haben uns schwer getan, alles ans Laufen zu bringen. Ich habe mich nicht richtig wohl gefühlt im Auto." Und Räikkönen? "Er hat's besser hingekriegt. Und fertig."

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