Hamburger SV:Hochstätter statt Hoogma

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Uwe Seeler ist verzweifelt, der eine Sportchef-Kandidat fühlt sich desavouiert, der andere kostet Ablöse: Das Tohuwabohu beim abstiegsbedrohten HSV wird immer größer.

Das Tohuwabohu beim abstiegsbedrohten HSV wird immer größer. Nicht nur, dass der frühere HSV-Kapitän Nico-Jan Hoogma nicht mehr als neuer Sportchef zur Verfügung steht: Der 48-Jährige, der bisher als Sportlicher Leiter beim niederländischen Erstligisten Heracles Almelo wirkt, fühlt sich auch gekränkt und falsch dargestellt - und sagt das öffentlich.

"Nicht Dietmar Beiersdorfer hat mir abgesagt, sondern ich habe dem HSV abgesagt. Ich habe mich auch nicht angeboten, der Verein hat mich angerufen und zum Gespräch eingeladen. Wenn ich lese, dass Beiersdorfer alles umdreht, dann ist das nicht gut", sagte Hoogma dem Internetportal Sport1 und korrigierte damit eine Darstellung, die der Vorstandsvorsitzende des HSV am Wochenende nach dem 2:5 gegen Borussia Dortmund geäußert hatte ("Wir haben Nico abgesagt"). Über den Verlauf der Gespräche äußerte sich Hoogma, der von 1998 bis 2004 beim HSV gespielt hatte, ebenfalls enttäuscht: "Da war kein Vertrauen da. Als ich beim HSV spielte, war Didi Sportdirektor, und wir hatten ein ganz normales Spieler-Sportchef-Verhältnis. Es ist einfach nur traurig."

Der Berater des Investors ist sauer - und will keinen Rat mehr geben

Weniger aufsehenerregend verabschiedete sich ein anderer Kandidat für den Posten des Sportdirektors, der seit der Demission von Peter Knäbel im Mai kommissarisch von Beiersdorfer ausgeübt wird: Horst Heldt, zuletzt Sportvorstand beim FC Schalke 04, kommt ebenfalls nicht zum Zug. Nach Informationen der Sport Bild sollen er und Beiersdorfer sich darüber in einem Telefonat verständigt haben.

Damit richten sich immer mehr Blicke auf Christian Hochstätter. Der 53-Jährige ist Sport-Vorstand beim VfL Bochum. Seinen Vertrag bei dem Zweitligisten hat er erst kürzlich bis 2020 verlängert, eine Ausstiegsklausel gibt es nicht. Hans-Peter Villis, der Chef des Aufsichtsrats des VfL Bochum, bestätigte inzwischen, dass die Hamburger an Hochstätter interessiert seien. Dem Internetportal reviersport.de sagte Villis: "Wir haben ihm die Möglichkeit gegeben, mit den Hamburgern zu reden." Ohne entsprechende Ablöse aber dürfte er Hochstätter nicht ziehen lassen.

Der HSV hat aus den ersten zehn Spielen in dieser Saison nur zwei Punkte geholt. Aus einer ähnlichen Position schaffte in 53 Jahren Bundesliga noch kein Klub die Rettung. Ein neuer Sportdirektor soll nun im Winter mit frischem Geld von Klaus-Michael Kühne neue Spieler kaufen, aber auch im Umfeld des Investors gibt es Unruhe. Spielerberater Volker Struth, der vor einem halben Jahr vom ehemalige Fußball-Manager Reiner Calmund ins Spiel gebracht worden war, will dem Investor nicht länger als Ratgeber dienen. "Wenn kein Tipp umgesetzt wird, dann muss man akzeptieren, wenn Struth nicht weitermacht", sagte Calmund der Bild-Zeitung.

Einer will aber nicht zurücktreten: Beiersdorfer. Der 52-Jährige hat seit Sommer 2014 rund 90 Millionen Euro in neue Spieler investiert, zwei Sportchefs und drei Trainer entlassen. Jetzt sagt er: "Es geht nicht um mich, sondern nur um den HSV." Die Situation sieht der Vorstandschef als "große Herausforderung", weshalb er an die HSV-Profis appelliert: "Wir stehen in der Pflicht. Wir müssen unseren Glauben hervorholen." Der aber schwindet bei immer mehr Beobachtern. Klub-Ikone Uwe Seeler, 80, sagt über den Klassenverbleib: "Es würde einem Wunder gleichkommen." Tim-Oliver Horn, der Chef der HSV-Supporters, äußerte: "Es bricht mir das Herz, diese Truppe tötet alles, für das ich ein Leben lang gestanden habe."

© SZ vom 08.11.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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